Audi: Mehr als 40.000 feiern beim Familientag
150 Jahre NSU und 40 Jahre Audi Sport GmbH: Mehr als 40.000 Menschen waren am Samstag an den Audi-Standorten Neckarsulm und Heilbronn, um beim Familientag die beiden Geburtstage zu feiern.
Bereits vor dem offiziellen Start am Samstagmorgen um 10 Uhr bilden sich vor den Audi-Werkstoren in Neckarsulm und Heilbronn die ersten Schlangen. Zum 150. Geburtstag von NSU und zum 40. Geburtstag der Audi Sport GmbH wird beim Familientag gefeiert. Jeder der rund 15.500 Beschäftigten konnte bis zu drei Begleitpersonen anmelden. Quer durch das Werk wuseln die Menschenmassen vor sich hin, mehr als 40.000 sind bei Temperaturen jenseits der 30 Grad gekommen.
Im Forum schauen sich viele am Vormittag die aktuelle Sonderausstellung zu den beiden Jubiläen an, bei der Essenausgabe stillen die ersten ihren Hunger. Auf der Straße vom Forum ins Werk hinein sind rechts und links etliche Fahrzeuge aufgereiht. „Schau mal Papa, da stehen noch mehr Audis“, ruft der sechsjährige Jonas Breitscheid. Sein Vater Martin arbeitet in der Lackiererei und kann dem Nachwuchs heute endlich mal das zeigen, was sonst nicht geht: seinen Arbeitsplatz.
Kinder befragen den Vorstand
„Bestes Wetter, ich schaue in viele strahlende Gesichter, ein großes Fest – besser geht es nicht“, sagt Werkleiter Fred Schulze. Zusammen mit Betriebsratschef Rainer Schirmer ist er im ganzen Werk unterwegs, schließlich wollen die beiden überall mal kurz Hallo sagen. Ein paar Minuten Zeit bleibt aber, um kurz einen Blick in die Sonderbeilage der Heilbronner Stimme zum 150. Geburtstag von NSU zu werfen. Schnell weiter in die Mitte des Werks.
Auf einer großen Freifläche zwischen zwei Gebäude ist ein riesiger Biergarten mit Kinderprogramm sowie Essen und Trinken entstanden. Auf der Bühne dürfen unterdessen die kleinen Besucher Personalvorstand Xavier Ros und Produktionsvorstand Gerd Walker Fragen stellen. „Was macht ein Vorstand eigentlich den ganzen Tag?“ „Wann kommt das fliegende Auto?“ Die beiden Vorstände kommen nicht nur angesichts der hohen Temperaturen ins Schwitzen.
Audi-Nachwuchs hat einen Oldtimer elektrifiziert
Ein Höhepunkt jagt den nächsten. Um halb Eins strahlen zwölf Auszubildende mit der Sonne um die Wette, als sie das Tuch von einem ganz besonderen Auto ziehen, denn es handelt sich um ein Einzelstück. Der Audi-Nachwuchs aus den Ausbildungsgängen Kfz-Mechatronik, Karosserie- und Fahrzeugmechanik sowie Lackierung hat einen Oldtimer elektrifiziert. Herausgekommen ist der EP4 – das E steht für den Elektromotor und der für Prinz 4, ein NSU-Modell, das von 1961 bis 1973 in Neckarsulm gebaut wurde. Riesiger Applaus brandet auf bei der Weltpremiere, das Fahrzeug ist an diesem Tag zweifelsohne der Hingucker.
“Wir wollten ein Auto bauen, das nicht nur schnell ist und coll aussieht, sondern auch zur 150-Jahrfeier am Standort passt“, sagt Dean Scheuffler, Azubi zum Kfz-Mechatroniker. Zusammen mit seinen elf Mitstreitern hat er ein halbes Jahr lang an dem Wagen getüftelt. Grundlage bildete ein Prinz 4 aus dem Jahr 1971, der aus dem Dornröschenschlaf erweckt wurde.
Mitarbeiter zeigen ihren Arbeitsplatz
Kommt da das nächste vollelektrische Volumenmodell für den Standort? Personalvorstand Ros lacht, er ist stolz auf die Auszubildenden: „Solche Projekte zeigen, dass unser Unternehmen mit seinen Nachwuchskräften eine starke Zukunft hat.“ Bernd Braun ist auch begeistert von dem Azubi-Projekt. Seit 40 Jahren arbeitet der Langenbeutinger bei Audi, zuerst in der Produktion, seit 1988 in der Technischen Entwicklung. „Es ist richtig toll, was heute auf die Beine gestellt wurde, ein richtig schönes Programm“, sagt der 55-Jährige, der seine Frau und die jüngere der beiden Töchter mit ins Werk gebracht hat. Die können sich heute seinen Arbeitsplatz im neuen Multifunktionsgebäude C20 anschauen.
