Bildung in der Pandemie: Die Schere geht weiter auseinander
In Coronazeiten gibt es zu wenig Angebote für leistungsschwache Schüler.

Der Abstand zwischen leistungsschwächeren und leistungsstarken Schülern wird größer: Das stellen Rektoren in der Region fest, während die Schulen wieder dicht machen und die Schüler ins Homeschooling geschickt werden - oder in die Notbetreuung. In der Grundschule Weinsberg haben 35 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund. Laut Rektor Levin Lüftner haben zwar nicht alle Sprachprobleme, "dennoch müssen viele von ihnen gefördert werden".
25 Schüler bekommen separaten Sprachunterricht, zum Teil in Kleingruppen, zum Teil als Einzelförderung während der üblichen Schulzeit, oder werden von der Schulsozialarbeiterin gezielt einbestellt. Lüftner: "Wir haben Eltern von Drittklässlern, die auf uns zukommen und sagen, dass sie ihren Kindern schulisch nicht weiterhelfen können."
Weinsberger Schule geht auf die Eltern zu
Da in Weinsberg die Eltern aktiv auf die Stadt zugehen müssen, dies aber nicht alle machen, geht nun die Schule selbst auf diese Eltern zu. Lüftner: "Die Schere zwischen den Gruppen geht aber trotz aller Bemühungen auseinander. Das kann man nicht auffangen." Und in Weinsberg hätten eigentlich mehr als diese 25 Kinder eine Sprachförderung nötig. "Das ist das täglich Brot in der Grundschule."
Auch in der Sonnenberg-Grundschule in Schwaigern gibt es diese Probleme. Aufgrund der Coronasituation sind mehrere Angebote auf der Strecke geblieben. Die Sprachförderung, die seither 25 Kindern zugute gekommen sei, ist ausgesetzt. "Durch die geringeren Angebote haben die leistungsschwächeren Schüler das Nachsehen", sagt Rektor Rainer Stegmaier und ergänzt: "Es wird einige Zeit dauern, bis das alles aufgefangen sein wird." Dennoch: An der Notbetreuung nehmen alle Leistungsniveaus teil. Nach den Osterferien waren es 36 Kinder, aktuell 24. Inzwischen habe man einen besseren Blick auf die Kinder als vor einem Jahr, denn nun sind alle mit iPads ausgestattet. In der kürzlich einberufenen Online-Schulkonferenz hätten die Elternvertreter eine Verbesserung der Situation bezüglich der Ausstattung bestätigt. Aber durch den fehlenden Präsenzunterricht habe die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder deutlich nachgelassen, so Rainer Stegmaier.
Rosenauschule Heilbronn setzt auf Digitalunterricht für die Kleinen
An der Heilbronner Rosenauschule gehen derzeit 50 der insgesamt 500 Schüler in die Notbetreuung. Von diesen kommen laut Rektorin Heidi Günther fünf aus prekären Familienverhältnissen. Während die Lehrer den Schülern im vergangenen Schuljahr lediglich Lernpakete mit nach Hause gegeben haben, setze man nun vermehrt auf Digitalunterricht auch für die Kleinen. Günther: "Wir haben festgestellt, dass es den Kleinen sehr wichtig ist, ihre Mitschüler wenigstens zu sehen."