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1999 starben sechs Unterländer bei Lawinen-Unglück in Galtür

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Vor 20 Jahren wurde der österreichische Urlaubsort Galtür von schweren Lawinen überrollt. Rund 80 Menschen aus dem Unterland befinden sich zu diesem Zeitpunkt in dem Ort in Tirol. Sechs von ihnen kehrten nicht in die Heimat zurück.

Von Christoph Donauer
Rettungskräfte suchen einen Tag nach dem Lawinenunglück nach Überlebenden im Schnee.
Rettungskräfte suchen einen Tag nach dem Lawinenunglück nach Überlebenden im Schnee.  Foto: epa apa Minich

"Höchste Lawinengefahr in Alpen". Das vermeldete die Heilbronner Stimme vor rund 20 Jahren, am 20. Februar 1999. Drei Tage später sollten 38 Menschen durch eine Lawine in Galtür in Österreich den Tod finden, darunter viele aus Heilbronn und der Region.

Tagelang hatte es in Bayern, Österreich und der Schweiz geschneit, viele Ski-Urlauber saßen in dem Tiroler Urlaubsort Galtür fest. Wie viele um kurz nach 16 Uhr von der Lawine erdrückt wurden, war damals zunächst unklar. Aufgrund des dichten Schneetreibens war Galtür von der Außenwelt abgeschnitten, an den Einsatz von Hubschraubern war nicht zu denken.

Manfred Bär aus Erlenbach greift zur Schaufel

Es ist der Moment, in dem Manfred Bär aus Erlenbach zur Schaufel greift, um nach Überlebenden zu suchen. Er, seine Frau und die beiden Kinder waren zum Skifahren in Galtür. Weil die Tochter Fieber hatte, saß die Familie in der Pension, als die Lawine mit einem Grollen durch den Ort fegt. "Mir ist eine Angst im Nacken gesessen", erinnert sich Bär im Gespräch mit unserer Redaktion im Jahr 2008.

"Die Erinnerungen sitzen noch tief", sagt Bär heute. Jedes Jahr wieder erinnert sich der 61-Jährige am 23. Februar an die Katastrophe. "Bei den Kindern ist zum Glück nichts hängen geblieben." Mit Familie Bär sitzen damals 80 Menschen aus dem Unterland in Galtür fest, aus Biberach, Bad Wimpfen, Erlenbach, Allfeld, Bonfeld und Kirchhausen.

Einige unterstützen die Rettungskräfte bei ihrer Suche nach Überlebenden. Ärzte, Sanitäter, Soldaten und Lawinenhunde sind im Einsatz. Doch die Suche bleibt erfolglos.

Sechs Menschen aus dem Unterland sterben

Einen Tag später, am 24. Februar, geht eine Lawine im nahen Valzur ab und tötet zwei Menschen. Wenig später steht fest, dass durch die Lawine in Galtür sechs Menschen aus der Region ihr Leben verloren haben.

Ein Lehrer aus Bad Wimpfen, seine Frau und zwei Kinder, sowie zwei Frauen aus Heilbronn kehren nicht nach Hause zurück. 15 weitere Deutsche sind unter den 38 Todesopfern. Schüler und Kollegen trauern damals um ihren ehemaligen Sport- und Mathematiklehrer. Drei Kinder wachsen fortan ohne ihre Mutter auf.

Über die Katastrophe von Galtür entsteht später der Film "Die Jahrhundertlawine". Manfred Bär hat ihn gesehen. "Das ist ein tiefgreifendes Ereignis. Das flößt dem einen oder anderen einen großen Respekt ein", sagt er.

Millionen werden in Lawinenschutz investiert

Anfang März 1999 wird der 38 Opfer in einem Gottesdienst gedacht. 800 Menschen nehmen daran teil, in ganz Tirol sind öffentliche Gebäude schwarz beflaggt. "Diese Tragödie bewegt ganz Österreich", sagt der damalige österreichische Bundeskanzler Viktor Klima. Zehn Monate später kommen erneut zehn deutsche Alpinisten bei einer Lawine ums Leben.

In den folgenden Jahren fließen Millionen in den Lawinenschutz in Galtür. Wälle und Stahlschneebrücken werden gebaut und Bäume gepflanzt. Heute erinnert eine Gedenktafel an das größte Unglück, dass den 800 Einwohner zählenden Ort in seiner Geschichte ereilt hat.

 
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