Auch ohne Schnee sind Skifahrer heiß auf ihren Sport
Das Geschäft mit Skiausrüstung läuft gut. Ein Heilbronner Reiseveranstalter hofft auf bessere Wetter-Verhältnisse im Februar.

Bilder von Skipisten, die von Grün und Braun umgeben sind, geschlossene Abfahrten und viel zu warme Temperaturen machen den Januar bisher nicht zum Wintersportmonat, wie er es in früheren Jahren war. Der Nachfrage nach Ausrüstung tut das aber keinen Abbruch, berichtet Alexander Freppan vom gleichnamigen Sportgeschäft in Bad Rappenau. Er stellt fest, dass Skifahrer und Snowboarder nach der Corona-Durststrecke und einer Saison mit Masken- und Impfpflicht heiß darauf sind, ihren Sport wieder auszuüben.
Der Vorrat an Leih-Ausrüstung sei jedenfalls sehr gefragt. Es gebe auch nicht mehr so viele Geschäfte in der Region, die das anbieten, sagt er. So habe sich der Kundenkreis stark ausgeweitet. Es kämen viele aus der Region Heilbronn, aber zum Beispiel auch aus Bretten im Landkreis Karlsruhe.
Zurückhaltung bei den Kunden stellt Sportgeschäftinhaber nicht fest
Die eigenen Ski oder Boards werden ebenfalls zahlreich zum Wachsen und Richten vorbeigebracht, sagt Freppan. Sein Geschäft hat sich im Winter außerdem auf Vakuum-Skischuhe spezialisiert. Das sind individuell angepasste Exemplare. "Das läuft sensationell gut." Trotz angespannter wirtschaftlicher Lage kann Alexander Freppan keine Zurückhaltung bei seinen Kunden feststellen. Manche leihen lieber, weil sie für wenige Tage im Jahr keine eigene Ausrüstung kaufen möchten, andere kaufen sie, um unabhängig vom Verleih zu sein. "Das ist ein bunter Mix." Ski-Kleidung verkauft Freppan allerdings nicht so gut, wie er sagt. Deshalb bietet er sie diese Saison zum letzten Mal an. Das restliche Winterangebot bleibe wie gewohnt erhalten. In der Coronazeit habe sich noch mehr als davor gezeigt, dass die Kunden Ski- und Snowboard-Outfits bevorzugt online bestellen.
Tagesfahrten von Heilbronn ins Allgäu zum Skifahren sind bei guten Schneeverhältnissen immer sehr beliebt, sagt Andreas Kühner, Inhaber von Gross-Reisen in Heilbronn. Sie haben auch dieses Jahr im Januar Tagesfahrten mit dem Fellhornexpress nach Oberstdorf im Programm. Dort gibt es laut Kühner derzeit aber nur an der Bergstation Schnee, die Abfahrten sind nicht möglich. "Wir hoffen auf größeren Schnee im Februar."
Alle zwei bis drei Wochen fährt ein Gross-Bus ins Oberallgäu. In rund drei Stunden sind die Mitfahrer auf dem Parkplatz der Fellhornbahn und haben den Skipass bereits in der Tasche. Die Buchungen seien aber trotzdem im Vergleich zu früheren Jahren zurückgegangen. "Skifahren ist teuer geworden", nennt Andreas Kühner als Grund. Die Tageskarte für das Skigebiet Fellhorn-Kanzelwand kostet laut Homepage 52 Euro pro Erwachsener. Ein Drittel der Gäste wolle inzwischen aber gar nicht mehr Skifahren, sondern fahre mit, um beim Wandern oder anderen Aktivitäten einen schönen Schneetag zu erleben, berichtet Andreas Kühner.
Skiclub fehlen Mitglieder, die sich engagieren möchten
Auch Skiclubs organisieren im Winter Ausfahrten, manche bieten Kurse an. Beim Skiclub Künzelsau ist das jedoch stark zurückgegangen, berichtet Vorsitzender Fritz Schmidt. Der Verein stehe sogar kurz vor der Auflösung. Der 79-Jährige weiß, dass auch andere Skiclubs und allgemein Vereine ähnliche Probleme haben, weil der Nachwuchs fehlt. Dieses Jahr findet im Februar noch eine einwöchige Ausfahrt nach Brixen statt. Früher war diese sehr gefragt, bis zu vier Busse seien gefahren. Heute meldeten sich nur noch wenige an, so dass sich nicht mal mehr ein Bus lohne. Fritz Schmidt beobachtet, dass viele Skifahrer inzwischen lieber nur übers Wochenende oder vier Tage in die Berge fahren, dafür aber öfter in der Saison. Das könne man als Verein aber nicht buchen.
Früher bot der Club auch Tagesfahrten an. Dabei führen allerdings immer eine hohe Anzahl an Nichtmitgliedern mit und man laufe Gefahr, die Gemeinnützigkeit zu verlieren, sagt Fritz Schmidt. "Das bringt auch nichts." Inzwischen gebe es außerdem viele Mitbewerber, die Fahrten in Skigebiete anbieten. Lust auf Wintersport hätten zwar noch viele Menschen, sich im Skiclub zu engagieren aber immer weniger, bedauert er.
Skibetrieb in direkter Nähe zur Region Heilbronn gibt es kaum noch
In der Region Heilbronn hat der letzte Skilift 2020 in Beilstein zugemacht. Der Grund: zu wenig Schneetage. Das Problem haben auch andere Betreiber in der näheren Umgebung. Kleine Skilifte gibt es zum Beispiel noch in Mosbach-Nüstenbach und in Beerfelden im Odenwaldkreis. Werner Manschitz betreibt den Lift in Beerfelden, seit zwei Jahren gab es hier corona- und wetterbedingt keine Skisaison mehr. Diesen Winter sei es bisher auch zu warm. "Um eine vernünftige Strecke präparieren zu können, brauchen wir 20 bis 30 Zentimeter Schnee", sagt er. Zudem sollte es mehrere Tage am Stück kalt sein. Er erinnert sich an eine richtig gute Saison 2009/2010, in der es 40 Skitage gab. Danach sei es rapide weniger geworden. Ob es dieses Jahr noch einen Skibetrieb geben wird, sei unklar. Trotzdem steht der Lift nicht auf der Kippe, da Manschitz ihn auch für sein Hauptgeschäft, den Bikepark, nutzt