Audi gibt dem Standort Neckarsulm ein Versprechen
Im Standortpoker bestätigt das Audi-Management bei einem Treffen mit den Oberbürgermeistern von Heilbronn und Neckarsulm, dass Neckarsulm auch künftig ein wesentlicher Bestandteil des Unternehmens bleibe.

Der Audi-Standort Neckarsulm wird auch in Zukunft "ein wesentlicher Bestandteil des Unternehmens" sein. Dieses Versprechen machten Audi-Vorstandschef Bram Schot und seine Kollegen Wendelin Göbel (Personal) und Peter Kössler (Produktion) bei einem Treffen mit Harry Mergel und Steffen Hertwig, den Oberbürgermeistern der Städte Heilbronn und Neckarsulm.
Die Manager hätten die Zukunftsperspektive für den Standort bestätigt, hieß es nach dem Treffen, an dem auch der Neckarsulmer Werkleiter Helmut Stettner, Personalchefin Stefanie Ulrich und der Betriebsratsvorsitzende des Standorts, Rolf Klotz, teilnahmen. Konkrete Antworten, wie die mangelnde Auslastung des Werks verbessert werden könnte, und welche Produkte künftig an dem Standort produziert werden sollen, blieb die Audi-Spitze allerdings unter Verweis auf die Verhandlungen mit dem Betriebsrat schuldig.
Standortbürgermeister fordern eine klare und berechenbare Zukunftsperspektive
Mergel und Hertwig hatten eine Strategie zur Stärkung des Standorts bis ins Jahr 2030 gefordert - und eine klare und berechenbare Zukunftsperspektive. "Wir haben sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass wir das Gefühl haben, dass Neckarsulm ins Hintertreffen gerät", sagte Hertwig, der die Bedeutung des Unternehmens für die Region unterstrich. "Die lange Phase der Unsicherheit muss ein Ende finden", betonte er nach dem Treffen. Er habe aber den Eindruck, dass Schot verstanden habe, warum sich die Menschen in der Region Sorgen um Audi machen.
Harry Mergel verwies insbesondere auf die Vernetzung zwischen Unternehmen und den Hochschulen auf dem Heilbronner Bildungscampus, in der er große Chancen sieht. "Die Vernetzung der TUM und der Hochschule Heilbronn mit den Entwicklungsabteilungen der Firmen in der Region ist eine große Chance für beide Seiten." Audi investiert in Ingolstadt in den IN-Campus, an dem neue Technologien entwickelt werden sollen.
Audi-Betriebsrat fordert Elektroautos für den Standort Neckarsulm
Betriebsrat erneuert Forderung nach einem volumenstarken E-Modell
"Für uns besteht ein tragfähiges Zukunftskonzept aus einer stabil hohen Auslastung für den Standort, die zeitnahe Einrüstung eines volumenstarken E-Modells sowie die Ansiedelung neuer Tätigkeitsfelder in der Technischen Entwicklung", sagte Rolf Klotz nach dem Gespräch. "So kann unser Werk auch langfristig Jobmotor in der Region bleiben."
Bereits heute investiere die Marke in den Standort, der der erste deutsche ist, bei dem mit dem Audi E-Tron GT ein vollelektrisches Auto vom Band laufe, heißt es bei Audi. Mit der Brennstoffzelle und dem Leichtbau sei der Standort "ein Innovationstreiber im VW-Konzern".
Kommentar von Manfred Stockburger: Reale Sorgen
Hoffentlich haben es die Oberbürgermeister Mergel und Hertwig bei ihrem Treffen geschafft, dem Audi-Vorstand die Dringlichkeit der Probleme am Standort Neckarsulm nahezubringen. Wenn man hier vor Ort lebt und die Sorgen der Menschen spürt, bekommt man dafür nämlich ein besseres Gefühl, als wenn man in der Chefetage sitzt und auf bessere Verkaufszahlen wartet.
Dass Neckarsulm auch künftig ein wesentlicher Bestandteil des Unternehmens sein wird, bezweifelt niemand. Sonst würde man ja eine Schließung des Standorts erwarten - und davon ist der VW-Konzern tatsächlich weit entfernt. Insofern sind die Aussagen des Audi-Vorstands zwar willkommen, aber wenig wert.
Wenn die Region eine Perspektive für ihren größten Arbeitgeber fordert, dann geht es angesichts der dramatischen Auslastungs-Situation zunächst um die aktuelle Lage. Dabei hatte das Unternehmen immer wieder versprochen, dass sich Neckarsulm 2019 mit der neuen Modellpalette vor Arbeit nicht retten können werde. Jetzt fehlt nicht nur die Auslastung, sondern mit den Stückzahlen auch der Gewinn, der dem Standort eine gute Verhandlungsposition verschafft hatte.
Allgemeinsätze reichen in der aktuellen Lage des Standorts und der Branche als Antworten auf kritische Fragen nicht aus.