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70 Jahre Stimme: Kleiner Kreis mit großer Vorgeschichte

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Das Verbreitungsgebiet der Hohenloher Zeitung umfasste schon ab 1947 jenes Gebiet, das ab 1973 zum Hohenlohekreis wurde.

Von unserem Redakteur Ralf Reichert
Waldenburg ist der Balkon Hohenlohes – und des gleichnamigen Kreises, der 16 Städte und Gemeinden umfasst. Die erste Ausgabe der Hohenloher Zeitung erschien am 18. Januar 1947.
Waldenburg ist der Balkon Hohenlohes – und des gleichnamigen Kreises, der 16 Städte und Gemeinden umfasst. Die erste Ausgabe der Hohenloher Zeitung erschien am 18. Januar 1947.

 

Die Heilbronner Stimme wird in diesem Jahr 70. Die Hohenloher Zeitung zieht im nächsten Jahr nach. Am 18. Januar 1947 erschien sie erstmals unter diesem Titel und nahm mit ihrem Verbreitungsgebiet die Kreisreform 1973 quasi vorweg. Die HZ berichtete von Anfang an aus den vormals eigenständigen Kreisen Künzelsau und Öhringen: in einem Produkt.

Ab 1. Januar 1973 war das journalistische und politische Aktionsfeld deckungsgleich, mit einem kleinen, aber entscheidenden Zusatz: dem badischen Krautheim. Die Stadt war das Zünglein an der Waage bei der Bildung des Hohenlohekreises. Nur dadurch erhielt er eine Größe, die politisch durchsetzbar war. Es hätte auch ganz anders kommen können, denn selbst mit Krautheim erschien der Kreis manchem Entscheider in Stuttgart immer noch zu klein.

Schwere Geburt

Die HZ betrachtete die Räume Künzelsau und Öhringen von Beginn an als Einheit: publizistisch und landsmannschaftlich. Auch die lokalen Vorkämpfer einer kleineren, gemeinschaftlichen Lösung spürten und warben dafür, dass diese Bereiche zusammengehören und nicht, wie vorgesehen, den Kreisen Schwäbisch Hall und Heilbronn zugeschlagen werden. Am Ende setzten sie sich durch. Das HZ-Land war zum Hohenlohe-Kreis geworden. Auch wenn die Verwaltungseinheit zwischen Mulfingen und Bretzfeld, Dörzbach und Waldenburg nur ein Teil des viel größeren Kulturraums Hohenlohe ist.

Es war eine schwere Geburt, anfangs war die Rede von einem Sündenfall, von einer Verlegenheitslösung. Viel zu mickrig, viel zu provinziell, hieß es damals. Und heute? Ist der Hohenlohekreis zwar immer noch der Kreis mit den wenigsten Einwohnern im Land. Aber er hat sich zum Glücksfall, ja zum Modellfall entwickelt. Und die Hohenloher Zeitung ist und bleibt als kritischer Beobachter mittendrin und berichtet ausführlich über das Kreisgeschehen, die beiden Mittelzentren Künzelsau und Öhringen sowie die 14 anderen Städte und Gemeinden.

Forchtenberg ist eine davon, und vor allem dort regte sich Widerstand, als immer klarer wurde, dass die Landesregierung plante, den Kreis Künzelsau einem neuen Kreis Schwäbisch Hall einzuverleiben – inklusive Sindringen, Ernsbach, Forchtenberg, Muthof, Weißbach, Orendelsall und Wohlmuthausen. Der übrige Teil des Öhringer Kreises sollte im künftigen Kreis Heilbronn aufgehen. Die Forchtenberger Revolte verfehlte ihre Wirkung nicht. Anfang 1971 kam es im dortigen Rathaus zum Schwur der Kreise Künzelsau und Öhringen.

Die Hände gingen nach oben: für den Hohenlohekreis. Und mit Krautheim, dessen Bürgermeister Gustav Meyer diesem Deal zustimmte, den Paul Bauer, Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Künzelsau, eingefädelt hatte. Mitte Januar 1971 wurde dieser Paul Bauer erneut zu einer wichtigen Figur: in der Villa Reitzenstein. Ministerpräsident Filbinger hatte mit den Kreisen Künzelsau und Öhringen anderes vor, doch die Hohenloher und besonders Paul Bauer boten ihm die Stirn und drohten mit einem CDU-Sonderparteitag. Anschließend hörten sie lange nichts. Bis sie am 23. Juli 1971 die Schlagzeile in der HZ lasen, dass der Hohenlohekreis Wirklichkeit wird.

