DGB erinnert am Antikriegstag an die Schrecken von bewaffneten Konflikten und warnt vor Feinden der Demokratie
Vor der Ehrenhalle am Rathaus sprach Martin Kunzmann, Landesvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes, über zahlreiche politische Themen und die Zukunft der Gesellschaft.

Als am Mittwochabend im Rathausinnenhof das erste Wort ins Mikrofon gesprochen wird, war die Botschaft längst klar übermittelt worden: "Nothing to kill or die for" - sich vorstellen, es gäbe keinen Konflikt, für den es sich lohnt, zu töten oder zu sterben. So wünscht es sich John Lennon in seinem Lied "Imagine", das die Gedenkstunde des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) anlässlich des Antikriegstages eröffnet hatte. Und auch die später gespielten Lieder "Blowin" in the wind" und "We shall overcome" spiegelten den Grundtenor der Veranstaltung entsprechend wider.
Rund 65 Zuhörer waren dem DGB-Aufruf vor die Ehrenhalle gefolgt, um zu mahnen, aufzurütteln und zu gedenken. Und lange war die Thematik nicht mehr so aktuell wie in diesem Jahr. "Es ist ein ganz besonderer Tag der Mahnung für uns Gewerkschaften", sagte daher DGB-Kreisvorsitzende Silke Ortwein in ihren Begrüßungsworten. Sie unterstrich damit ebenso die Ursprünge des Antikriegstages wie die Aktualität im Zuge der jüngsten Diskussionen um zukünftige Auslandseinsätze der Bundeswehr. Der Antikriegstag war auf DGB-Initiative hin erstmals am 1. September 1957 in Erinnerung an den Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen begangen worden.
Erinnerung als Prävention: Der Schrecken des Krieges dürfe nicht vergessen werden

Als Hauptredner der Veranstaltung trat Martin Kunzmann ans Mikrofon. Der Landesvorsitzende des Gewerkschaftsbundes spann in seiner Rede einen sehr großen Bogen von den Taten der Nationalsozialisten über Flüchtlingsthemen und die aktuelle Situation in Afghanistan hin zur deutschen Rüstungspolitik. Auch die Corona-Krise, der Klimaschutz und die gesellschaftliche Rolle der AfD fanden im Publikum Widerhall.
"Man muss immer wieder ins Gedächtnis rufen und darf nicht vergessen, was der Antikriegstag eigentlich bedeutet", betont Teilnehmer Dieter Schweizer. Viele junge Menschen wüssten gar nicht mehr, was sich am 1. September 1939 zugetragen habe. "Man kann nicht einfach sagen, Krieg sei weit weg", mahnt der Böckinger mit Blick auf den Afghanistan-Einsatz. Zudem habe die Geschichte gelehrt, nicht jeder der demokratisch gewählt worden sei, sei zugleich auch ein Demokrat. Ganz ähnliche Worte hatte zuvor auch Martin Kunzmann in Anbetracht der bevorstehenden Bundestagswahl formuliert.
DGB-Landesvorsitzender spricht sich gegen weitere Verteidigungsaufgaben aus
Der Landesvorsitzende unterstrich zudem den fortdauernden Kampf der Gewerkschaft gegen Faschismus - "Der Schwur der Gefangenen von Buchenwald ist noch heute unsere Leitlinie" - und forderte von der nächsten Bundesregierung unter anderem, das Zwei-Prozent-Ziel der Nato mit Blick auf die Verteidigungsausgaben fallen zu lassen. Die Kranzniederlegung fand pandemiebedingt in einem symbolischen Akt vor der Ehrenhalle statt.