Corona-Impfung: Geringe Nachfrage bei Apothekern, formale Hürden bei Zahnärzten
Apotheker und Zahnärzte sind trotzdem überzeugt, dass ihr Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie gebraucht wird. Warum Zahnärzte noch immer nicht mit den Impfungen starten können, ist für Kammer-Bezirksvorsitzenden unverständlich.

Auch wenn die Corona-Pandemie inzwischen medial in den Hintergrund getreten ist, engagieren sich weiter zahlreiche Menschen für die Steigerung der Impfquote. Neben Ärzten sind das seit Februar auch Apotheker. Die Nachfrage ist allerdings auch dort gering. "Es läuft schleppend", berichtet Mustafa Kara, der die Engel-Apotheken in Neckarsulm und Heilbronn leitet. Er hat seit Anfang Februar rund 30 Menschen die Spritze verabreicht. Das Engagement der Apotheken sei trotzdem wichtig, da sie auch Überzeugungsarbeit leisten, betont Mustafa Kara. Vor allem die Booster-Impfung hätten viele Menschen noch nicht bekommen. "Da besteht Nachholbedarf."
Der Apotheker ist sich sicher, dass sein Beitrag sinnvoll ist, und freut sich, bei der Pandemiebekämpfung mithelfen zu können. Außerdem sei es eine Kompetenzerweiterung, die den Apotheken für die Zukunft zugute komme. So könnten sie künftig auch andere Impfungen anbieten. Bei der Grippe sei das bereits in Planung. Das entlaste auch die Arztpraxen, ist Kara überzeugt. Er habe die Erfahrung gemacht, dass einige seiner Kunden die etwas lockerere Atmosphäre in der Apotheke schätzten. Auch sei es praktisch für sie, wenn sie ohnehin vorbeikämen, um Medikamente abzuholen.
Bald gibt es fertige Spritzen von Biontech
Noch einfacher werde es, wenn bald fertige Spitzen von Biontech zur Verfügung stehen. Dann müssen die Dosen nicht erst aus Fläschchen aufgezogen, sondern können spontaner verimpft werden. Mustafa Kara sieht seine Rolle auch darin, Aufklärung zu leisten. "Wir erreichen täglich 600 bis 700 Kunden."
Auch zum Zahnarzt kommen viele Menschen regelmäßig. Auch dort wäre es unkompliziert, sich nach der Prophylaxe auch noch gegen Corona Impfen zu lassen. Obwohl Hunderte Zahnmediziner in Baden-Württemberg inzwischen auch eine Qualifizierung durchlaufen haben, können sie aber trotzdem nicht loslegen. "Nicht einmal ein Pilotprojekt ist möglich", zeigt sich Eberhard Montigel, Bezirksvorsitzender der Landeszahnärztekammer aus Heilbronn, enttäuscht. Noch immer seien Zahnärzte nicht in die Impfverordnung aufgenommen. Bevor das nicht passiert ist, sei es nicht möglich, in Zahnarztpraxen Corona-Impfungen abzurechnen oder sie ans Robert-Koch-Institut zu übermitteln.
Impf-Druck ist weniger hoch
Warum die Anpassung dieser Formalie so lange dauert, ist auch Montigel ein Rätsel. Es sei unverständlich, warum Apotheker, die bislang nichts mit dem Spritzen von Medikamenten zu tun hatten, früher impfen können als Zahnmediziner, die täglich Injektionen verabreichen. Sicher sei der Impf-Druck inzwischen weniger hoch. Das könne sich aber wieder ändern, sagt Eberhard Montigel. "Viele Zahnärzte stehen jedenfalls bereit."
Kommentare öffnen


Stimme.de
Kommentare