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Badewelt: Erweiterung im dreistelligen Millionen-Bereich soll kommen

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Seit dem Tod des Architekten Josef Wund stocken die Ausbaupläne für die Badewelt Sinsheim. In diesem Jahr soll es Klarheit geben, wie es weitergeht. Für den eigentlichen Baustart fehlt noch ein Dokument.

Von Simon Gajer
Ein Hotel bei der Badewelt: Dieses Gebäude gehörte zu den Ideen, die Josef Wund in Sinsheim realisieren wollte. Der "Bäderkönig" starb bei einem Flugzeugabsturz, die Pläne werden überarbeitet. Foto: Badewelt Sinsheim
Ein Hotel bei der Badewelt: Dieses Gebäude gehörte zu den Ideen, die Josef Wund in Sinsheim realisieren wollte. Der "Bäderkönig" starb bei einem Flugzeugabsturz, die Pläne werden überarbeitet. Foto: Badewelt Sinsheim  Foto: Badewelt Sinsheim

In diesem Jahr gibt es Klarheit, wie die Erweiterung der Badewelt Sinsheim aussehen wird. Dass sie kommt, steht für die Verantwortlichen fest. Die Vorplanungen laufen, für den eigentlichen Baustart fehlt ein Dokument: ein Erbschein. Ohne den kann es mit größeren Investitionen an den Bädern, die der verstorbene Josef Wund hat bauen lassen, nicht weitergehen.

Das hatte Josef Wund in Sinsheim vor

Dutzende Rutschen, ein Wellenbad, weitere Saunen und Hotels: Von diesen Plänen für den Standort Sinsheim schwärmte der als "Bäderkönig" titulierte Friedrichshafener Architekt Josef Wund. Eine halbe Milliarde Euro sollte über mehrere Jahre investiert werden. Doch seit der Friedrichshafener Architekt im Dezember 2017 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, stockt der große Ausbau.

Josef Wund kündigte zu Lebzeiten an, seine Bäder in eine Stiftung zu überführen. Die Stiftung gibt es. Die Hinterbliebenen seien sich auch einig, dass diese Stiftung als Alleinerbin tatsächlich Eigentümerin der einzelnen Bäder-Gesellschaften werden soll, sagt Stiftungsgeschäftsführer Christoph Palm. Allerdings fehlt weiterhin der offizielle Erbschein, um tatsächlich handelsrechtlich alle Weichen stellen zu können.

Amtsgericht Tettnang entscheidet über Erbschein

"Das ganze Paket liegt beim Amtsgericht Tettnang", sagt Palm. Er bleibt entspannt: Es sei schließlich kein alltäglicher Fall. In diesem Jahr solle es Klarheit geben, wie genau es in Sinsheim weitergeht. Die Verantwortlichen der Badewelt nutzen die Zeit, um das Vorhaben zu überarbeiten, von einem "Masterplan 2.0 für Sinsheim" spricht Christoph Palm. Die strategischen Entscheidungen würden vorbereitet. Damit beruhigt er: Geprüft werde nur, wie man in Sinsheim investiere, nicht ob.

Die ehrgeizigen Ausbaupläne, die Josef Wund im Dezember 2016 in Sinsheim präsentierte, seien "damals optimal" gewesen, weiß Palm. Allerdings habe sich die Branche weiterentwickelt. Wenn man einen dreistelligen Millionenbetrag investiere, werde das berücksichtigt. Angepasst werde die Marktanalyse, außerdem machte die Technik Fortschritte.

Rutschen mit virtueller Realität

Beispiel Rutschen, von denen es bei den Wund-Plänen in Sinsheim mehrere Dutzend hätte geben sollen. Ob diese Attraktion weiterhin umgesetzt wird, will Palm zwar nicht bestätigen. Aber: "Wir sehen, dass das Thema Familie am Standort Potenzial hat."

