Bio-Landwirtschaft: Dem Willen des Verbrauchers folgen
Beispiel für einen Betrieb in der Umstellung: Die Franks in Weinsberg-Gellmersbach richten ihren Obstbau zum größten Teil nach Bioland-Kriterien aus. In der Umstellungsphase braucht man einen langen Atem.

Zehn Jahre lang hat die Familie Frank aus Weinsberg-Gellmersbach gerechnet, nachgedacht, abgewogen. Und dann entschieden: Der Obst- und Ackerbaubetrieb soll die Richtung wechseln - von konventioneller zu ökologischer Landwirtschaft. Inzwischen ist der Hof mitten in der Umstellungphase.
"Ich bin jetzt 50 Jahre alt, irgendwann darf man nicht mehr überlegen, sondern muss handeln", sagt Andreas Frank. "Wir stellen außer den Erdbeeren alles um." Er schließt nicht aus, dass die Erdbeeren auch noch folgen. "Wir sind dran."
Produkte dürfen nicht gleich als Bio verkauft werden
Im Hohenlohekreis wirtschaften 4,4 Prozent der Bauern biologisch, im Landkreis Heilbronn sind es 4,6 Prozent. Bis der Betrieb von Andreas Frank auch offiziell in diese Kategorie fällt, wird noch etwas Zeit vergehen. Die gesetzlichen Bestimmungen fordern eine Übergangszeit von drei Jahren.
Und diese Umstellungsphase hat es in sich. In dieser Zeit dürfen Bauern wie Andreas Frank ihre schon aufwendiger und teurer hergestellten Produkte nicht als Bio-Ware verkaufen. Das heißt also: die bereits anfallenden höheren Produktionskosten, werden noch nicht von entscheidend höheren Erlösen ausgeglichen. Die vom Land bezahlte Umstellungsprämie soll dieses Problem wenigstens ein bisschen mildern.
Landwirt sieht große Macht bei den Verbrauchern
Warum haben sich die Franks entschlossen, neue Wege zu gehen? "Man muss es wollen", rät Frank davon ab, nur auf die Zahlen zu schauen. Der Gellmersbacher ist davon überzeugt, dass es in 30 Jahren fast ausschließlich Bio-Landwirtschaft geben wird, so groß sei die Macht der Verbraucher. Wobei, und das ist ihm wichtig, die konventionelle Landwirtschaft oft zu Unrecht zum "Buhmann der Nation" erklärt werde.
Mit Blick auf die kleinräumige Struktur in Baden-Württemberg hält der Landwirt ökologischen Landbau für eine sinnvolle Option. "Wir müssen das machen, was andere nicht können." Flächenmäßig könnten die Bauern im Land mit ihren Kollegen im Osten oder Norden Deutschlands ohnehin nicht mithalten.
Die Ernte von Bio-Bauern fällt geringer aus
Der Arbeitsalltag der Franks hat bei Äpfeln, Birnen, Getreide und Gemüse teilweise stark verändert. Beispiel Äpfel: Die Naturland-Vorgaben verbieten es, chemische Mittel zur Triebkürzung einzusetzen. "Wir haben rund 30 Prozent mehr Handarbeit", erklärt Frank. Er darf auch kaum noch Pflanzenschutzmittel verwenden, keine Herbizide. Den Apfelwickler bekämpft er mit Pheromonfallen, Pilze mit natürlichen Mitteln.
Die Ernte von Bio-Bauern fällt im Vergleich bescheidener aus. Für seinen Betrieb beziffert der Gellmersbacher die Einbußen auf 20 bis 30 Prozent. Andreas Frank hat schnell gemerkt: "Man muss viele Erfahrungen sammeln."
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