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Pfingstmontag abschaffen? Pfarrer aus der Region Heilbronn wollen keinen Feiertag opfern

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Bayrische Wirtschaftsbosse stellen kirchliche Feiertage wie den Pfingstmontag infrage. Pfarrer aus der Region Heilbronn heben dagegen die Bedeutung für Mensch, Familie und Gesellschaft hervor.


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„Mehr arbeiten!“ So lautet eine Kernaussage der ersten Regierungserklärung des neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz (CDU). Prompt schlagen zwei bayrische Wirtschaftsbosse, namentlich Wolfram Hatz und Bertram Brossardt von der Vereinigung der Bayrischen Wirtschaft (vbw), die Abschaffung zumindest eines kirchlichen Feiertags vor, etwa des Pfingstmontags. Das würde der Wirtschaft viel bringen und gleichzeitig Arbeitnehmer nicht stark belasten. Kirchenvertreter aus der Region sind davon natürlich alles andere als begeistert, zeigen aber auch Verständnis für wirtschaftliche Belange.

Pfingstmontag opfern? „Es gibt sicher andere Lösungen, damit Deutschland wettbewerbsfähig bleibt“

Ganz klar gegen die Abschaffung eines kirchlichen Feiertags ist die Heilbronner Pfarrerin Esther Sauer. Solche Tage seien einerseits tief in unserer Kultur und Tradition verwurzelt. Gleichzeitig hätten sie für viele Menschen „eine spirituelle Bedeutung und dienen der religiösen Besinnung“. So seien sie auch wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. „Kirchliche Feiertage sind wie Sonntage Zeiten der Ruhe, Zeiten, in denen sich die Familie treffen kann, weil zumindest die meisten an diesen Tage frei haben“, betont die Seelsorgerin.

Feiertage leisteten somit einen Beitrag zur sozialen Stabilität. Wirtschaftliche Interessen sollten nicht mit kirchlichen Feiertagen in einen Zusammenhang gebracht werden. Sauer: „Es gibt sicher andere Lösungen, damit Deutschland wettbewerbsfähig bleibt.“

Christliche Feiertage sind tief in unserer Kultur verwurzelt, dienen der Ruhe und Besinnung und festigen den Zusammenhalt. Wirtschaftsbosse stellen sie auf den Prüfstand. Foto: ChristArt
Christliche Feiertage sind tief in unserer Kultur verwurzelt, dienen der Ruhe und Besinnung und festigen den Zusammenhalt. Wirtschaftsbosse stellen sie auf den Prüfstand. Foto: ChristArt  Foto: nicht angegeben

Diskussion um Feiertag: Dekan wünscht sich grundsätzliche Änderung der Einstellung zum Leben und Zusammenleben

Der katholische Dekan von Heilbronn-Neckarsulm, Roland Rossnagel, sieht auch die Zwänge der Wirtschaft. „Sie braucht einen Aufschwung und muss international konkurrenzfähig sein.“ Zudem würden die Aufgaben des Staates und der Kommunen immer größer. Deshalb wünscht sich der Theologe „eine grundsätzliche Änderung der Einstellung zum Leben und Zusammenleben. Den Ansprüchen der Einzelnen steht ihre Verantwortung gegenüber.“ Aber auch für Rossnagel steht fest: „Durch die Abschaffung von Feiertagen allein ändert sich nichts.“ Sie seien vielmehr „wertvolle Haltepunkte im Lauf des Jahres und weisen auf ein Großes hin, das dem Leben Sinn geben kann“. Einen gemeinsamen Sinn für das Zusammenleben zu finden, sei in den vielfältigen Schwierigkeiten unserer Zeit sehr wichtig.

Kurz und knapp bringt der evangelische Prälat Ralf Albrecht das Spannungsfeld auf den Punkt: „Stellen wir die Frage doch so, wie sie gemeint ist: Wollen Sie Gehaltskürzung für Arbeitnehmer? Nein! Wollen wir nicht. Und wir sind sehr froh, dass mit den kirchlichen Feiertagen weiter Lebens-Sinn-Angebote in unserer Gesellschaft wach gehalten werden.“

Heilbronner Dekan: „Diese Feiertage tun den Menschen und der Gesellschaft gut“

„Die hohen kirchlichen Feste haben ihre Bedeutung und ihre Botschaft“, erklärt der evangelische Dekan Christoph Baisch. Deshalb seien Weihnachten, Ostern und Pfingsten auch einen zusätzlichen Feiertag wert. Und: „Diese Feiertage tun den Menschen und der Gesellschaft gut.“ Freilich: Eine Stärkung der Wirtschaft habe ebenfalls ihre Bedeutung und ihr Gewicht. Über passende Maßnahmen könne und sollte geredet werden. Aber nicht in der Weise, dass eine einzelne Maßnahme einseitig zulasten der kirchlichen Feiertage und zulasten der Arbeitnehmer in Angriff genommen werde. Erholte Mitarbeitende dienten im Übrigen auch der Wirtschaftskraft. So fördern laut Baisch auch die zweiten Feiertage die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit.

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Kommentare

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Thomas Gaukel am 14.05.2025 17:49 Uhr

Ja, weil uns die schon erfolgte Abschaffung vom Buß- und Bettag 1994 ja so super und endgültig gerettet hat damals.

Egal wie viele Feiertage wir abschaffen, das Versagen der Regierung und der Wirtschafts-Bosse werden wir dadurch nicht kompensieren können. Wenn die Politiker ihren Job machen würden, und die Bosse eventuell auf eine Villa oder Jacht verzichten, wäre das der Situation deutlich zuträglicher.

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