Bei Rutschen blieb die Entwicklung nicht stehen: Es gebe Möglichkeiten, die Bahnen mit virtueller Realität zu ergänzen. Das bedeute, dass beim Rutschen die Badegäste den Eindruck hätten, sie seien beim Rafting im Grand Canyon oder auf dem Mond. Das wirke sich unterm Strich darauf aus, wie viele Rutschen benötigt werden, um das Publikum bei Laune zu halten. Seien tatsächlich noch 40 nötig oder genügen nicht auch 13, schildert Stiftungschef Palm die Überlegungen.

Mehr zum Thema: Josef Wund, Unternehmer und Investor der Sinsheimer Badewelt, kam Ende 2017 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Zwei weitere Menschen starben. Was über die Ermittlungen zur Ursache des Unglücks bekannt ist.

 

Zu Hotels gibt es noch keine Angaben

Die Badewelt sollte in den ursprünglichen Plänen mit neuen Hotels verbunden werden. Details dazu will Christoph Palm zum jetzigen Zeitpunkt nicht geben. Nur so viel sagt er: Derzeit wolle man alle richtigen Ideen zusammenbringen, der "ganzheitliche Ansatz" gelte nach wie vor auch für ihn. Das Vertrauen in die Badewelt-Verantwortlichen ist durch die Kreditinstitute gegeben. Seitens der Banken bestehe weiterhin "große Einigkeit", es umzusetzen.

Der Wund-Stiftung sollen zwar die Bäder gehören, ins operative Geschäft darf sich Palm aber nicht einmischen. Die Stiftung unterstützt Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Kreativität. Dieser Tage hat sie über 50.000 Euro an Gruppen in Sinsheim überreicht.

Sinsheims Oberbürgermeister ist froh

Sinsheims Oberbürgermeister Jörg Albrecht hört es gern, dass am großen Ausbau festgehalten wird: "Die bestehende Einrichtung schreit nach einer Erweiterung." Die Stadt hat sich längst zum touristischen Magneten entwickelt. "Die Übernachtungszahlen sind deutlich gestiegen." Noch mehr Touristen erwartet der Rathauschef, wenn in wenigen Monaten die Klimaarena eröffnet, in der es um die Themen Klimawandel, Erneuerbare Energien und Mobilität geht. "Dann werden die Zahlen deutlich nach oben gehen."


Bekenntnis

Ein Kommentar von Simon Gajer

Die Badewelt Sinsheim ist ein Erfolg. Das belegen die zuletzt veröffentlichten Betriebszahlen des Geschäftsjahrs 2016/2017: 665.000 Besucher kamen, unterm Strich blieb ein Jahresüberschuss in Höhe von 1,3 Millionen Euro. Die ambitionierten Ausbaupläne für eine halbe Milliarde Euro mussten nach dem Tod von Josef Wund zurückgestellt werden. Für die Region ist es ein gutes Zeichen, dass die Visionen des "Bäderkönigs" Bestand haben, alle Einrichtungen in die Josef-Wund-Stiftung überführt werden sollen und die Vergrößerung auf der Agenda bleibt.

Es braucht Zeit, doch es wird zum Gewinn: Von den Badegästen profitieren schon jetzt viele Städte und Gemeinden, denn zahlreiche Besucher bleiben über Nacht und nutzen den zweiten Tag für Ausflüge. Für viele wird es in diesem Jahr mit Sicherheit nach Heilbronn zur Bundesgartenschau gehen. Die Kraichgaustadt ist ein starker Besuchermagnet, mit der deutlich größeren Badewelt und der neuen Klima-Arena kommen Tausende Besucher hinzu.

Die Bagger zur großen Badewelt-Erweiterung rollen zwar noch nicht, die Einrichtung will aber schon jetzt mit kleinen Neuerungen seine Attraktivität erhöhen: Aktuell wird überlegt, die Sauna für eine Million Euro zu erweitern. Sinsheim präsentiert die Gästemassen auf dem Silbertablett, die durch attraktive Angebote über die Landkreisgrenze in die Region Heilbronn hineingelockt werden müssen.

Ihre Meinung? simon.gajer@stimme.de


Die Entwicklung der Badewelt in fünf Schritten:

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