B27-Kreuzung vom Tisch: Planung kostete 2,1 Millionen Euro
In Neckarsulm hätte die B27 mit der Binswanger Straße verbunden werden können: Der Gemeinderat wird kommende Woche offiziell die Anschlussstelle beerdigen.

20 Jahre Planung enden am Donnerstag, unzählige Akten wandern ins städtische Archiv: Der Gemeinderat Neckarsulm wird ein Großprojekt beerdigen, vor den Sommerferien hat es bereits die verbale Abkehr gegeben. Die Kreuzung, die die B27 mit der Binswanger Straße verbunden hätte, kommt vom Tisch.
Das Projekt hätte die Innenstadt vom Verkehr entlastet, allerdings war das Projekt sehr umstritten. Mehrere Gründe führen nun zum Aus, dazu gehört auch der Klimaschutz. Mittlerweile liegen die Kosten vor, die die Planungen bislang gekostet haben.
Neckarsulmer haben das Projekt schon lange infrage gestellt
Die Kehrtwende vor den Sommerferien ist überraschend gekommen. Zwar hatten sich Neckarsulmer schon immer vehement gegen diese Kreuzung gewehrt. In der Kritik standen die Kosten, aber auch der Sinn wurde hinterfragt. Viele zweifeln an Studien, wonach die Innenstadt vom Verkehr entlastet würde. Mehr Straßen, so die Argumentation, führen zu mehr Verkehr. Sogar einen Bürgerentscheid hat es gegeben, um das Projekt zu beerdigen. Zwar sprach sich die Mehrheit bei der Abstimmung gegen den Bau aus, allerdings wurde ein wichtiges Quorum nicht erreicht. Die Abstimmung vor zwei Jahren war deshalb nicht bindend. Der Gemeinderat sprach sich danach erneut dafür aus, die Planungen voranzutreiben.
Der Klimaschutz spielt eine wichtige Rolle
Allerdings gewichtet nun auch die Rathausspitze um Oberbürgermeister Steffen Hertwig den Faktor Umweltschutz neu. Große Rampen hätten in den Hang gegraben, eine Baumschule sowie eine Klinik verlegt werden müssen. Grüne und Freie Wähler im Gemeinderat lehnten das Projekt schon lange ab, nun gibt es auch bei CDU und SPD keine Mehrheit mehr. Das wurde bereits vor der Sommerpause deutlich, als das Gremium verbal das Projekt in die Schubladen steckte.
Der Oberbürgermeister sieht jeden einzelnen in der Pflicht
Allen voran hat sich Oberbürgermeister Steffen Hertwig mittlerweile klar gegen den Bau positioniert: "Das Projekt stammt aus einer anderen Zeit", sagte er damals. "Wir müssen bei allen Überlegungen die Faktoren Klimaschutz und Nachhaltigkeit noch intensiver berücksichtigen", betonte er. Dabei sieht er alle in der Verantwortung. Die Kreuzung kommt nicht, jeder einzelne müsse deshalb sein Mobilitätsverhalten hinterfragen. Die Menschen, so der OB, müssten "raus aus der Komfortzone". Auch Corona spiele mit eine Rolle: Mit der Pandemie habe sich das Verhalten der Arbeitnehmer und Arbeitgeber gewandelt, es werde viel mehr Homeoffice angeboten, ist der OB überzeugt.
An der Kreuzung, zuletzt auf 47,8 Millionen Euro beziffert, hätte sich zwar der Bund beteiligt, aber die Stadt hätte 22,6 Millionen Euro davon tragen müssen. Von der Anschlussstzelle hätten viele profitiert, finanziell beteiligt hätten sich nur wenige. Deutliche Worte fand deshalb CDU-Fraktionssprecher Eberhard Jochim: "Wir können als Stadt Neckarsulm nicht die Verkehrsprobleme des Weinsberger Tals lösen und bezahlen."
Das sind die Kosten
Zur Sitzung am Donnerstag legt das Rathaus die Kosten vor: Die Planungsleistungen in den Jahren 2014 bis 2021 beliefen sich demnach auf 1,7 Millionen Euro, die Gesamtkosten seit 2001 beziffert die Stadt mit 2,1 Millionen Euro.