Barthel-Lücke in Heilbronn wird bald mit Hotel geschlossen
Der spektakuläre Abbruch des Heilbronner Traditionskaufhauses Barthel an der südlichen Allee geht fast nahtlos in Bauarbeiten für ein Drei-Sterne-Hotel der Kette Holiday Inn Express über.

Als im September 2020 Bagger anrollten und Schutznetze ausgerollt wurden, war das Aufsehen unter Anwohnern und Passanten groß. Inzwischen ist vom ehemaligen Kaufhaus Barthel nichts mehr zu sehen. Im Karee Allee/Kilianstraße/Klarastraße klafft ein Loch. Nun hat die spektakuläre Baustelle in der Heilbronner Innenstadt eine weitere Hürde genommen. Der Gemeinderat hat dem Entwurf zu einem 23 Ar umfassenden Bebauungsplan für ein "Holiday Inn Express"-Hotel zugestimmt, in der Drei-Sterne-Kategorie mit 144 Zimmern. Nach Angaben des Stadtplanungsamtes könnte es Ende 2023 stehen. Die Kosten seien der Stadt nicht bekannt. Der Investor sagte auf Stimme-Anfrage dazu nichts.
Etwas niedriger als der alte Barthel
Laut Planvorlage ist der von Helvetic Investment (Wiesbaden) projektierte Neubau etwas niedriger als der alte Barthel und passt sich in der Höhe der Umgebung an. Die westliche Stirnseite, wo sich auch der Haupteingang mit Lobby befindet, bildet mit sechs Geschossen einen optischen Abschluss der Fußgängerzone. Durch die vom Kiliansplatz aus leicht erhöhte Lage entstehe "eine wichtige Fernwirkung, die dem Kiliansplatz eine räumliche Erweiterung verleiht", heißt es. An der Allee zeigt sich das Gebäude mit einem fünfgeschossigen Kopfbau. Die Spange an der Kilianstraße ist niedriger und rückt mit den oberen beiden Geschossen von der Fassadenfront zurück. Im Zwischengeschoss befinden sich ein Frühstücksraum und zwei Konferenzräume, welche sich zur Kilianstraße orientieren. Zur Allee hin befinden sich zwei weitere Konferenzsäle.
Nur 17 Stellplätze wegen ÖPNV-Bonus

Ins Erdgeschoss wird eine Kfz-Garage mit nur 17 Stellplätzen integriert, die Ein- und Ausfahrt an der Klarastraße bekommt sicherheitshalber eine Ampel. Die Landesbauordnung fordert zwar für je vier Zimmer einen Stellplatz , sieht aber auch einen ÖPNV-Bonus vor, der hier wegen der Nähe zu Stadtbahn- und vor allem Stadtbus-Haltestellen greifte, heißt es in der Ratsvorlage. Im überdachten Innenhof werden 29 Fahrradstellplätze angeboten, hier lautet der Schlüssel der LBO zehn Betten - ein Rad.
Streit wegen Photovoltaik-Frage
Auch die Kleinklima-Frage findet Beachtung. Zur Verbesserung ist eine Dachbegrünung mit mindestens 20 Zentimetern Substratauflage vorgeschrieben. Die Bepflanzung wird als "insektenfreundliches Habitat aus heimischen Arten zusammengesetzt", heißt es. Die vier relativ jungen Bäume in der Klarastraße und Kilianstraße müssen erhalten, zur Not ersetzt werden.
Auf Antrag der Grünen wird das Rathaus mit dem Investor nochmals über Photovoltaik (PhV) sowie Fassadenbegrünung sprechen, im Sinne der Energiewende und fürs bessere Kleinklima, da sich der Bereich in heißen Sommern sehr aufheizt, wie Eva Luderer und Susanne Bay teils energisch ausführten. "Wenn nicht jetzt, wann dann?" Gleichzeitig riet Baubürgermeister Wilfred Hajek energisch davon ab, beides zur Pflicht zu machen, da man das Projekt nach langen Verhandlungen "nicht weiter belasten" wolle und er von "Bevormundungspolitik" nichts halte. Die LBO schreibe PhV erst für ab 2022 projektierte Neubauten vor. Letztlich gehe es auch um Verlässlichkeit gegenüber einem Investor, meinte OB Harry Mergel.
Noch sei PhV "eine Sache des Bauherrn", sagte der AfDler Alfred Dagenbach, der als "wahrer Grüner", so nennt der Böckinger Gärtnermeister sich selbst, an dieser schattigen Ecke wenig von Fassadenbegrünung hält.
Architektur kann man so oder so sehen
Ein erneuter Hotelneubau sei ein gutes Zeichen dafür, dass Heilbronn selbst in Pandemie-Zeiten immer attraktiver werde, meinte Thomas Randecker (CDU). Mit Blick aufs neue Parkhotel an der Harmonie fragt er sich aber auch, "wann der Markt für weitere Betten ausgereizt ist". Marianne Kugler-Wendt (SPD) sprach von einem "Gewinn fürs Stadtbild", wünschte sich aber bei Projekten dieser Größe über eine Baukommission die bessere Einbindung von Stadträten. Mit Blick auf den Neckarbogen betonte dagegen Nico Weinmann (FDP), "wir bleiben hier hinter diesen höheren Ansprüchen zurück". Eugen Gall (FWV) freute sich indes, "dass sich nun endlich was tut, bevor der alte Barthel zum Schandfleck wurde".