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Barthel-Gebäude steht kurz vor dem Abriss

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Die Räume des ehemaligen Kaufhauses an der Heilbronner Allee werden bereits entkernt. Der Abbruch, der bald startet, dauert bis kurz vor Weihnachten. Ab Mitte 2021 entsteht auf dem Grundstück ein Neubau mit einem Drei-Sterne-Hotel. Eröffnung soll Ende 2022 sein.

Die ehemaligen Verkaufsräume des Kaufhauses werden bis auf den Rohbauzustand geräumt. Die Bausubstanz selbst ist marode − Mitte der 1950er wurde noch gespart.
Die ehemaligen Verkaufsräume des Kaufhauses werden bis auf den Rohbauzustand geräumt. Die Bausubstanz selbst ist marode − Mitte der 1950er wurde noch gespart.  Foto: Seidel, Ralf

Die Absperrgitter sind aufgestellt, die Parkverbotsschilder sind platziert und in der Klarastraße stehen aufgereiht wie Soldaten riesige Bauschuttcontainer. Drei untrügerische Zeichen, dass es jetzt soweit ist: Das ehemalige Kaufhaus Barthel an der Allee wird abgerissen.

In den kommenden vier Monaten verschwindet ein Stück Heilbronner Nachkriegsgeschichte. Entstehen wird auf der 2300 Quadratmeter großen Fläche bis Ende 2022 ein Drei-Sterne-Hotel der Marke Holiday Inn Express.

Gebäude wird bis auf den Rohbauzustand leergeräumt

In den nächsten Wochen stehen aber zunächst umfangreiche Arbeiten im Innern des aus den 1950er Jahren stammenden Gebäudes an. 15 Mitarbeiter der Entsorgungsfirma Lushtaku aus Bad Friedrichshall werden vorwiegend ohne schweres Gerät das Haus Stockwerk um Stockwerk bis auf den Rohbauzustand entkernen und die Materialien, die zum Teil noch aus den Anfängen des Kaufhauses Barthel stammen, der Wiederverwertung zuführen. Firmenchef Besart Lushtaku rechnet mit bis zu 200 Tonnen Sperrmüll, angefangen von Neonröhren über Teppichböden bis zur Holzvertäfelung.

"Am 1. September ist es dann soweit. Gegen 8 Uhr erfolgt an diesem Tag der erste Baggerbiss", fiebert Bernd Wacker von der Prof. Burmeier-Ingenieurgesellschaft (BIG) aus Heilbronn dem Ereignis entgegen. Der 100 Tonnen schwere Bagger, der in der Nacht zuvor mit einem Schwertransporter angeliefert wird, soll sich dann von der Ecke Kilian-/Klarastraße Stück für Stück Richtung Allee vorarbeiten. Unterstützt wird der Großbagger von zwei Mobilkränen.

Auf dem Areal stand einst ein Klarissenkloster

Den Gesamtauftrag für den Abriss hat die Heilbronner Firma SER. Bauleiter Güzel Toktas kalkuliert mit einer Bauschuttmenge von knapp 11.000 Tonnen. Altlasten, so ergaben Untersuchungen, gibt es auf dem Areal, auf dem einst ein Klarissenkloster stand, keine.


Etwa 20 Lastwagen werden pro Tag den Baustoffmüll abtransportieren. Eingerichtet wird ein Ringverkehr über die Kilian- und Klarastraße. "Für den Liefer- und Individualverkehr wird derzeit mit der Bauverwaltung eine Verkehrsführung abgestimmt, durch die Einschränkungen so gering wie möglich gehalten werden", hofft BIG-Prokurist Bernd Wacker auf eine "zufriedenstellende Verkehrslösung".

Wasser soll die Staubbildung eindämmen

Um die Staubbelästigung so minimal wie möglich zu halten, werden die Abbruchflächen nach den Worten von SER-Bauleiter Güzel Toktas ständig mit Wasser berieselt. Außerdem wird ein etwa 500 Quadratmeter großer Abbruchvorhang gespannt. Die Wand zum Nachbargebäude Klarastraße 7 wird Stein für Stein per Hand abgetragen.


Bis kurz vor Weihnachten soll das Grundstück komplett geräumt sein, damit bereits Mitte Januar mit der Pfahlgründung begonnen werden kann. "Wegen des sehr weichen Untergrunds werden 110 Bohrpfähle bis zu 20 Meter tief in das Erdreich getrieben", betont Bernd Wacker ein wichtiges statisches Element des Neubaus. Die Keller, darunter Sandsteingewölbe und ein Luftschutzbunker, werden mit Flüssigbeton verfüllt.

Auf eine Tiefgarage wird verzichtet

Entgegen früherer Überlegungen seitens des Investors, der Helvetic Investment GmbH mit Sitz in Wiesbaden, wird der Neubau keine Tiefgarage bekommen. Parkmöglichkeiten ausschließlich für die Hotelgäste werden vielmehr in den Gebäudeebenen 1 und 2 geschaffen. Zu- und Abfahrten soll es in der Kilian- und Klarastraße geben. Abstand genommen hat der Bauherr zwischenzeitlich auch davon, Wohnungen einzurichten. So wird es nur Hotelzimmer in den oberen Stockwerken geben.

"Wir wollen, dass es an dieser wichtigen innerstädtischen Ecke baulich zügig vorangeht", unterstützt Baubürgermeister Wilfried Hajek das Neubauprojekt. Für das Baugesuch müssten intern nur noch Details geklärt werden. "Spätestens Ende August müsste dann alles passen", verspricht Hajek.

Mit dem von Helvetic Investment geplanten Neubau endet eine mehr als 60-jährige Heilbronner Kaufhaus-Geschichte. 1956 hatte nach dreijähriger Bauzeit der Unternehmer Wilhelm Barthel das gleichnamige Kaufhaus eröffnet, das in der Folge als größtes Bekleidungshaus des Unterlandes bekannt wurde. 1980 wurde das markante Gebäude an das Modehaus Krauß verpachtet, das 28 Jahre lang die Ecke an der Allee prägte. 2008 bezog das "Heilbronner Kaufhaus", 2010 das "Kaufhaus Barthel" und 2011 ein "Schnäppchenhaus" die Räume. Seit Anfang 2018 steht das Gebäude mit seinen rund 2500 Quadratmetern, verteilt auf drei Etagen, leer. 

 
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