Corona: Inzidenz hoch, Patientenzahl niedrig
Lange war die Inzidenz eine wichtige Zahl bei der Bewertung der Corona-Lage. Seit vergangenem September hat sie die Hospitalisierungsrate abgelöst. Öffentlich spielt diese Zahl kaum mehr eine Rolle.

Sie war lange Zeit Gradmesser der Corona-Krise, das Richtmaß, nach dem sich Verordnungen, Verbote oder Lockerungen orientiert haben. Die Rede ist von der Sieben-Tage-Inzidenz. Der Wert beschreibt die Anzahl der innerhalb der vergangenen sieben Tage neu gemeldeten Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner.
Im August 2021 beschließt das Bundeskabinett die Abkehr von der sogenannten 50er-Inzidenz und plädiert dafür, stattdessen die Anzahl der Menschen zu berücksichtigen, die wegen Corona ins Krankenhaus kommen, sie sogenannte Hospitalisierungsrate.
Der Inzidenzwert 50 hatte zuvor Einschränkungen im öffentlichen Leben bedeutet. Wurde der Wert überschritten, hatte das Folgen fürs Einkaufen oder die Anzahl der Menschen, die sich privat oder öffentlich zeitgleich treffen durften. Dies vor dem Hintergrund einer niedrigen Impfquote und der Sorge vor einer raschen Ausbreitung des Coronavirus.
Weit weniger Menschen im Krankenhaus
Dennoch war die Hospitalisierungsrate in den vergangenen Wochen in der öffentlichen Wahrnehmung mehr und mehr in den Hintergrund gerückt. Und das, obwohl wegen der als aggressiv eingestuften Omikron-Variante weit weniger Menschen ins Krankenhaus mussten, als zunächst befürchtet.
SLK berichtete am Freitag von 42 Menschen, die wegen einer Ansteckung mit dem Coronavirus stationär behandelt wurden, davon sieben auf Intensivstationen. Im November waren es 85 Corona-Patienten, davon 19 intensiv. Deutschlandweit stieg der Inzidenzwert stark an. Diese Information fand den Weg in die Berichterstattung.
Eine SLK-Sprecherin erklärt, dass die Sieben-Tage-Inzidenz für den SLK-Verbund weiterhin eine maßgebliche Größe zur Einschätzung des aktuellen Pandemiegeschehens sei, die Einfluss auf Maßnahmen für Corona-Patienten habe.
Fokus auf Auslastung der Intensivbetten gerichtet
Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums des Landes teilt schriftlich auf Nachfrage mit, dass die Auslastung der Krankenhäuser seit vergangenem Sommer zentral sei. "Die Inzidenz spielt seitdem nur eine untergeordnete Rolle. Deshalb ist es falsch zu sagen, dass der Inzidenzwert wieder maßgeblich sei." In Baden-Württemberg liege der Fokus derzeit auf der Auslastung der Intensivbetten.
Aktuell sei mit dem Auftreten der Omikron-Variante ein starker Anstieg der Fallzahlen zu beobachten. "Die Inzidenzen steigen massiv", teilt der Sprecher schriftlich mit. Eine hohe Inzidenzzahl sei ein gewisser Gradmesser für die Belastung der Krankenhäuser, da sich Infektionen zeitversetzt in den Kliniken widerspiegeln würden. "Sie stand in der Vergangenheit für viele Krankenhauseinweisungen." Die Anzahl der Patienten auf den Intensivstationen sei aktuell jedoch rückläufig oder gleichbleibend.