Beratungsstelle Pro Familia Heilbronn: Toxische Beziehung ist wie eine Falle
Wer Gewalt in der Beziehung erfährt, kann sich nur schwer daraus lösen. Die Beratungsstelle Pro Familia sagt, welche Hinweise es auf solch toxische Beziehungen gibt.

„Es ist wie eine Falle, wer drin ist, kommt schwer wieder raus“, sagt Diplom-Sozialpädagogin Andrea Specht, Leiterin der Beratungsstelle Pro Familia in Heilbronn. Jeder könne an einen toxischen, gewalttätigen Partner geraten. Es kommt zwar seltener vor, aber auch Frauen zeigen ein toxisches Verhalten. Merkmale einer derartigen Beziehung sind Specht zufolge körperliche und psychische Gewalt genauso Abwertungen, Beleidigungen, Isolierung und Manipulation. Täter versuchten, Opfer in eine Abhängigkeit zu bringen, sei es emotional oder finanziell, sagt Specht. Sie untergraben die Eigenständigkeit. „Es gibt Frauen, die in gewalttätigen Beziehungen feststecken und sich nicht daraus lösen können“, macht sie in der Beratungsstelle die Erfahrung.
Pro Familia Heilbronn: Information zu toxischen Beziehungen ist wichtig und hilft
Betroffene seien oft sehr verzweifelt, sagt Andrea Specht. Pro Familia berät persönlich und auf Wunsch anonym. Gemeinsam werden Fragen geklärt wie: Wo gibt es weitere Unterstützung? Ist ein Frauenhaus der richtige Schritt? Wie kann es weitergehen? Wie sieht ein Gewaltschutzverfahren aus? Wie kommen Betroffene raus aus einer solchen Beziehung? „Es wird unterschätzt, wie sehr Information hilft“, sagt Specht. „Es ist gut, wenn betroffene Frauen bei uns ankommen.“ Ein Grund, warum sie sich nicht melden, sei häufig eine riesengroße Scham.„Der unsicherste Ort für eine Frau ist ihr Zuhause“, sagt Specht mit Blick auf Zahlen des Bundeskriminalamts, das jedes Jahr die angezeigten Fälle von Partnergewalt in der Kriminalstatistik aufführt. Das Risiko, verletzt oder getötet zu werden, sei in einer Trennungssituation am höchsten.
Hat ein Mann beispielsweise ein Suchtproblem oder ist er ein krankhafter Narzisst?
Kommt es wegen häuslicher Gewalt zu einem Polizeieinsatz und beantragen Betroffene ein Gewaltschutzverfahren bei Gericht, bekommt Pro Familia eine Nachricht von der Polizei. Mitarbeiterinnen rufen die betreffende Frau an, bieten Hilfe, Beratung und Unterstützung an. „Man muss das Täterprofil einschätzen und dann unterscheiden: Habe ich zum Beispiel einen Mann mit einem Suchtproblem oder habe ich einen krankhaft narzisstischen Gewalttäter?“
Wer eine toxische Beziehung verlässt, benötigt hinterher häufig therapeutische Hilfe. „Allein aus eigener Kraft ist es sehr schwer, das Erlebte zu verarbeiten“, sagt Specht. Ihr Appell: „Wenn ich spüre, da stimmt was nicht: Glaub‘ dem Gefühl.“ Wer ein gutes Selbstwertgefühl besitze, der sei anfangs eher bereit, sich aus der Beziehung zu lösen.