Hohelied

Zum 40. Geburtstag im Jahr 2013 sang Professor Joachim Jens Hesse ein Hohelied auf den Hohenlohekreis. Er prophezeite das Ende der Regierungspräsidien – und eine blühende Zukunft der Kreise. Die Protagonisten im Hohenlohekreis hoffen, dass er Recht behält. Der Haushalt ist gut bestellt, die Wege sind kurz, das Miteinander ist stark. Dennoch stößt der Kreis an seine finanziellen Grenzen, Mammutprojekte wie die Strukturreform des Krankenhauses oder das neue Landratsamt drohen ihn zu überfordern. Die Hohenloher Zeitung wird auf diese Entwicklung weiter ein wachsames Auge haben.

So berichtete die HZ über die Bildung des Hohenlohekreises

Seit dem wegweisenden Schwur im Fochtenberger Rathaus Anfang 1971, der die Repräsentanten der Kreise Künzelsau und Öhringen zusammenschweißte, berichtete die Hohenloher Zeitung ausführlich über die Vorbereitung und lokale Brisanz der Kreisreform – bis am Freitag, 23. Juli 1971, auf Seite 1 stand: „Endgültige Entscheidung über die neuen Kreise ist gefallen“. Und in der Unterzeile: „Künzelsau wird Sitz des neuen Hohenlohekreises.“ Denn die Einigung auf den Hohenlohekreis war das eine, die Frage des Kreissitzes etwas ganz anderes. Dieser Zank war Gegenstand vieler Artikel.

Künzelsau und Öhringen waren uneins. Der CDU-Landtagsabgeordnete Gottlieb Frank aus Pfedelbach-Unterhöfen hatte den Hohenlohekreis in seinem Beritt durchgesetzt, jetzt wollte er Öhringen zur Kapitale machen. Vergebens. Die Mehrheit des Landtags lehnte seinen Antrag am 22. Juli 1971 ab und votierte für Künzelsau. Dafür bestätigten die Abgeordneten den Zusammenschluss der Kreise Öhringen und Künzelsau, inklusive Krautheim. Doch wie sollte das Gebilde heißen? Der Künzelsauer FDP-Abgeordnete Rudolf Müller wollte eine Brücke bauen und beantragte: „Hohenlohe-Öhringen“. Frank war für „Hohenlohe“, die Mehrheit des Parlaments sah es genauso.

Auf Seite 13 der HZ kommentierte Redaktionsleiter Reinhard Weber am 23. Juli 1971: „Öhringen braucht nicht auf Halbmast zu gehen“. In den Wochen vor der Reform bereitete die HZ ihre Leser fast täglich auf den Tag X vor: 1. Januar 1973. Seitdem gibt es nur noch einen Kreis, den „Hohenlohekreis“. 

 

 

Mehr zum Jubiläum

Weitere Infos und Videos zum 70. Geburtstag der Heilbronner Stimme auf www.stimme.de/70Jahre. 

 

Archiv

Unsere Abteilung Archiv und Dokumentation hat im damaligen Erscheinungsrhythmus der Heilbronner Stimme die jeweilige lokale Seite unter die Lupe genommen. Wir blicken im Zeitraum von April bis Juni 1946 in loser Folge auf kleine lokale Geschehnisse am Rande.  Titelseiten und Lokalseiten stehen hier zum Download bereit.

 

Dateiname : Titelseite 11.4.1946
Dateigröße : 454970
Datum : 11.04.2016
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Dateiname : Lokalseite 11.4.1946
Dateigröße : 550261
Datum : 11.04.2016
Download : jetzt herunterladen

 

Dateiname : Titelseite 9.4.1946
Dateigröße : 496368
Datum : 08.04.2016
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Dateiname : Lokalseite 9.4.1946
Dateigröße : 565072
Datum : 08.04.2016
Download : jetzt herunterladen

 

 

 
Dateiname : Titelseite 6.4.1946
Dateigröße : 506343
Datum : 06.04.2016
Download : jetzt herunterladen
Dateiname : Lokalseite 6.4.1946
Dateigröße : 568408
Datum : 06.04.2016
Download : jetzt herunterladen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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