Stimme+
Landwirtschaft in Heilbronn/Hohenlohe
Lesezeichen setzen Merken

Erste Bilanz zur Ernte in der Region: Wenn selbst Bewässerung nichts hilft

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Die Getreide-Annahmestellen in der Region arbeiten auf Hochtouren. Die Gerste hat gute Qualität, der Weizen ist teils notreif. Ein Getreide macht den Bauern aber Sorgen.

Volker Bosch erntet die Wintergerste von seinem Feld in Künzelsau-Laßbach. Die Wintergerste kommt in der Region in guter Qualität vom Feld. Den späteren Kulturen und dem Gemüseanbau setzt die Trockenheit zu.
Volker Bosch erntet die Wintergerste von seinem Feld in Künzelsau-Laßbach. Die Wintergerste kommt in der Region in guter Qualität vom Feld. Den späteren Kulturen und dem Gemüseanbau setzt die Trockenheit zu.  Foto: Götz Greiner

Die Wintergerste ist in Hohenlohe in weiten Teilen vom Feld. Und zwar in guter Qualität, sagt Felix Thomä von der gleichnamigen Mühle in Bretzfeld-Scheppach. Der Wintergerste habe die anhaltende Trockenheit der letzten Woche wenigstens auf den Böden der Hohenloher Ebene nicht geschadet, da das Getreide zu Beginn gut Wasser gehabt habe.

Grüne Körner zeigen: Das Feld kann noch stehen bleiben.
Fotos: Tscherwitschke
Grüne Körner zeigen: Das Feld kann noch stehen bleiben. Fotos: Tscherwitschke  Foto: Tscherwitschke, Yvonne

Im Gegenteil, greift Felix Thomä in den Eimer mit Korn, und holt goldgelbe, pralle Körner mit der hohlen Hand heraus: "Die Qualität ist sehr gut", verweist er auf trockene Körner.

Gute Qualität bei der Ernte, aber der Preis wird an den Börsen gemacht

Mit einem Ertrag von sieben bis neun Tonnen pro Hektar können die Landwirte seiner Meinung nach zufrieden sein. Allein mit dem Geldwert werden sie es nicht sein. Denn: "Der Preis wird an den Börsen gemacht", sagt Felix Thomä. Und da der Markt mit Getreide geschwemmt sei, werde wenig bezahlt. "Das kann sich aber in zwei Wochen ändern, wenn aus anderen Regionen schlechte Ernten gemeldet werden", weiß Thomä.

Selbst in Hohenlohe können die Qualitäten sehr unterschiedlich sein. Deshalb kommt gerade eine Landwirtin aus Buchhorn mit einem Eimer Gerste. Ihr Mann will heute eigentlich dreschen. Da es aber ein Feld am Waldrand ist, das spät abtrocknet, sind noch einige grüne Körner im Probedrusch. Felix Thomä bestimmt den Feuchtigkeitsgehalt. Dann wird sich zeigen, ob an dem Tag gedroschen wird oder nicht. "Wir haben gerade keine Not, es ist nicht August und es ist nicht wochenlanger Regen gemeldet", erklärt Felix Thomä. Sprich: Ist das Korn zu feucht, wird noch gewartet. Denn: Es kommt auf die Lagerfähigkeit des Korns an, wie viel Geld der Landwirt bekommt. Der Wert muss unter 14,5 Prozent liegen. Ansonsten muss künstlich getrocknet werden – und das bezahlt der Landwirt.


Mehr zum Thema

Die Getreideernte könnte in Deutschland in diesem Jahr schlechter ausfallen.
Berlin (dpa)
Lesezeichen setzen

Schlechtere Getreideernte wegen Trockenheit erwartet


Winterbraugerste leicht geringerer Vollkornanteil

Wie wird die weitere Ernte verlaufen? Die Winterbraugerste habe einen leicht geringeren Vollkornanteil als üblich. Mit dem Weizen werde zeitnah begonnen. Einige Landwirte mit Rinderhaltung hätten bereits begonnen, Weizen zu dreschen, um ihn an die Tiere zu verfüttern, da die Wiesen wenig Gras brachten und absehbar sei, dass auch der Mais schlecht stehe. Denn: "Der beginnt zum Teil schon jetzt, Fahnen auszubilden", sagt Felix Thomä.

Das heißt: Wenn oben die Pinsel an der Pflanze erscheinen, hat die ihr Wachstum beendet. "Und an einer kleinen Pflanze wächst kein großer Kolben", formuliert Felix Thomä drastisch. Mit Schuld daran habe, dass die Äcker durch den vielen Regen im Frühjahr stark verschlämmt seien. So sei wenig Sauerstoff an die Pflanzen gekommen. Und nun fehlt noch Wasser.

Gemüseanbau von Wasser abhängig

Tiefe Furchen durchziehen den Zwiebelacker bei Verrenberg. Wasser fehlt.
Tiefe Furchen durchziehen den Zwiebelacker bei Verrenberg. Wasser fehlt.  Foto: Tscherwitschke, Yvonne

Im Gemüsebau steht und fällt der Erfolg mit der Bewässerung. Wie Julia Böhringer vom Gartenbaulichen Beratungsdienst für integrierten Gemüsebau Heilbronn einschätzt, sei die Beregnung der Felder seit Wochen "sehr relevant". Im Landkreis Heilbronn hat es am 12. Juli zwar zehn Liter geregnet. Trotzdem gebe es immer noch ein Defizit. Verdunstung und Wind sorgen nach Aussagen der Fachfrau für eine negative Niederschlagsbilanz. Falls es weiterhin nicht oder nur spärlich regne, müssten die Anbauer damit rechnen, dass die Landratsämter die Wasserentnahme zum Zweck der Beregnung limitierten.

Die Landwirte sind laut der Beraterin immer sensibler, was den Verbrauch von Gießwasser angeht. "Die meisten vermeiden es, tagsüber zu wässern, einige nutzen die sparsame Tröpfchenbewässerung." Wenn es zu heiß ist, nützt offenbar selbst Wasser nur bedingt etwas: Viele Gemüsepflanzen seien aktuell von der Hitze gestresst. Zudem könne der immer wieder lebhafte Wind empfindliche Sorten wie Zucchini beschädigen.

Spätere Kartoffelpflanzen tun sich schwer

Die Kartoffel-Erstpflanzungen ab Februar und die Anschluss-Kartoffeln ab März zeichnen sich durch leicht unterdurchschnittliche Erträge aus, seien aber von guter Qualität, so Anbauberater Mark Mitschke.


Mehr zum Thema

Ein Mähdrescher erntet Wintergerste im brandenburgischen Dahme/Mark.
Berlin (dpa)
Lesezeichen setzen

Bauern gehen in schwer kalkulierbaren Sommer


Sorgen machen den Landwirten die Sorten, die ab Mai in den Boden gekommen sind. Wie Mitschke einschätzt, hätten diese späteren Sorten einen schwachen Ansatz. Grund sei die Überschreitung der optimalen Wachstumstemperatur. Die liegt im Boden bei 16 und im Laub der Pflanze bei 27 Grad. Entscheidend sei jetzt, ob die Betriebe wässern können oder nicht. Von den rund 5500 Hektar Kartoffelanbaufläche in Baden-Württemberg sind nur etwa 2500 mit Beregnungsanlagen ausgestattet.

 
Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben