Bei der Landratswahl in Heilbronn kommt es auf jede Stimme an
Im Rennen um das Amt des neuen Heilbronner Landrats zeichnet sich ein Zweikampf ab. Norbert Heuser und Ralf Steinbrenner stehen in der Gunst der Kreistagsmitglieder nahezu gleichauf.

Am 28. Juni wählt das Gremium den Nachfolger von Detlef Piepenburg in geheimer Abstimmung. Stefan Liebendörfer und Torsten Kunkel werden keine Chancen eingeräumt. Da sind sich die Fraktionen und Gruppen im Kreistag gut drei Wochen vor der Wahl einig.
Wer am Ende die Nase vorn haben wird, ist völlig offen. "Ich wäre nicht bereit, mein Geld auf einen Kandidaten zu setzen", sagt der Chef der SPD-Fraktion und Untereisesheimer Bürgermeister Bernd Bordon. Seine Fraktion steht sinnbildlich für den gesamten Kreistag. Eine Stoßrichtung wäre Bordon zwar recht. Die sei derzeit aber nicht erkennbar. Der Ausgang der Wahl sei demnach vollkommen offen.
CDU geht es nicht um Parteipolitik
Die CDU stellt mit 19 Sitzen die größte Fraktion im Kreistag. Ihr Kandidat heißt Norbert Heuser. "Wir haben unseren Favoriten", sagt CDU-Fraktionschef Nico Morast. "Das Rennen ist aber offen." Der Massenbachhausener Bürgermeister betont, dass sich seine Fraktion nicht parteipolitisch leiten lasse. Immerhin ist Heuser ja auch parteilos. Es gehe darum, wer die besten Voraussetzungen für das Amt des Landrats mitbringe. Liebendörfer und Kunkel räumt Morast keine Chance ein.
Freie Wähler wollen gute Führung
Mit den Freien Wählern schickt die zweitgrößte Fraktion (18 Sitze) Ralf Steinbrenner ins Rennen. Der Leingartener Bürgermeister ist deren Fraktionsvorsitzender. "Für unsere Fraktion stand von Anfang an fest: Wir wollen einen Bürgermeister als Landrat und gute Führung", sagt Interimsvorsitzender Joachim Weller. Beides vereine Steinbrenner, der als Nachfolger von Harry Brunnet von den Freien Wählern einstimmig zum Fraktionschef gewählt worden war. Auch Weller mag nicht vorhersagen, wie die Wahl ausgeht. Lediglich Liebendörfer und Kunkel räumt er keinerlei Chancen ein.
Keine einhellige Meinung bei der FDP
Die FDP-Fraktion hat noch keine einhellige Meinung, ob Heuser oder Steinbrenner der bessere Landrat wäre. Torsten Kunkel, der derzeit Bürgermeister von Pfedelbach und Fraktionschef der CDU im Hohenlohekreis ist, sei indes außen vor. Er habe sich zum letztmöglichen Termin beworben, ohne sich mit der CDU-Fraktion abzusprechen. "So etwas geht gar nicht", sagt FDP-Fraktionschef Dr. Michael Mühlschlegel.
Liebendörfer, der leitender staatlicher Beamter des Wartburgkreises im Bundesland Thüringen ist, habe sich noch nicht einmal gemeldet.
Grüne finden Favoriten sehr sympathisch
Auch die Grünen haben den Bewerber aus Thüringen bisher nicht zu Gesicht bekommen. Und Kunkel konnte nicht punkten. "Das einzige Argument wäre, dass er von außen kommt", sagt Fraktionchefin Brigitte Wolf. So läuft auch für die Grünen alles auf Heuser oder Steinbrenner hinaus. "Es sind beide geeignete Kandidaten und sehr sympathische Menschen", sagt Brigitte Wolf. "Das wird ganz knapp."
Schlaflose Nächte vor der Wahl beim ÖDP-Sprecher
Das enge Rennen bereitet Klaus Ries-Müller, Sprecher der ÖDP-Gruppe "fast schon schlaflose Nächte". Heuser und Steinbrenner seien "super kompetent", so Ries-Müller. Ein abschließendes Bild habe sich die ÖDP noch nicht gemacht. Nur so viel: "Die beiden anderen scheiden aus."
Linke: Gut positioniert und ein offenes Ohr
Auch die beiden Kreisräte der Linken haben sich noch nicht festgelegt. "Ich dachte anfangs, die Entscheidung wird leicht", sagt Florian Vollert. Aber sowohl Steinbrenner als auch Heuser hätten sich inhaltlich gut positioniert und wirkten glaubhaft. "Beide haben ein offenes Ohr. Die Wahl wird eine spannende Geschichte", ist Vollert sicher.
Online-Forum mit Kandidaten: Die Heilbronner Stimme veranstaltet am Dienstag, 15. Juni, ab 19 Uhr ein Online-Forum, bei dem alle vier Kandidaten aufeinander treffen.
Der Heilbronner Kreistag wählt in seiner Sitzung am 28. Juni den neuen Landrat für den Landkreis Heilbronn. Vier Kandidaten bewerben sich um die Nachfolge von Detlef Piepenburg. Im ersten Wahlgang ist die absolute Mehrheit notwendig, um neuer Chef des Landratsamts zu werden. Bei 76 Kreisräten sind das 39 Stimmen. Für den Fall, dass keiner diese Mehrheit bekommt, gibt es einen zweiten Wahlgang, in dem wieder die absolute Mehrheit notwendig ist. Im möglicherweise dritten Wahlgang reicht die einfache Mehrheit, um als Sieger aus dem Votum hervorzugehen.