Abschlussjahrgänge und die Kinder in Notbetreuung sind zurück in den Schulen
Schulen haben eine Woche Zeit, um für die angekündigte Testpflicht zu üben. Noch fehlen aber oft Selbsttests. Unterdessen werden Lehrer geschult. Einige Eltern lehnen eine Testpflicht genauso ab wie die Maskenpflicht.

Und wieder sind für die Schulleiter der Region arbeitsreiche Ferien zu Ende gegangen. Zwischenzeitlich tun es die meisten mit einem Schulterzucken ab. So ist es eben in Pandemiezeiten. Die meisten sind froh, Klarheit zu haben, wie es mit den freiwilligen Selbst- und Schnelltests an Schulen laufen soll.
Und sie sind vor allem froh darüber, in der ersten Woche mit nur einem Bruchteil der Schüler üben zu können. Denn: Oft fehlt es noch an dem vom Land zur Verfügung zu stellenden Selbsttests für die Schüler. Einige Schulen haben so etwas befürchtet und selbst welche besorgt.
Am Schlossgymnasium Künzelsau sind Tests für drei Schulwochen vorrätig
Dazu gehört beispielsweise das Schlossgymnasium Künzelsau: "Wir haben Selbsttests für drei Wochen hier", erklärt Johannes Smolka, Schulleiter des Aufbaugymnasiums und des einzigen Internats in der Region. Denn die Testkits, die von der Stadt an die Schulen weitergegeben werden sollen, fehlen. Die Lehrer allerdings sind schon geübt im Anleiten der Schüler. Vor den Ferien wurden bereits 15 Lehrer dafür geschult. Am Montagnachmittag fand diese Schulung für fünf weitere Lehrer statt. Aktuell sind rund 140 Schüler der Klassen zwölf und dreizehn am Semi. Der Rest lernt teils weit entfernt zu Hause.
Wenn kommenden Montag Präsenzunterricht für alle sein soll, dann wünscht sich Smolka, dass montags in der ersten Stunde die Selbsttets gemacht werden und an einem zweiten Tag in der Woche. "Denn wir wollen nicht, dass da am ersten Tag nach den Wochenenden eine Durchmischung stattfindet", erklärt Smolka. Ein Großteil der Schüler und der Eltern sei damit einverstanden. Auch zuvor schon hätten sich erst nur 15, später dann aber um die 40 Prozent der Schüler freiwillig testen lassen. Aber Smolka weiß, dass es Eltern gibt, die das ablehnen: "Ich habe heute früh schon die erste Mail im Postfach gehabt, wo Eltern das Kind dann nicht zur Schule schicken."
Auch in Niedernhall fehlen die Tests für Kinder
Auch einige Kilometer weiter in Niedernhall fehlen noch die Testkits für die Schüler. Schulleiter Jochen Scheufler hat Montagnachmittag ein Gespräch mit Bürgermeister Achim Beck, in dem noch offene Fragen geklärt werden sollen. Bis dato hat eine örtliche Arztpraxis die Lehrer getestet, und die Schüler nutzten die Bürgertests in den Schnelltestzentren oder bei den Hausärzten. Aktuell ist Scheufler in täglichem Wechsel von etwa 25 Schülern der insgesamt etwa 50 Kopf starken Abschlussjahrgänge umgeben. Die Lehrer, erklärt er, werden Dienstag geschult. Für den Ablauf ist ihm wichtig zu wissen, wie viele Tests zur Verfügung stehen. "Die Stadt hat wohl in weiser Voraussicht selbst schon bestellt. Dafür muss sie ja aber in Vorleistung gehen", ist er froh, auf jeden Fall starten zu können. Es sei denn, die Regelung kommt, dass bei einer Inzidenz von über 200 die Schulen geschlossen bleiben müssten. Der Hohenlohekreis meldete am Montag eine Inzidenz von 221.
"Ja, das ist zum Schutz aber wichtig", sagt Jana Kolberg, Sprecherin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Hohenlohe. Sie blickt dabei aber auf die teils sehr volle Notbetreuung und sagt: "Eigentlich könnte man da in geregelten Wechselunterricht gehen, das wäre sicherer." Die Tests findet sie eine gute Sache für mehr Sicherheit für Lehrer und Schüler. "Wobei dann schon klar sein muss, dass die ganze Klasse heimgeht, wenn ein Test positiv ist", bringt sie das Thema Datenschutz mit ins Spiel.
