Bundesparteitag: So bewertet die SPD-Basis das Auftreten von Bundeskanzler Scholz
Die Genossen hat Olaf Scholz mit seiner Rede beim SPD-Bundesparteitag in Berlin erreicht. Die Wähler wenden sich in Umfragen aber zunehmend vom Kanzler ab. Von der SPD-Basis aus der Region Heilbronn heißt es: "Olaf Scholz kriegt das hin."

Die SPD hat bei ihrem Bundesparteitag am Wochenende in Berlin nach außen ein Bild der Geschlossenheit abgegeben. Die Genossen bestätigen nicht nur mit großer Mehrheit die Führungsriege ihrer Partei in deren Ämtern. Auch das Verhältnis zwischen Kanzler Olaf Scholz und der SPD-Basis scheint zu stimmen. Und doch taumelt die größte Regierungspartei von einem Umfragetief ins nächste. Derzeit käme sie bei einer Bundestagswahl laut mehrerer Meinungsforschungsinstitute noch auf 14 Prozent der Stimmen.
Anhaltende Ovationen, Umarmungen und jede Menge Zuspruch. Nach seiner rund einstündigen Ansprache vor rund 600 Delegierten hat sich Olaf Scholz offenbar in die Herzen der zuletzt geschundenen Sozialdemokraten geredet. Rainer Hinderer war live dabei. „Die Rede des Kanzlers war bärenstark“, sagt der baden-württembergische Landesgeschäftsführer und Fraktionschef der SPD im Heilbronner Gemeinderat. Scholz habe die Erwartungen der Delegierten „voll erfüllt“. Viele positive Rückmeldungen von der Basis habe er nach dem Parteitag erhalten, so Hinderer. „Der Kanzler macht seinen Job gut.“
Rede beim SPD-Bundesparteitag: Rainer Hinderer über Olaf Scholz' vermeintliche Schweigsamkeit
Dass die Mehrzahl der Bürger im Land das offensichtlich anders sieht, liege laut Hinderer nicht an der oft zitierten etwaigen Schweigsamkeit oder Zögerlichkeit von Scholz. Dabei schweige er gar nicht, und er sei auch kein Zauderer. „Der Kanzler ist kein Therapiefall“, sagt Hinderer. „Er haut eben nicht immer gleich die Dinge raus, um schrill zu sein.“ Ja, man könne darüber streiten, ob man das eine oder andere vielleicht früher kommunizieren könnte, räumt der Heilbronner SPD-Fraktionschef ein. Mit „Schwätzen, Schwätzen, Schwätzen“ würden aber keine Probleme gelöst. „Kriegsentscheidend ist: Die Regierungskoalition muss liefern“, ist Hinderer sicher. Dann würde die Akzeptanz in der Bevölkerung auch wieder steigen.
„Über Umfragen diskutiere ich schon lange nicht mehr“, sagt Armin Englert. Der stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende und Gundelsheimer Ortsvereinsvorsitzende hält es für entscheidend, „dass wir über Lösungen diskutieren, wie wir unser Land voranbringen“. Die richtigen Rezepte dafür habe die Ampelkoalition. „Es sollte nur jede Partei weniger nach ihrer eigenen Profilierung schauen“, so Englert.
Stimmung in Deutschland ist schlecht: Wenden sich Wähler von der SPD ab?
Die Stimmung im Land sei schon seit Jahrzehnten nicht gut, sagt der Gundelsheimer. Dass sich die Wähler offenbar von der SPD abwenden, habe nichts damit zu tun, dass Scholz den Weg und die Lösungen der Regierung nicht ausreichend erklären würde. „Was soll er auch sagen? Vieles ist auf den Weg gebracht“, so Englert. Und das brauche eben Zeit. Was er an Olaf Scholz schätze sei, dass er Probleme auch wirklich angeht. „Damit hätte Angela Merkel schon anfangen müssen“, so Englert.
Dass die Sozialdemokraten bei den jüngsten Umfragen die meisten Federn von allen Regierungsparteien lassen mussten, führt Herbert Tabler nicht auf Olaf Scholz zurück. „Wir hatten noch nie solche Krisen wie jetzt. Und die Koalition muss damit umgehen“, sagt das Heilbronner SPD-Urgestein. Tabler ist seit 1970 in der SPD und seit 1977 mit einem Jahr Unterbrechung im Gemeinderat. Der Böckinger ist sicher, dass die Situation in einem Jahr wieder anders aussieht. „Olaf Scholz kriegt das hin.“ Auch wenn er bis dahin an seinem Kommunikationsverhalten nichts ändere. „Man kann nicht einfach alles nach außen tragen, was intern besprochen wurde“, sagt der Heilbronner Sozialdemokrat. „Ich bin erst für Denken, dann für Handeln und natürlich auch für Sprechen“, sagt Tabler.