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Von Tempelberg bis Frankfurt
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Leingartener pflanzt Bäume für den Frieden: Erinnerung und Mahnung an Kriegsjahre

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Ortwin Czarnowski aus Leingarten pflanzt Friedensbäume an Orten seiner Biografie – als stille Zeichen des Gedenkens an Krieg, Flucht und das lange Friedensjahrzehnt in Europa.

Ortwin Czarnowski bei seiner Baumpflanzung in Tempelberg (Brandenburg). Anwohner des Dorfes und Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges waren geladen.
Ortwin Czarnowski bei seiner Baumpflanzung in Tempelberg (Brandenburg). Anwohner des Dorfes und Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges waren geladen.  Foto: privat

Ortwin Czarnowski ist engagiert, voller Tatendrang – das ist auch außerhalb von Leingarten bekannt. „Danke sagen“ ist längst zum Lebensmotto des 85-jährigen Radsportlers geworden. Nach dem Projekt „Rollendes Klassenzimmer“, bei dem er vor zwei Jahren die Leitung abgab, widmet sich Czarnowski nun einer neuen Aufgabe: dem Pflanzen von Friedensbäumen.

„Wir leben seit 80 Jahren im Frieden in Europa“, sagt der ehemalige Olympiateilnehmer. „Aus Dankbarkeit habe ich Bäume für den Frieden gepflanzt – und werde es weiterhin tun. Als Botschaft an alle“, erklärt Czarnowski bedacht. Die Bäume setzt der Leingartener an Orten ein, die für ihn eine besondere Bedeutung haben.

Ortwin Czarnowski erinnert mit Pflanzen von Bäumen an die Opfer des Krieges

Den Anfang machte er im Mai in Schönhausen (Sachsen-Anhalt). Dort pflanzte er eine Eiche – an dem Ort, an dem in seiner Kindheit sein Cousin durch eine Splittergranate ums Leben kam. Gleichzeitig endete dort für ihn der Krieg. Der Baum soll symbolisch an alle im Krieg Verstorbenen erinnern und das Kriegsende würdigen, so Czarnowski.

Vor rund zwei Wochen folgte der zweite Baum – in Tempelberg (Brandenburg), seinem Geburtsort. „Dort begann für mich als kleines Kind die Flucht vor dem Krieg“, erzählt er. Der Baum soll all jenen gewidmet sein, die durch den Krieg ihre Heimat verloren haben. Zur Pflanzung lud Czarnowski Zeitzeugen, Anwohner und Gunter Fritsch, den früheren Parlamentspräsidenten Brandenburgs, ein. „Es war eine schöne, bescheidene Veranstaltung“, berichtet er. Besonders bewegend für den inzwischen 85-Jährigen: Die Kirchenglocken von Tempelberg läuteten während der Zeremonie – jene Glocken, die Czarnowski 2007 durch eine Spendenaktion hatte zurückbringen lassen. Sie sollten im Zweiten Weltkrieg für Munitionszwecke eingeschmolzen werden. „Das war für mich wie eine Silbermedaille“, sagt der Radsportler.

„Goldmedaille“ soll folgen: Dritter Baum in Frankfurt an der Oder

Die „Goldmedaille“ soll noch folgen – mit einem dritten Baum bei Frankfurt an der Oder. „Dort wurden damals die Kriegsgefangenen aus Russland abgeliefert – auch die Toten“, berichtet Czarnowski. Er vermutet, dass auch sein Vater darunter war. Nun will er den genauen Ort finden, an dem die Gefangenen übergeben wurden. Auch dort soll eine Eiche gepflanzt werden – als Zeichen für alle, die in Gefangenschaft gestorben sind.

Doch warum dieses Engagement? „Frieden ist nicht selbstverständlich“, betont Czarnowski und verweist auf die aktuellen Konflikte in Russland, der Ukraine und im Gaza-Streifen. Die Bäume sollen mahnen und erinnern. „Diese Botschaft wird ankommen“, ist er überzeugt. „Ich hoffe, dass auch andere Bäume pflanzen. Frieden entsteht nicht nur in Berlin, durch die Politik, sondern in den kleinen Städten, bei den einfachen Menschen.“ Auch in seiner Heimat Leingarten sowie in der Umgebung plant Czarnowski weitere Baumpflanzungen.

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