Gute Erfahrungen macht die Grundschule in Heilbronn-Biberach
Seit Ende der Faschingsferien laufen freiwillige Tests an der Grundschule im Heilbronner Stadtteil Biberach. "Wir sind bei knapp 83 Prozent angekommen", sagt Sabine Görmez, die die Schule mit 185 Kindern leitet. Eine Test-Quote von 100 Prozent wäre ihr lieber, weshalb sie die angekündigte Testpflicht für alle Kinder, die am Präsenzunterricht teilnehmen wollen, begrüßt. Dass es schon jetzt an ihrer Schule so viele sind, überrascht sie nicht: "Es trägt zur Sicherheit aller bei." Manche Eltern sorgen sich, dass der Test weh tue oder dass es zu Nasenbluten kommen könnte.
"Die Teststäbchen kann man gar nicht weit reinstecken." Die Lehrer sind geschult im Umgang mit den Tests. Nach fünf Minuten sei alles erledigt, sagt sie. In den vergangenen Wochen habe es einen Fall gegeben, bei dem ein Kind beim Schnelltest positiv war. "Wir haben das Kind so lange begleitet und betreut, bis die Eltern gekommen sind", tritt Sabine Görmes jenen Befürchtungen entgegen, dass Kinder, die in der Schule positiv getestet werden, ganz auf sich allein gestellt seien. Die Zeit nach den Osterferien beginnt mit 22 Jungen und Mädchen in der Notbetreuung. "Das ist eine ganz gute Auslastung", sagt Sabine Görmez. Man darf nicht auf die reine Zahl blicken, denn die Kinder müssen entsprechend ihrer Klassen aufgeteilt werden.
Stiller Protest in Güglingen
Die Tests sind unter einigen Eltern umstritten. Eine Schulleitung aus dem nördlichen Landkreis Heilbronn schreibt deshalb an Eltern: "Bitte bedenken Sie dabei, dass der Präsenzunterricht in der Klasse für die soziale Entwicklung Ihrer Kinder wichtig ist und wir Lehrerinnen und Lehrer über jede Möglichkeit, die Kinder in der Schule zu haben, dankbar sind." Für Beschwerden und Unmut seien Schulen keine Ansprechpartner, "sondern das Regierungspräsidium Stuttgart, Referat VII" - heißt es in dem Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt.
In Güglingen an der Realschule setzen sich Eltern und Jugendliche mit einem stillen Protest dafür ein, dass die Maskenpflicht im Unterricht abgeschafft wird und dass es zu keiner Testpflicht kommt. An der Grundschule in Schwaigern-Stetten überlegt eine Mutter, sich vor Gericht gegen die Maskenpflicht zu wehren. Davon berichtet ein Vater der Schule, Sascha Gude. Die Testpflicht ist seiner Ansicht nach in Ordnung. "Corona ist da." Schön wäre es aber für Kinder, könnten sie ohne Maske im Unterricht sein.
An der Heinrich-von-Kleist-Realschule in Heilbronn benötigt nach Ostern keine Familie eine Notbetreuung, nur die Zehner werden deshalb in dieser Woche vor Ort unterrichtet, sagt Rektorin Melanie Haußmann. An ihrer Schule wird das Angebot, sich freiwillig testen lassen zu können, nur schwach nachgefragt. "Ein Klassenverband hat sich gar nicht testen lassen." Ohne die angestrebte Pflicht, davon ist sie überzeugt, werden bei ihr die Test-Zahlen nicht ansteigen. Schüler, die bislang auf den freiwilligen Test verzichten, begründen dies damit, dass es unangenehm sei. Außerdem haben sie Angst, dass sie im positiven Ergebnis zu Hause bleiben müssen.
Wer wann in der Schule war
- 17. März 2020: Fernunterricht für alle, Notbetreuung wird eingerichtet
- 4. Mai 2020: Präsenzunterricht Abschlussklassen
- 18. Mai 2020: Präsenzunterricht für Klassenstufe 4 der Grundschulen sowie Grundstufen der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ)
- 15. Juni 2020: Alle Klassenstufen werden im Wechsel aus Fern- und Präsenzunterricht unterrichtet
- 29. Juni 2020: Präsenzunterricht für Grundschulen und Grundstufen der SBBZ, alle weiteren Klassenstufen bleiben bis zu den Sommerferien im Wechselunterricht
- 14. September 2020 (Beginn Schuljahr): Präsenzunterricht für alle Jahrgänge
- 16. Dezember 2020: Bundesweite Schulschließungen
- 18. Januar 2021: Notbetreuung an Schulen, SBBZ offen
- 22. Februar 2021: Wechselunterricht Abschlussklassen
- 15. März 2021: Präsenzunterricht für Grundschulen und Klassen 5 und 6
- 12. April 2021: Fernunterricht/Präsenz Abschlussklassen