Die grüne Welle bleibt ein Stück weit Zufall
Verbesserungen bei Ampelprogrammierungen in Neckarsulm werden Stau nicht komplett vermeiden können: Das ist ist eine von zahlreichen Sofortmaßnahmen, die mit dem Mobilitätspakt für den Wirtschaftsraum Heilbronn/Neckarsulm umgesetzt wird.

Die sichtbaren Bauarbeiten laufen seit Wochen an der sogenannten Musikland-Kreuzung bei Obereisesheim. Eine neue Abbiegespur wird eingerichtet, um den Verkehr in Richtung Neckartalstraße flüssig zu halten. Es ist eine von zahlreichen Sofortmaßnahmen, die mit dem Mobilitätspakt für den Wirtschaftsraum Heilbronn/Neckarsulm umgesetzt wird und seit Monaten vorbereitet wurde.
Weitere Maßnahmen sind eng damit verbunden. Etwa die Optimierung der Ampelschaltungen auf der Neckartalstraße. Auf einer Strecke von zwei Kilometern leuchten hier fünf Lichtsignalanlagen, wie sie im Behördendeutsch heißen. Mancher Leser hat sich schon bei unserer Zeitung beschwert, dass dort eine rote Welle eher die Regel sei als eine grüne. Ein Grund schien offensichtlich: Das Land, der Landkreis und die Stadt sind als Straßenbaulastträger für jeweils ein oder zwei Ampeln zuständig. Nun hat man im Rahmen des Mobilitätspakts versucht, eine gemeinsame Lösung zu finden. Doch ganz einfach ist das nicht.
Im Landkreis gibt es keinen Zentralrechner wie in Heilbronn
"Die Ampeln sind zu weit voneinander entfernt, um sie für eine grüne Welle zusammenzuschalten", sagt Thomas Thullner, Leiter des Amts für Straßen und Verkehr im Landratsamt Heilbronn. Weil Lkw und Pkw unterschiedlich schnell beschleunigen, sei bei einer Entfernung von mehr als 350 Metern keine grüne Welle programmierbar. Dazu komme, dass die Abfahrten von der Autobahn in jedem Fall Vorrang haben. "Es darf nie zu einem Rückstau auf die Autobahn kommen", erklärt Thullner.
Für die Ampeln im Landkreis gibt es ohnehin auch keinen Zentralrechner wie in der Stadt Heilbronn. Alle Anlagen, ob von Bund, Land, Kreis oder Kommune, arbeiten rein verkehrsabhängig: Solange aus der Nebenrichtung kein Fahrzeug anfährt, hat die Hauptfahrtrichtung dauerhaft grün.
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Neuprogrammierung soll Tageszeit berücksichtigen
Thomas Thullner hat nun aber den Auftrag, auch für das Regierungspräsidium Stuttgart die Ampeln an den Autobahnzu- und -abfahrten neu zu programmieren. Die beiden Rampenfußpunkte sind nur knapp 300 Meter voneinander entfernt, deshalb sollen sie aufeinander abgestimmt werden.
Neue Steuergeräte, zusätzliche Erfassungsschleifen im Fahrbahnbelag und auch eine optische Fahrzeugerkennung sollen den Verkehr nun möglichst optimal im Fluss halten - auch ohne grüne Welle. Berücksichtigt werden die Audi-Schichtwechsel und andere tageszeitlich bedingte Verkehrsbeziehungen. Eine halbe Million Euro gibt das Land für die Umbaumaßnahmen an der Musiklandkreuzung und die neue Ampeltechnik aus.
Ausbau der Neckartalstraße in diesem Abschnitt ist möglich
Ohne einen gewissen Ausbau der Neckartalstraße an den Engstellen wird Stau zu Stoßzeiten wohl trotzdem nicht zu vermeiden sein. Deshalb plant das Regierungspräsidium zwischen Musiklandkreuzung und A 6 auch eine zusätzliche Geradeausspur. Wird die Neckartalstraße hier breiter, wirkt sich das allerdings unmittelbar auf den Hochwasserschutz aus. Dieser muss in diesem Bereich ohnehin ausgebaut werden, was gute Voraussetzungen bietet, abgestimmt vorzugehen. Ein Baubeginn sei nach jetzigem Stand ab Mitte 2020 möglich, teilt das Verkehrsministerium in Stuttgart mit.
Am Knotenpunkt bei Amorbach kein Erfolg
Ein Umprogrammieren von Ampelanlagen ist nicht immer die einfache Lösung für komplizierte Probleme. Das zeigte sich zuletzt am Knotenpunkt über der B 27, Abfahrt Amorbach/Neuenstadt. Dort sollte die Schaltung seit Dezember 2017 die Audi-Schichtwechselzeit von 14 bis 15.30 Uhr berücksichtigen. Doch schnell zeigte sich: Ohne bauliche Veränderungen ist hier nichts zu machen. Diese sind nun für 2019 vorgesehen. Fahrspuren werden aufgeweitet, Abbiegespuren verlängert. Nicht ganz unwichtig, dass diese Kreuzung funktioniert, wenn in den nächsten Jahren der neue IT-Campus der Schwarz-Gruppe gleich nebenan entsteht.
Weitere Pläne für die K2000
Eine verlängerte Abbiegespur wird es in diesem Herbst noch auf der K 2000 von Audi her kommend Richtung Wehrbrücke geben - damit weniger Rückstaus verursacht wird. Zudem werden Technik und Programmierung der Ampeln auf der K 2000 ähnlich wie bei denen auf der Neckartalstraße optimiert.
Regeln für Ampelschaltungen
Vor allem zu Stoßzeiten ist es für Autofahrer manchmal schwer zu verstehen, warum eine Ampel gefühlt viel zu schnell wieder auf Rot wechselt, nur weil von einer Seitenstraße ein einzelnes Fahrzeug an die Ampel gefahren ist. Dazu gibt es eine einfache Erklärung: Verkehrsteilnehmer sollen in der Regel nicht länger als 90 Sekunden, in Ausnahmefällen auch mal 120 Sekunden, an der roten Ampel stehen. Daraus folgt, dass die reinen Fahrzeiten bei Grün sehr kurz werden können, wenn von einer untergeordneten Straße häufig einzelne Fahrzeuge die Erfassungsschleifen überfahren. Eine längere Grünphase ist hier auch in Ausnahmefällen nicht vorgesehen.
Erlenbach ist nicht dabei
Die drei Ampeln auf der L1101 bei Erlenbach werden vom Mobilitätspakt nicht berücksichtigt. Verbesserungen könnte es zum Teil geben, wenn im Vorfeld der Schemelsbergtunnel-Sanierung die Umleitungsstrecken ertüchtigt werden. Allerdings nimmt dann während der Baumaßnahme auch der Verkehr zu.