Dort ist gerade Dominik Kretschmer mit seiner Familie unterwegs. Der Ingenieur aus Bad Wimpfen ist seit 18 Jahren bei Audi angestellt, 17 davon hat er Verbrenner entwickelt. Vor einem Jahr ist er in die Batterie-Entwicklung gewechselt. „Ich finde das spannend, etwas Neues zu machen und die Zukunft der Mobilität mitzugestalten“, sagt Kretschmer.
Motorsport zum Anfassen
Auf einer abgesperrten Strecke am Standort Böllinger Höfe rauchen derweil die Reifen. Audi-Werksfahrer Stephane Peterhansel treibt den RS Q E-Tron, mit dem die Marke unter anderem an der Rallye Dakar teilnimmt, mit Vollgas durch die Kurven. Neben ihm sitzen Gewinner, die bei einer Verlosung Mitfahrten im Rallye-Auto oder einem Renn-R8 gewinnen konnten. „Es ist Wahnsinn, das Autofliegt fast“, sagt Lavdim Beqiri, der gerade aus dem RS Q E-Tron aussteigt. „Wie der driften kann, das war ein unvergessliches Erlebnis.“ Die kleinen Besucher können erst einmal mit ferngesteuerten Autos üben. Oder sich bei Rennfahrer Peterhansel und Markenkollege Christopher Haase ein Autogramm abholen.
Egal ob neun oder 99 Jahre: Probesitzen in einem der dynamischen R- und RS-Modelle darf natürlich nicht fehlen. Hartmut Müller greift mit beiden Händen ans Lenkrad und will gar nicht mehr loslassen. „So ein R8 wäre es, aber da muss ich noch sparen“, meint der 74-jährige Rentner aus Heilbronn. Dafür kann er einen Blick in die Produktion der Audi Sport GmbH werfen. In den Böllinger Höfen laufen der Sportwagen R8 und der vollelektrische E-Tron GT auf derselben Linie vom Band. Wie das funktioniert, erfahren die Besucher bei den zahlreichen Talkrunden, in denen es auch um die Geschichte der Audi-Tochter, Motorsport und andere Themen geht. Schön ist, wie sich die beiden Geschäftsführer Sebastian Grams und Rolf Michl unter die Besucher mischen und für jeden ansprechbar sind.
Logistischer Kraftakt für das Team
Mehr als 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben den Familientag seit September 2022 vorbereitet. Ein logistischer Kraftakt für das Team, um an zwei Standorten aus einem Automobilwerk eine Eventlocation zu machen. „Wir haben monatelang auf diesen Tag hingearbeitet“, sagt Alexandra Graumann, neben Markus Schläger Projektleiterin für das Werk Neckarsulm. „Um so schöner ist es, heute in die glücklichen Gesichter der Audianer und ihrer Familien zu blicken.“ So geht es auch Jochen Schmid aus der Qualitätssicherung in den Böllinger Höfen. Er schaut hinüber zum riesigen Audi Sport-Ballon und dem R8 GT2 auf der provisorischen Rennstrecke hinterher.
„“Ich bin total zufrieden“, sagt Schmid, der zusammen mit Vera Sieber in den Böllinger Höfen die Fäden in der Hand gehalten hat. „Das Schönste im Vorfeld waren die wöchentlichen Treffen mit dem Orga-Team: Die größte Motivation für mich war, wie alle mitgedacht und mitgemacht haben“, erzählt Schmid. „Die Besucher nehmen heute sicher alle viele schöne bunte Bilder und emotionale Eindrücke mit.“
35 bis 40 Tonnen Lebensmittel verarbeitet
Ohne Pause im Einsatz sind am Samstag rund 600 interne und externe Mitarbeiter der Gastronomie, allein 65 davon im Neckarsulmer Betriebsrestaurant. In Neckarsulm und in den Böllinger Höfen sind 26 Foodtrucks und die Teams der betriebseigenen Restaurants im Einsatz, um die mehr als 40.000 Besucher kostenlos zu verköstigen – von schwäbisch über asiatisch bis hin zu mexikanisch oder Klassikern wie Burgern und Pizza.
Dazu Eis, Donus und Muffins. Insgesamt verarbeitet die Gastronomie an diesem Tag zwischen 35 und 40 Tonnen Lebensmittel, davon etwa 1700 Kilogramm Linsen, 700 Kilogramm Saitenwürste, 700 Kilogramm Pennen, 300 Kilogramm Gurken und 200 Kilogramm Salat. Wie viele Liter Getränke ausgeschenkt werden, lässt sich am Abend kaum sagen, da wegen des heißen Wetters noch einmal Nachschub geliefert wird. „Ein großartiger Tag und ein Dankeschön an unser Team und ihre Familien für ihr großes Engagement“, sagt Werkleiter Fred Schulze. „Wir haben 150 spannende Jahre hinter uns und eine gute Zukunft vor uns.“