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Brexit, Trump und Online-Handel halten Zoll auf Trab

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Die Aufgaben des Hauptzollamts sind vielfältig: Wer sein Päckchen aus China dort abholen muss, kann Pech haben. Auch Schwarzarbeit und Tabakschmuggel werden bekämpft.

Von Claudia Kostner
Beim Tag der offenen Tür in Böckingen zeigten Zollbeamte, wie eine Festnahme abläuft und was ihre Schutz- und Spürhunde alles können.
Foto: Mario Berger
Beim Tag der offenen Tür in Böckingen zeigten Zollbeamte, wie eine Festnahme abläuft und was ihre Schutz- und Spürhunde alles können. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

"An derartige Auswirkungen durch tagtägliche politische Entwicklungen kann ich mich nicht erinnern", fasst die Leiterin des Hauptzollamts Heilbronn in Böckingen, Christina Taylor-Lucas, zusammen, was sie zurzeit besonders beschäftigt. Ereignissen vom Brexit bis zum Trump'schen Handelskrieg, aber auch dem Internethandel ist es geschuldet, dass die Bundesbehörde sich wieder mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren muss: den grenzüberschreitenden Waren- und Postverkehr.

Einblick auch in andere Aufgabenbereiche gab sie am Samstag beim ersten Tag der offenen Tür in ihrer 190-jährigen Geschichte. "Wir müssen um Nachwuchs werben", so Taylor-Lucas.

Sorgenkind Großbritannien

Seit 1994 - dem Jahr der Gründung der Welthandelsorganisation (WTO) - wurden die Zölle "auf einen Satz von Null" zurückgefahren, Grenzkontrollen weitgehend abgeschafft. Die aktuelle Entwicklung weist in die umgekehrte Richtung.

Dem 29. März 2019, dem Tag des Austritts von Großbritannien aus der Europäischen Union (EU), schaut Taylor-Lucas besonders gespannt entgegen: "Gibt es eine Übergangsfrist oder doch eine Zollunion?" Und, ganz aktuell, was passiert mit den Zöllen, die die EU als Gegenmaßnahme zum Trump"schen Vorgehen verhängt?

Alles Fragen, die die rund 540 Mitarbeiter des Hauptzollamts Heilbronn mit Außenstellen in Ludwigsburg, Tauberbischofsheim und Untermünkheim, kurzfristig beschäftigen und ihnen zusätzliche Arbeit bescheren werden.

Vermeintlich günstiges Handy kann teuer werden

Wenn Bürger unmittelbar mit der Behörde zu tun haben, geht es meistens um Online-Käufe. So mancher wundere sich, dass er ins Zollamt fahren muss, um das Päckchen aus den USA oder China abzuholen, das dann mit ihm zusammen vor Ort geöffnet wird. "Es ist für viele ein Problem, wenn sie feststellen, dass sie einer Markenfälschung aufgesessen sind", so Christina Taylor-Lucas. "Oder sie denken, sie bekommen ein Huawei-Handy aus China besonders günstig, das hat aber dann kein CE-Zeichen."

Wer die Ware schon bezahlt habe, bekomme sein Geld oft nicht mehr zurück. "Da sind wir dann die Bösen", beschreibt die Juristin solche Situationen. Ähnlich ergehe es Urlaubern, deren Mitbringsel der Zoll am Flughafen beschlagnahmt, etwa die vermeintliche Louis-Vuitton-Tasche oder den Gürtel aus Krokodilleder.

1500 Strafverfahren wegen Schwarzarbeit

Zuständig ist das Heilbronner Hauptzollamt auch für die Bekämpfung der Schwarzarbeit. „Gastronomie, Bau, Fleischgewerbe“, nennt Taylor-Lucas als Beispiele. 2017 wurden in ihrem Zuständigkeitsbereich rund 1500 Strafverfahren eingeleitet – mit einer Schadenssumme von rund 9,9 Millionen Euro und zusammen 20,3 Jahren Freiheitsstrafe.

Die Kontrolleinheit Verkehrswege, unterwegs auf Autobahnen und Bundesstraßen, hat ausländische Lkws im Visier. So wurden bei einem mit Röntgentechnik durchleuchteten Lastwagen 184 000 Schmuggelzigaretten entdeckt. Insgesamt waren es 2017 sogar 448 000 und 2,5 Tonnen Tabak.

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