Der Sänger aus der Region, der wie Phil Collins klingt
Jürgen Mayers Ähnlichkeit mit dem britischen Sänger Phil Collins ist verblüffend, die Stimme klingt identisch. Mit seiner Band Phil spielt er Genesis-Songs nach und begeistert damit die Zuhörer. Erfolg hat Mayer außerdem mit der Möbelmanufaktur in Sulzfeld, die er mit seinem Bruder leitet.

Der 54-Jährige erklärt, wie er Auftritte, Proben, Familie und Firma unter einen Hut bekommt.
Wann haben Sie festgestellt, dass Sie wie Phil Collins klingen?
Jürgen Mayer: Ich selbst habe das zunächst gar nicht gemerkt.
Wer dann?
Mayer: Die Zuschauer oder Zuhörer. Wir hatten mit unserer alten Band Amnesia ein Konzert gegeben. Die Stimmung war so lala. Als wir "In The Air Tonight" spielten, ist das Publikum ausgeflippt. Die haben mehr Genesis-Stücke gefordert.
Kein Wunder.
Mayer: Ja, (lacht) aber die Frisur kam zuerst.
Wie ist es weitergegangen?
Mayer: Wir haben mehr und mehr Songs von Genesis geprobt. Und irgendwann sagte ich: Kommt, lasst uns nur das machen.
Und die optische Annäherung?
Mayer: Das war gar nicht geplant. Ich habe schon 1985 im Urlaub gemerkt: Die Geheimratsecken werden ausreichend groß. Da war ich 18, 19 Jahre alt. Phil kam erst 1998.
Als Sie sich selbst hörten mit "In The Air Tonight", wie war das für Sie?
Mayer: Als wir den Song aufgezeichnet hatten, war es schon so, dass ich dachte, ist okay. Geht in die Richtung.
Mussten Sie an der Stimme feilen?
Mayer: Ich muss mich nicht verstellen. Ich kann einfach lossingen − Bums, Aus, Ende. Das ist einfach Glück. Meine Frau sagt immer: Kein Mensch hat mit Haarausfall und der Stimme so viel Potenzial.
Waren Sie früher schon Genesis-Fan?
Mayer: Ich habe mit Deep Purple oder Kansas begonnen. Mit unserer Band Amnesia, die wir vor Phil hatten, hatten wir unter anderem ein Konzert mit Roger Chapman. Dem ist das mit der Stimme auch aufgefallen.
Sie kannten aber die Genesis-Songs?
Mayer: Klar, ich kannte die alle. Ich habe sie nur nicht so wahrgenommen. Als wir "In The Air Tonight" spielten, war das wie... Bamm! Und dann "Mama", "Land Of Confusion", "Tonight, Tonight". Dann die kompletten Phil-Collins-Songs.
Es klingt so, als würde bei Ihnen vieles ineinandergreifen. Würden Sie sagen, dass Sie in Ihrem Leben einfach auch Glück gehabt haben?
Mayer: Ja, absolut. Ausnahmslos. Wir haben coole Leute um uns herum, vielleicht haben wir auch das Potenzial erkannt und gute Bauchentscheidungen getroffen. Egal ob bei Phil oder bei der Firma.
Mit Ihrer Möbelmanufaktur sind Sie und Ihr Bruder national und international tätig. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, Sulzfeld zu verlassen?
Mayer: Nein, nie.
Ausschnitte aus einem Konzert im "Alten Schlachthof" in Bremen
Wieso nicht?
Mayer: Ich wohne hier (lacht). Ich bin heimatverbunden. Ich bin Sulzfelder durch und durch. Wir fahren saugerne weg, alles super. Aber wir sind froh, wenn wir hier wieder landen.
Sie sind leidenschaftlicher Whisky-Sammler und unterbrechen eine Band-Probe hin und wieder für eine Whisky-Verkostung. Werden die Songs dadurch besser?
Mayer: Geschmeidiger.
Auch die Stimme?
Mayer: Super, nachhaltig.
Wie oft proben Sie?
Mayer: Übers Jahr gerechnet etwa ein Mal in 14 Tagen. Ansonsten probt jeder für sich. Wir treffen uns, jeder ist vorbereitet und man erlebt, wie ein neuer Song zusammen entsteht.
Und Sie merken, ob auch wirklich alle daheim geprobt haben?
Mayer: Da trennt sich die Spreu vom Weizen. Es kann schon mal einer vom Whisky-Tasting ausgeschlossen werden.
Ganz schön zeitaufwendig. Die Firma, die Band...
Mayer: ...als Sänger muss ich zum Glück kein Keyboard ins Auto schleppen. Ich kann während der Autofahrt einen Song üben. Sieht bescheuert aus, aber nach zwei Stunden läuft das.
Können Sie das Gefühl beschreiben, auf der Bühne zu stehen, und 4000 Menschen bewundern Sie?
