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Warum Heilbronn bei der Atommüll-Endlagersuche keine Rolle spielt

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Ein Endlager mit Atommüll will niemand in der Nachbarschaft haben. Aber irgendwo müssen die 1900 Behälter hin, die übrig bleiben, wenn 2022 das letzte deutsche AKW vom Netz geht. Ein Bericht zeigt nun, welche Gegenden rund um Heilbronn geologisch in Frage kämen.

von Heiko Fritze und dpa
Müll verschiedenster Art wird in der Untertagedeponie der Südwestdeutschen Salzwerke in Heilbronn eingelagert. Atommüll wird wohl nicht dazukommen. Foto: Archiv/Veigel
Müll verschiedenster Art wird in der Untertagedeponie der Südwestdeutschen Salzwerke in Heilbronn eingelagert. Atommüll wird wohl nicht dazukommen. Foto: Archiv/Veigel

Auch Teile von Heilbronn-Franken kommen für das Endlager des deutschen Atommülls infrage. Das geht aus dem „Zwischenbericht Teilgebiete“ hervor, den die Bundesgesellschaft für Endlagersuche (BGE) an diesem Montag vorgelegt hat. Insgesamt werden darin 70 Gebiete aufgelistet, von kleinen einzelnen Salzstöcken wie zum Beispiel unter Helgoland bis zu mehreren Tausend Quadratkilometer großen Regionen. Unter dem Strich wurden 54 Prozent der Fläche Deutschlands als grundsätzlich geeignet ausgewiesen.

Heilbronner Salzbergwerk nicht tief genug

In Baden-Württemberg wurden zum einen Tonschichten zwischen Ulm und der Schweizer Grenze sowie sogenannte kristalline Gesteine, also zum Beispiel Granit und Gneis, im nördlichen Schwarzwald, im Odenwald sowie in einem Streifen über Stuttgart und Schwäbisch Hall bis zur bayrischen Landesgrenze ausgewiesen. Das Kristallin befindet sich dort in 300 bis 1500 Meter Tiefe unter der Erdoberfläche – eines der Kriterien, das von einem potenziellen Endlagergebiet erfüllt werden muss. Nicht in die Liste aufgenommen wurde dagegen das Salzlager, in dem das Salzbergwerk von Heilbronn betrieben wird. Denn diese Schichten befinden sich nur 200 Meter unter der Erde.

Hintergrund

Das Salzlager unter Heilbronn kommt für ein Atommüllendlager nicht infrage. Das bestätigte der Vorstand der Südwestdeutschen Salzwerke, Wolfgang Rüther. Grund ist, dass ein potenzielles Endlager in mindestens 300 Meter Tiefe liegen muss. Das Salzlager unter dem Raum Heilbronn reicht aber nur etwa 200 Meter in die Tiefe. Das Unternehmen bereitet derzeit den Antrag auf die Erweiterung seiner Untertage-Einlagerung über seine Tochterfirma UEV vor.

Hohenlohekreis und Landkreis Heilbronn teilweise geeignet

Dennoch gelten Teile von Heilbronn-Franken als potenzieller Endlagerstandort – eben in den viel tiefer liegenden Kristallinschichten. Die von der BGE entsprechend markierte Region umfasst den nördlichen Main-Tauber-Kreis, die Region um Bad Mergentheim und Creglingen, nahezu den kompletten Landkreis Schwäbisch Hall sowie den Osten und Süden des Hohenlohekreises.

Auch einzelne Kommunen im Landkreis Heilbronn, etwa Lauffen oder Wüstenrot, sind auf der Karte farblich markiert. Neckarwestheim ist hingegen ausgenommen, ebenso ein Streifen vom Kraichgau über Heilbronn bis nördlich von Tauberbischofsheim – weil hier die Kristallinschichten tiefer als 1500 Meter liegen.

Die Präsentation des Berichts mit den 90 Teilgebieten ist der Auftakt für die konkrete Endlagersuche. In mehrstufigen Anhörungen soll bis 2031 ein Standort gefunden werden, der 2050 in Betrieb gehen soll. In ihm soll der deutsche Atommüll so gelagert werden, dass er für die nächsten 500 Jahre zurückgeholt werden könnte und für eine Million Jahre sicher untergebracht ist.

Reaktionen aus Baden-Württemberg und Bayern

„Eine Vorentscheidung für eine Region oder sogar einen Standort ist mit diesem Bericht aber nicht gefallen“, betonte Landes-Umweltminister Franz Untersteller. Dass Baden-Württemberg betroffen sei, sei nicht überraschend. Salz, Granit und Ton seien als geologische Formationen für einen Endlagerstandort grundsätzlich geeignet. Das gebe es nun mal auch in Baden-Württemberg. Untersteller appellierte erneut, die Suche nach einem Endlager für hochradioaktive Abfälle nicht durch interessengeleitete Äußerungen aufs Spiel zu setzen. Baden-Württemberg bekenne sich zum vereinbarten Verfahren und werde es weiter unterstützen.

Kritik kam vor allem aus Bayern. Das Bundesland wurde mit Ausnahme der Voralpenregion quasi komplett als geeignet ausgewiesen.
Nach Ansicht der BGE erlaubt die Geologie in Deutschland in jedem Fall den Bau eines Endlagers. „Die Geologie ist von Nord bis Süd und Ost bis West so günstig, dass sich ein Standort wird ermitteln lassen“, sagte BGE-Geschäftsführer Stefan Studt. Die nun ausgewählten Regionen seien aber noch kein Endlagerstandort. Aus dem Rennen ist aber der Salzstock Gorleben. Er war zum als Symbol der Anti-Atomkraft-Bewegung geworden. Erst darum war die Endlager-Suche komplett neu gestartet worden.

 


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