Der nächste Schritt zur Fusion zweier Volksbanken aus der Region
Die Genossenschaftsfamilie übernimmt den Großteil der Altlasten der Volksbank Heilbronn und macht damit den Weg für den Zusammenschluss mit der VR Bank Schwäbisch Hall-Crailsheim frei. Jetzt entscheiden die Mitglieder und Vertreter über die Fusion.

Die Volksbank Heilbronn und die VR Bank Schwäbisch Hall-Crailsheim haben eine wichtige Hürde auf dem Weg zur geplanten Fusion genommen. Die Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) hat Ende März entschieden, die finanziellen Altlasten der Volksbank Heilbronn zum Großteil zu übernehmen. Das bestätigte Eberhard Spies, Vorstandsvorsitzender der VR Bank Schwäbisch Hall-Crailsheim, der Heilbronner Stimme am Freitag.
Altlasten in zweistelliger Millionenhöhe
Die Stützung der Volksbank Heilbronn seitens der genossenschaftlichen Bankengruppe galt als größtes potenzielles Hindernis für das Zustandekommen der VR Bank Heilbronn-Schwäbisch Hall. Denn das Heilbronner Institut schleppt noch immer gewaltige finanzielle Altlasten mit sich, die aus Wertpapierleihgeschäften und Zinswetten aus den Jahren 2009 bis 2012 resultieren, die sich anders als von der Bank erhofft entwickelt hatten.
Spies bestätigte einen Bericht der "Börsen-Zeitung", wonach es sich um einen hohen zweistelligen Millionenbetrag handele. Im Umfeld der Bank ist von 60 bis 70 Millionen Euro die Rede. Den Großteil dieser Summe übernimmt nun die genossenschaftliche Sicherungseinrichtung. Aber auch die Volksbank Heilbronn muss sich mit einem zweistelligen Millionenbetrag beteiligen, wie Spies betonte. Zudem werde es Auflagen für die Heilbronner geben, wie es bei solchen Stützungsfällen üblich ist.
Die neue Bank kann befreit und unbelastet starten
So würden beispielsweise die Derivat-Geschäfte auf steigende Zinsen, mit denen die Volksbank Heilbronn komplett daneben lag, aufgelöst. Auch im Kreditgeschäft und bei den Wertpapierleihgeschäften werde man gemeinsam mit den genossenschaftlichen Gremien daran arbeiten, die offenen Baustellen endgültig zu schließen, so Spies.
Zentral für den Banker, der das fusionierte Institut führen soll: "Wir nehmen nichts davon mit in die Zukunft", sagt Spies mit Blick auf die Altlasten. Alles, was in den kommenden Jahren möglicherweise noch an finanziellen Belastungen aus der Heilbronner Vergangenheit aufploppen könne, werde der genossenschaftliche Verbund tragen.
Damit ist der "Weg in eine gute Zukunft möglich", freut sich Ralf Klenk, Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank Heilbronn. Diese Zukunft hätte die Volksbank alleine kaum erfolgreich gestalten können, betont er. Nachdem die genossenschaftliche Sicherungseinrichtung grünes Licht gegeben hatte, fassten die Aufsichtsräte der beiden Banken am 12. und 13. April den offiziellen Fusionsbeschluss.
Nun liegt es an den Mitgliedern und Vertretern der beiden Geno-Banken, ob der Zusammenschluss zustande kommt. Sie wurden bereits per Videokonferenzen über den aktuellen Stand informiert. Von 29. April bis 18. Mai haben die Vertreter nun Zeit, schriftlich für oder gegen die Fusion zu stimmen. Physische Vertreterversammlungen sind wegen der Pandemie nicht erlaubt - und eine Online-Abstimmung über eine so zentrale Frage lassen die genossenschaftlichen Statuten nicht zu. Notwendig ist jeweils eine 75-prozentige Zustimmung zu der Bankenehe. Sowohl Spies als auch Klenk sind optimistisch, dass diese Mehrheiten zustande kommen.
Nachfolger für Wolfgang Mauch kommt wohl erst 2022
Ist das der Fall, wird Eberhard Spies kommissarisch auch den Marktbereich der Volksbank Heilbronn betreuen, da der jetzige Vorstandsvorsitzende Wolfgang Mauch die Bank im Sommer verlassen wird. "Wir suchen dann in Ruhe einen Nachfolger", sagt Spies. Dieser werde wohl frühestens im Frühjahr 2022 seinen Dienst in Heilbronn antreten können, schätzt er.
Sollte es zur Fusion der beiden Genossenschaftsbanken kommen, ist die VR-Bank Schwäbisch Hall-Crailsheim als größeres Institut der Übernehmer. Sie kommt auf eine Bilanzsumme von 2,33 Milliarden Euro (2019), die Volksbank Heilbronn auf 1,95 Milliarden Euro. Die Haller haben 360 Mitarbeiter und 65.374 Mitglieder, die Heilbronner 300 Mitarbeiter und 48.774 Mitglieder. Die neue VR Bank Heilbronn-Schwäbisch Hall wird einen Doppelsitz in Heilbronn und Schwäbisch Hall haben. Vorstandsvorsitzender soll Eberhard Spies werden