Mayer: Es ist eines der größten Glücksgefühle, das man als Musiker haben kann.
Woher holen Sie sich Inspiration?
Mayer: Mit offenen Augen durch die Welt gehen, mutig sein, ausprobieren. Oder Dinge tun, bei der manche am Anfang sagen: Depp. In erster Linie muss es gut werden, die Zuschauer oder Kunden müssen sich fragen: Wie haben die das gemacht?
Wie viel Phil steckt in der Firma und andersherum? Gibt es Gemeinsamkeiten?
Mayer: Komplett. Wir gehen die Dinge relativ unkompliziert an und lieben die ganz kurze Bauchentscheidung. Sowohl während der Show als auch bei uns in der Firma. Wir entdecken etwas, mittags reden wir darüber und am nächsten Morgen setzen wir"s um. Ich hasse diese 26 Jour-fixe-Termine mit halbem Resultat.
Auch mit dem Risiko, dass durch eine Bauchentscheidung irgendwas in die Binsen geht?
Mayer: Ja. Unter sechs Entscheidungen ist auch mal eine falsche. Die fünf richtigen sind es wert.
Wie gehen Sie mit einer falschen Entscheidung um?
Mayer: Wir haben schon Entwürfe entwickelt und waren total begeistert von ihnen. Der Kunde aber sagt, ist gut, aber was habt ihr sonst noch? Das ist auch in Ordnung. Es kann nicht immer alles glatt laufen. Die Trefferquote hochzuhalten, das ist das Ziel.
Das Projekt Gesundheitszentrum in Bretten beispielsweise lief zunächst nicht rund.
Mayer: Die Stadt hatte uns beauftragt, ein Gesundheitszentrum zu entwickeln. Unser Konzept war klasse. Nur für Bretten nicht, da war"s zu modern. Wir haben uns zurückgezogen. Danach hat man uns ein Center mit 1500 Quadratmeter Fläche angeboten. Wir haben das Management übernommen und nach Ärzten gesucht. Fünf der zwölf Ärzte, die zu Beginn Interesse hatten, sind jetzt bei uns. Das war eine Fügung.
Gesundheitszentren etablieren sich zunehmend. Haben Sie den Trend früh erkannt?
Mayer: Wir haben vor 15 Jahren in Berlin das Polikum geplant und eingerichtet. Da gab es diesen Gedanken der Gesundheitszentren bereits. Wir haben gemerkt, dass der Zusammenschluss von Praxen, diese Synergien, die da entstehen, Zukunft hat.
Erfolgreich im Job, erfolgreiches Hobby, die Familie intakt. Gab es auch mal Tiefschläge in Ihrem Leben?
Mayer: Ich war mal zum 50. Geburtstag eingeladen. Der Jubilar sagte witzigerweise, hier sitzen meine Höhen, und hat auf die Frau gezeigt, und dort meine Tiefen, und zeigte auf seine Kinder (lacht). So ist es bei mir nicht. Natürlich kenne ich auch Tiefschläge. Ich bin einer, der Dinge, die passiert sind, beiseitelegen und abhaken kann.
Wie viel Rückhalt kommt von Ihrer Frau?
Mayer: Ohne meine Frau wäre es nicht gegangen. Band, Rock´n´Roll, die Firma. Sie trägt die zeitliche Entbehrung mit. Das würde nicht jede tun. Sie ist einer meiner größten Unterstützer und Kritiker.
Kann man das Glück beeinflussen?
Mayer: Ich stehe jeden Morgen auf und hoffe, dass es bleibt, wie es ist. Beeinflussen tue ich es dahingehend, dass ich versuche, meinen Optimismus beizubehalten. Oder meine positive Denke. Ich hatte mal auf Mallorca eine Finca gemietet, daneben befand sich eine Hühnerfarm. Die Hühner plärrten mir Tag und Nacht den Kopf voll. So etwas treibt mich jetzt nicht zum Wahnsinn. Ich gewinne dem Huhn dennoch was Gutes ab. Das habe ich in mir. Ich bin grundsätzlich erst mal positiv.
Läuft ja auch bei Ihnen.
Mayer: Wir haben momentan eine Anfrage für eine Konzertreihe in Brasilien laufen. Wenn das klappt, das wäre ein weiteres Highlight.
Zur Person: Über seine Frau 1950 gründet Jürgen Mayers Opa die Schreinerei in Sulzfeld, die der Sohn Herbert weiterführt. 1985 treten die Enkel Frank und Jürgen Mayer in die Firma ein. Sie haben sich auf die Einrichtung von Medizinzentren spezialisiert. Sie planen und bauen Gesundheitszentren unter anderem in der Region. Jürgen Mayer (54) ist Sänger der 1998 gegründeten, elfköpfigen Band Phil, die Stücke von Genesis und Phil Collins spielt. Mayer ist verheiratet, er hat drei Kinder.