Amerikaner prägten die Stadt mit: Memories of Heilbronn
Amerikanische Soldaten und ihre Familien gehörten seit dem Zweiten Weltkrige zum Stadtbild: von der Befreiung über den Aufbau demokratischer Strukturen und Freundschaftspflege bis zum Ende des Kalten Krieges.

In der Nachkriegszeit, in den Wirtschaftswunderjahren, im Kalten Krieg zwischen West und Ost gehören amerikanische Soldaten und ihre Familien zum öffentlichen Leben in Heilbronn, anfangs mehr, zuletzt weniger.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs stößt die US-Army an Ostern 1945 vom Rhein her zum Neckar vor, verjagt die letzten Nazis und macht sich in der Trümmerstadt an den Aufbau demokratischer Strukturen: mit Gesetzen, Hilfsmaßnahmen, kulturellen Angeboten. 1951 beziehen 4000 Soldaten die Wehrmachtskasernen Badener, Hessen- und Schwabenhof und bilden mit ihren Wohnsiedlungen "einen eigenen Kosmos", wie Stadtarchiv-Direktor Christhard Schrenk einmal sagte. Freilich zeigten die US-Boys auch in der City Flagge: in Bars, im Amerikahaus an der Lerchenstraße, bei Festen. Während Älteren die Besatzer suspekt sind, ist die Jugend von den Befreiern begeistert, von ihrer Musik, von ihrer Mode, von Coca-Cola. "Ami Kaugummi!" und "friendship" werden zu geflügelten Worten.
Mit sozialen Aktionen, aber auch mit deutsch-amerikanischen Freundschaftswochen, Bällen, Volksfesten oder Flugtagen auf der Waldheide sind die "Amis" auf Völkerverständigung bedacht. Durchaus mit Erfolg. "Gemischte Paare", so hat Schrenk recherchiert, stellen 1955 ein Sechstel der Eheschließungen im Rathaus. Nebenbei bringen die Soldaten auch Dollars in die Stadt. Viele sind feine Kerle, mitunter fallen die - teils durch den Vietnam-Krieg traumatisierten - GIs aber negativ auf: als Schläger und Krügeklauer beim Volksfest, durch Sex und Drogen. Als Reaktion gründet die Diakonie 1955 die Mitternachtsmission. Nicht immer leicht haben es sogenannte Besatzungskinder, vor allem, wenn sie farbig sind.
Waldheide-Unglück als Wendepunkt
Nachhaltig verändert hat die Beziehungen der 1977 begonnene, bald von Protesten begleitete Ausbau der Waldheide zur Atomraketenfestung. Am 11. Januar 1985, mitten im Kalten Krieg, sterben beim Pershing-Unfall drei Soldaten. Aus Befreiern und Freunden sind in den Augen vieler Heilbronner Feinde geworden.
1988 beginnt der Abzug der Raketen. Alles geht Schlag auf Schlag. Am 4. September 1992 wird in den Wharton Barracks zum letzten Zapfenstreich geblasen, kurz darauf gibt es im Wertwiesenpark eine offizielle Abschiedsfeier.