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Die Stadt Heilbronn stellt ihren Klimaschutz-Masterplan vor

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Bis zum Jahr 2050 soll Heilbronn nahezu klimaneutral sein. Das ist in einem 180 Seiten starken Konzept festgelegt, in dem die verschiedenen Maßnahmen aufgeführt sind. In knapp 30 Jahren sollen die Treibhausgase um 90 Prozent reduziert sein, der Energiebedarf um 35 Prozent.

Daumen hoch von Eckart von Hirschhausen für den Masterplan: OB Harry Mergel (rechts) und Thomas Pöhlker von Energielenker Projects mit dem Schriftstück. 
Foto: Berger
Daumen hoch von Eckart von Hirschhausen für den Masterplan: OB Harry Mergel (rechts) und Thomas Pöhlker von Energielenker Projects mit dem Schriftstück. Foto: Berger  Foto: Berger, Mario

Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen." Nach diesem Zitat des Philosophen Seneca handelt jetzt auch Heilbronn. Bis zum Jahr 2050 soll die Stadt nahezu klimaneutral sein. Dafür wurde in den vergangenen anderthalb Jahren ein 180 Seiten starker Klimaschutz-Masterplan aufgelegt.

Wie ernst es den Verantwortlichen ist, wird allerdings nicht nur wegen des Schriftstücks, das in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft Energielenker Projects GmbH entstanden ist, klar, sondern auch durch die Gründung einer regionalen Gruppe der Scientists for Future. "Die Klimakrise ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit", betonte Oberbürgermeister Harry Mergel am Mittwoch. "Und wir stellen uns ihr in Heilbronn ganz bewusst."

Konkret hat sich Heilbronn drei wichtige Meilensteine bis 2050 vorgenommen. In den kommenden zwei Jahren ist das erste Ziel eine nachhaltige klimafokussierte Stadt. Erreicht werden soll das durch insgesamt elf Leitmaßnahmen, die durch Eckart von Hirschhausen, Pate der Heilbronner Scientists for Future, um den Punkt Gesundheitssektor ergänzt wurden. Sie sehen eine Stärkung der Energieagentur oder energieeffizientere Quartiere vor. Zur Umsetzung sollen Akteure wie die Parents for Future mit eingebunden werden.

Zu viel CO2-Ausstoß

Im zweiten Schritt soll die Stadtverwaltung bis zum Jahr 2030 klimaneutral und der Ausstoß an Treibhausgasen um 40 Prozent gesenkt werden.Wie wichtig das besonders für Heilbronn ist, zeigte Thomas Pöhlker von Energielenker Projects. "Die Stadt hatte 2015 eine Pro-Kopf-Emission von 9,1 Tonnen", rechnete er vor. Im Vergleich mit ganz Baden-Württemberg liegt Heilbronn zwei Tonnen über dem Durchschnitt. Auch wenn der CO2-Ausstoß im vergangenen Jahr um mindestens 20 Prozent reduziert wurde: Die Werte sind noch immer zu hoch. Um die Zahlen zu senken, soll vor allem die Bevölkerung vor Ort in dem Bewusstsein, in einer lebendigen und zukunftsträchtigen Stadt zu leben, gestärkt werden.

In knapp 30 Jahren sollen die Treibhausgase laut des Masterplans um 90 Prozent reduziert sein, der Energiebedarf um 35 Prozent. Die größten Potenziale dafür liegen laut der Prognose in der Gebäudesanierung, der Wirtschaft sowie der Mobilität jedes einzelnen.

"Das sind alles ambitionierte, aber realistische Ziele, die wir mit aller Kraft verfolgen und stufenweise erreichen wollen", sagte Harry Mergel. Der Masterplan sei kein statisches Werk, sondern werde den jeweiligen Rahmenbedingungen angepasst.

Auch Unternehmen und Branchen müssen mitziehen

Unterstützung bekommt die Stadt dabei auch von den Scientists for Future, die zukünftig beratend tätig sein werden. "Es gibt viele Themen, die bearbeitet werden müssen", erklärte Professor Ruth Fleuchaus von der Hochschule Heilbronn. Dabei sei es nicht nur wichtig, die Stadt fit zu machen, sondern auch Unternehmen und ganze Branchen mitzunehmen. "Die Verwaltung ist nur ein Teil und schafft die Ziele alleine nicht."

Dass auch kleine Dinge in der Masse den Ausschlag geben können und Heilbronn durchaus ein Puzzleteil im Globalen ist, legte Eckart von Hirschhausen - per Videoschalte aus Bonn dabei - dar: "Einem CO2-Molekül ist es egal, woher es kommt. Wir teilen uns alles mit allen." Deutschland habe als eines der Länder, das zuerst in die Industrialisierung eingestiegen ist, eine große Verantwortung. "Heilbronn kann dabei ein Vorbild sein und zeigen, dass es funktionieren kann, wenn man will."

Weitere Maßnahmen zum Klimaschutz

Zu dem Maßnahmenkatalog gehört auch die geplante Teilnahme der Stadt Heilbronn am European Energy Award (eea). Das Zertifizierungs- und Qualitätsmanagementsystem erfasst systematisch den Energieeinsatz der Kommunen, bewertet ihn und überprüft ihn regelmäßig. Am europäischen Gütezertifikat für Nachhaltigkeit der Energie- und Klimaschutzpolitik sind über 1500 Gemeinden beteiligt, über 800 Gemeinden sind bereits zertifiziert.

Außerdem soll ein Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsbeirat initiiert sowie ein Wettbewerb unter Schulen gestartet werden. Im Fokus stehen auch energieeffizientere Quartiere und die Solaroffensive Photovoltaikausbau "500-Dächer-Programm". Die Hochschule soll ebenfalls mit ins Boot genommen werden.

Auch personell wird sich der Masterplan niederschlagen. So soll die Klimaschutzleitstelle aufgestockt werden. Über das 180 Seiten starke Werk wird der Heilbronner Gemeinderat in seiner Sitzung am 17. Mai entscheiden.

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