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Feier bei Widdern
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Heute vor 50 Jahren: Als die A81 zwischen Weinsberg und Würzburg eingeweiht wurde

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Am 10. Dezember 1974 wurde auf der Jagsttalbrücke bei Widdern die A81 zwischen Weinsberg und Würzburg eingeweiht. Wir werfen einen Blick zurück.


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Vor genau 50 Jahren, am 10. Dezember 1974, wurde die Jagsttalbrücke bei Widdern und damit das Teilstück der Autobahn 81 zwischen Weinsberg und Würzburg eingeweiht. Die mit 80 Metern höchste Brücke des Autobahnabschnitts wurde von Mai 1971 bis Oktober 1974 erbaut. An die Einweihung vor einem halben Jahrhundert erinnern will die Stadtverwaltung mit einer gemütlichen Zusammenkunft im neuen Bauhof am Kiesweg. Die Feier beginnt um 17 Uhr, und um 18 Uhr soll es eine Ansprache zur Bedeutung und Geschichte der Brücke geben.

A81: Jagsttalbrücke war erste vollverschweißte Talbrücke in Deutschland

Bei einer Breite von 30 Metern und einer Länge von 888 Metern ist vor allem die große Spannweite von 150 Metern zwischen zweien der insgesamt sieben Pfeiler bedeutend. Möglich macht dies die Ausführung als reine Stahlbrücke. Als erste vollverschweißte Talbrücke in Deutschland lagert die vierspurige Autobahn übers Jagsttal auf einem Stahlhohlkasten mit 174 diagonalen Verstrebungen auf jeder Seite.


Die Einweihung vor 50 Jahren an der Raststätte Jagsttal-West mit 200 Gästen war ein großes Ereignis. Schließlich ging es nicht nur um die Jagsttalbrücke, sondern um das 83 Kilometer lange Teilstück der A81 zwischen Heilbronn und Würzburg. Mit 577 Millionen Mark wurde der Straßenbau in dem "strukturarmen Gebiet" zwischen Bayern und Baden-Württemberg gefördert. Davon entfielen 55 Millionen Mark auf den damals neuartigen Bau der Jagsttalbrücke. Der "Franken-Schnellweg" sollte auch die anderen Autobahnen zwischen Frankfurt, Mannheim und Stuttgart entlasten. Die A6 Heilbronn-Nürnberg war zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig gebaut.

A81: So lief die Eröffnungszeremonie an der Jagsttalbrücke

Bei der Eröffnungszeremonie war man findig: Bundesverkehrsminister Kurt Gescheidle, der baden-württembergische Umweltminister Friedrich Brünner, der unterfränkische Regierungspräsident Robert Meixner und der per Polizeihubschrauber eingeflogene bayerische Staatssekretär Erich Kiesl mussten per Tonnenhurgeln die Strecke für den Verkehr freigeben. Gelacht wurde bei der Anekdote, dass die Amme des Götz von Berlichingen aus Bamberg ins Württembergische verwiesen wurde. Nicht nur die Verkehrswege seien also schon 1454 wichtig gewesen, auch "bezüglich der herzhaften und markigen Sprache" bestehe eine inzwischen weltweit bekannte Verbindung.

Zu Fuß ging es über die fertig gestellte Brücke − zum Teil in kurzen Hosen.
Zu Fuß ging es über die fertig gestellte Brücke − zum Teil in kurzen Hosen.  Foto: Hermann Eisenmenger

Der aus Buchen stammende Umweltminister Brünner erinnerte an die Jahrzehnte, in denen das "badische Hinterland im Verkehrsschatten" gelegen habe. Mit der Autobahn hoffe man auf eine "ausgeglichene wirtschaftliche Entwicklung". Begeistert rief Brünner den Einweihungsgästen zu: "Endlich einmal Anschluss an die Welt - jetzt liegen die anderen vor unserer Tür!" Der Pendler brauche gute Straßen, so die Aussage des damaligen Umweltministers.

Jagsttalbrücke wurde 2010 aufwendig saniert

Im Jahr 2010 wurde die damals von täglich 35.000 Fahrzeugen genutzte Brücke für rund 17 Millionen Euro saniert. Der Rost hatte sich in die Stahlkonstruktion gefressen. Die Mittelleitplanke musste erneuert werden, Salzwasser war in den Unterbau eingedrungen. Allein der neue "Rollenverschluss", der Fahrbahnübergang von Straße auf Brücke, kostete 1,2 Millionen Euro.

Die 80 Meter hohe Brücke schließt das "badische Hinterland" an die weite Welt an.

Foto: Ralf Seidel
Die 80 Meter hohe Brücke schließt das "badische Hinterland" an die weite Welt an. Foto: Ralf Seidel  Foto: Eisenmenger

Das neue Bauteil brachte zumindest in diesem Punkt eine Lärmreduzierung für die Widderner mit sich. Auch das neu gebaute 300 Kubikmeter fassende Wasserauffangbecken sorgt seither dafür, dass Salzwasser und Öl nicht mehr im freien Fall auf den Boden klatschen. Wegen der hohen Wärmeleitfähigkeit, sprich der schnellen Abkühlung der Stahlbrücke, muss hier rund acht mal so viel Salz wie auf normalen Straßen oder Betonbrücken gestreut werden, um Glatteis zu verhindern.

Im Jahr 2016 stand ein kompletter Neubau zur Diskussion. Davon ist nichts mehr zu hören. Die Kochertalbrücke bei Neuenstadt wird saniert, die Jagsttalbrücke nicht. Die "konstruktiven Schwächen" sind bis heute nicht behoben. Schwerlastverkehr, Temperaturunterschiede und das Salz nagen an der Stahlkonstruktion wie den Betonpfeilern.

Die Hohlkasten-Stahlkonstruktion der Jagsttalbrücke war vor 50 Jahren einmalig in Deutschland. Die Bauarbeiten bei Widdern (im Hintergrund zu sehen) fanden in luftiger Höhe statt − aus heutiger Sicht in Sachen Arbeitssicherheit verbesserungswürdig.

Fotos: Archiv/Eisenmenger
Die Hohlkasten-Stahlkonstruktion der Jagsttalbrücke war vor 50 Jahren einmalig in Deutschland. Die Bauarbeiten bei Widdern (im Hintergrund zu sehen) fanden in luftiger Höhe statt − aus heutiger Sicht in Sachen Arbeitssicherheit verbesserungswürdig. Fotos: Archiv/Eisenmenger  Foto: Hermann Eisenmenger

Immer wieder wird darüber gemunkelt, dass die Jagsttalbrücke bei Widdern wie derzeit die Kochertalbrücke umfassend saniert oder ganz neu gebaut wird. Dem erteilt die Autobahn GmbH des Bundes aber eine Absage: "Im vergangenen Jahr wurde die alle drei Jahre wiederkehrende Bauwerksprüfung durchgeführt. Diese hat den guten baulichen Zustand der Brücke bestätigt. Daher sind bis auf Weiteres keine Sanierungsmaßnahmen geplant." Zuletzt sei das Bauwerk im Jahr 2012 instand gesetzt worden.

Auch der Flüsterasphalt, der immer wieder im Gespräch war, ist bis heute nicht verlegt. Im Jahr 2017 investierte der Bund 180 000 Euro in einen Übersteigschutz. Der 2,20 hohe Zaun soll zumindest auf einem Teil der Brücke verhindern, dass suizidale Menschen sich hier in die Tiefe stürzen, was in der Vergangenheit immer wieder geschehen ist.

 
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