Aquatoll: Bei Sanierung muss die ganze Technik raus
Der Gemeinderat Neckarsulm entscheidet in den kommenden Monaten, ob das Aquatoll erhalten und saniert wird. Ein Rundgang durch die Technik zeigt, dass die Arbeiten nur möglich sind, wenn die Anlage über mehrere Monate ruht. Eines zeichnet sich ab: Sollte das Freizeitbad in den nächsten Wochen öffnen, kommt wohl keine Sole mehr zum Einsatz.

Der Gemeinderat Neckarsulm stimmt in den kommenden Monaten darüber ab, was aus dem ursprünglichen Aquatoll wird. Werden Familienbereich und Saunalandschaft für mehrere Millionen Euro saniert? Das Sportbad steht nicht zur Diskussion. Sollte der Gemeinderat Nein zur Sanierung sagen, ist damit nicht automatisch das Ende der Freizeiteinrichtung besiegelt. Eine Machbarkeitsstudie soll aufzeigen, ob es eine kleine Lösung geben könnte, die sich vor allem an die Neckarsulmer richtet - beispielsweise ein kleines Bad. Diese Variante habe "keinen Freizeitcharakter" mehr, sagt Aquatoll-Werkleiter Lars Nielsen. Es gehe darum, dass Kinder Schwimmen lernen. Wasser- und Aquakurse könnten in einem kleineren Bad angeboten werden, sagt er. Ob es beim Nein zur Sanierung zum Bädle kommt, ist ebenfalls Sache des Gemeinderats.
Sauna könnte verpachtet werden

Was aus der Sauna bei einer kleinen Lösung wird, ist offen. Für Lars Nielsen gehört sie nicht mehr zu einer städtischen Aufgabe. Man könnte sie stattdessen verpachten, überlegt er. Bleibt sie also tatsächlich erhalten, benötige sie aber einen neuen Zugang sowie teilweise neue Technik.
An erster Stelle aber steht die Frage: Was wird aus dem Aquatoll? Als sich der Gemeinderat vor den Sommerferien ein erstes Mal mit Zwischenüberlegungen befasst hat, präsentierten Planer erste Ideen zur Sanierung. Die Rutschen kämen aus dem Gebäude raus, der Wildwasserkanal verschwände, das bisherige Sole-Außenbecken gehörte der Vergangenheit an, der Eingang würde verlegt. Zugleich wurden aber in der Sitzung die Schwachstellen deutlich: Anders als gedacht ist es nicht mehr möglich, das Bad im laufenden Betrieb stückweise auf Vordermann zu bringen. Der Grund steckt unter dem öffentlichen Bereich - in der Technik.
Stalaktiten wachsen im Aquatoll

Stalaktiten sind in Höhlen schön, in den Katakomben des Aquatolls zeigen sie die Misere: Salz, die Überreste der Sole, hängt an unzähligen Stellen an der Decke und steckt zwischen Fugen. Salz und Chlor setzen der Anlage von Beginn an zu. Ist das Bad in Betrieb, herrschen im Keller über 20 Grad Celsius. Es gibt sogar offene Rinnen: Sole verdampft, Chlor gast aus, sagt der Werkleiter. Diese Bauweise sei damals Standard gewesen, sagt Lars Nielsen.
Ist die offene Rinne gewollt gewesen, tropft es andernorts von der Decke. Manchmal hängen schmale Wannen im Keller, um das Wasser aufzufangen. Im Badebereich dichten in einem Becken die Dehnungsfugen mittlerweile erst ab einer Temperatur von 20 Grad Celsius, sagt Lars Nielsen. Woanders ist unklar, woher genau das Wasser stammt, das im Keller auftritt. "Das Wasser sucht sich seinen Weg", sagt Lars Nielsen. Die massiven Stützen, auch wenn teilweise zusätzliche Ständer montiert und sogar Baumstämme eingezogen sind, halten Expertenanalysen zufolge noch. Allerdings müsse der Estrich raus, sagt Lars Nielsen.
Rost unter Kabeln
Auch Kabelpritschen rosten. Wie die darauf liegenden Leitungen aussehen? Das ist für die Aquatoll-Mannschaft schwer zu sagen. Ohnehin sind diese Kabelpakete ein Problem: Wenn ein Draht futsch ist, wie findet man unter Dutzenden den richtigen?, überlegt der Werkleiter. Auf die Sole, das ist jedenfalls der Wunsch von Lars Nielsen, solle deshalb im Freizeitbereich verzichtet werden - und zwar schon ab dem Zeitpunkt, an dem das Bad unter Corona-Auflagen öffnet.

Kabel, Filter, Schalter - im Untergrund ist vieles verbaut. Sollte es zur Sanierung kommen, soll alles raus - um dann Platz für die Arbeiten zu haben. Lars Nielsen vergleicht diesen Schritt mit Arbeiten an einer Straße: Dort werden auch gleich marode Kanäle und Leitungen ausgetauscht, sobald an der Straßenoberfläche gearbeitet wird. Ähnlich soll es im Bad sein - keine Rumflickerei, auch wenn dies der Werkleiter so nicht sagt.
Der Gemeinderat hat beim Aquatoll das letzte Wort. Wie es mit dem Betrieb in den kommenden Wochen weitergeht, ist ebenfalls Sache des Gremiums. Andere Bäder und Saunen empfangen schon wieder Besucher, aus Kosten- und Personalgründen ist in Neckarsulm noch alles zu - bis aufs Sportbad. Aber noch im September soll es eine Entscheidung geben, ob wenigstens die Sauna unter Corona-Bedingungen wieder öffnet. Der Freizeitbereich soll weiterhin geschlossen bleiben.