Aquatoll soll saniert werden
Nach einer hitzigen Debatte stimmte der Neckarsulmer Gemeinderat mit 19 zu sechs für die weitere Planung zum Erhalt des Spaßbads.

Es ist eine denkbar schwierige Entscheidung: Rund eineinhalb Stunden ringen die Neckarsulmer Stadträte in einer emotionalen Debatte um das Für und Wider einer Aquatoll-Sanierung. Am Ende steht fest: Das 28 Jahre alte Spaßbad und die Sauna sollen erhalten bleiben.
Mit 19 zu sechs Stimmen votieren die Bürgervertreter dafür, die Planungen weiterzuverfolgen. Das heißt vor allem, die genauen Kosten zu ermitteln. Im Raum steht eine erste Investition von maximal zwölf Millionen Euro. In den Folgejahren soll sich der finanzielle Bedarf auf insgesamt 23 Millionen aufsummieren. Ein Abriss oder der Bau eines Gesundheitszentrums sind damit vom Tisch.
Keine leichte Entscheidung für die Räte
Kopf-, Herz- oder Bauchentscheidung? Wie schwierig den Mitgliedern aller Fraktionen die Entscheidung fiel, wurde auch daran deutlich, dass mit Ausnahme der drei Grünen alle ein unterschiedliches Meinungsbild spiegelten. Nicht in einem Statement, sondern in vielen einzelnen Wortbeiträgen wurden die Argumente abgewogen.
Einigkeit bestand darin, dass man das Aquatoll rein wirtschaftlich betrachtet abreißen müsste. Begleitet wurden die Wortbeiträge immer wieder von Applaus, aber auch Buhrufen der rund 200 Zuhörer in der Ballei. Oberbürgermeister Steffen Hertwig sowie 18 Räte von CDU, SPD, Grünen und Freien Wählern entschieden, dass die emotionalen Gründe für den Erhalt überwiegen.
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Bekenntnis zum Bad
"Es geht heute um das klare politische Bekenntnis zum Aquatoll", warb Steffen Hertwig immer wieder im Laufe der Debatte. "Wenn Sie nicht dazu stehen, dann wäre es ehrlicher, dagegen zu stimmen." Der Verwaltungschef hatte sich zuvor für den Erhalt stark gemacht und dem Gemeinderat empfohlen, für die Sanierung zu stimmen.
"Ich bin der Meinung, dass die Stadt politisch verpflichtet ist, das Bad für die Bürger und die Region zu erhalten." Auch wenn dies eine beträchtliche finanzielle Herausforderung bedeute. "Das Aquatoll ist ein Stück Lebensqualität."
Ein Fass ohne Boden?
Zuvor hatten die Mitglieder der CDU scharfe Kritik am Vorschlag des OB geübt, weil die Kosten auf der bisherigen Grundlage noch nicht kalkulierbar seien. CDU-Fraktionschef Eberhard Jochim nannte die Sanierung ein Fass ohne Boden: "Davor kann ich nur eindringlich warnen." Emotionen dürften nicht mehr wiegen als Zahlen.
Das Defizit des Betriebs liegt jährlich bei rund zwei Millionen Euro. Hinzu kommen die 23 Millionen für eine stufenweise Sanierung und Attraktivierung des Spaßbads und der Sauna. Zugleich muss die Stadt wegen sinkender Gewerbesteuereinnahmen sparen.
Nicht zu verantworten?
Mehrere Mitglieder der CDU-Fraktion sprachen sich für eine vereinfachte, günstigere Lösung aus wie ein Multifunktionsbecken oder den Erhalt des Außenbereichs. Die SPD votierte mehrheitlich für die Sanierung, knüpfte die Zustimmung aber an Bedingungen. "Die zwölf Millionen Euro Erstinvestition sind die Obergrenze", sagte Fraktionschef Karl-Heinz Ullrich. Gleichzeitig seien Einsparungen, auch bei der Sanierung der Sauna nötig.
FDP-Stadtrat Gerald Friebe kritisierte, dass das Aquatoll wie vor 28 Jahren weitergeführt werden solle: "In Anbetracht der Aufgaben der Stadt in den kommenden Jahren kann ich das nicht verantworten."
Vorwurf der Mutlosigkeit
FWV-Fraktionssprecher Joachim Eble bezweifelte, dass die Bürger bereit seien, künftig mehr Eintritt zu bezahlen. "Für mich ist dieser Vorschlag nicht zukunftsfähig." Die Verwaltung hatte angekündigt, dass im Fall der Sanierung auch die Preise deutlich angehoben werden müssten. Dr. Stefan Müller (Grüne) nannte das Aquatoll dagegen eine Herzensangelegenheit.
Rolf Härdtner warf den Kritikern Mutlosigkeit vor: "Mein Herz schlägt für das Aquatoll." Weitere Untersuchungen sollen nun Gewissheit zu den Sanierungskosten bringen. Auf dieser Grundlage muss der Gemeinderat dann die weiteren Planungsbeschlüsse für das Aquatoll fassen.
Werkleitung soll zurück nach Neckarsulm
Dass Neckarsulm die Betriebsführung des Aquatolls 2015 an die Stadtwerke Heilbronn übertragen hat, hat so mancher bis heute nicht verschmerzt. Auch wenn die interkommunale Zusammenarbeit Vorteile hat. Personalquerelen gab es keine mehr, bei Engpässen wurden Synergieeffekte genutzt.
Oberbürgermeister Steffen Hertwig will die Betriebsführung jetzt zurückholen: "Das Aquatoll der Zukunft benötigt zusätzliche Managementkapazitäten." Daher werde Neckarsulm die Betriebsführung künftig wieder selbst übernehmen. "Mit Sicherheit mit einem eigenen Werkleiter", so Hertwig. Der bestehende Vertrag mit Heilbronn läuft noch bis Ende Juni 2019 und soll danach in veränderter Form weitergeführt werden. So ist es mit den Heilbronnern bereits abgestimmt.
Ein Betriebsunterstützungsvertrag soll die weitere Zusammenarbeit sichern, beispielsweise beim Personal.