Vollzugsdienst in Massenbachhausen auf „Schmalspur“ – Gemeinde möchte mehr Präsenz
In Massenbachhausen sorgt ein Minijobber für Ordnung: Volker Gruber verteilte 2024 fast 200 Verwarnungen – doch seine Zeit ist knapp und der Gemeinderat möchte mehr Präsenz.

Wenn in Massenbachhausen ein Auto im Halteverbot steht, ist meist Volker Gruber nicht weit. Bürgerbeschwerden nachgehen, Geschwindigkeitsmessungen durchführen, Strafzettel an Falschparker verteilen – all das gehört zum Aufgabenbereich des Vollzugsbediensteten. Im Jahr 2024 sprach er 193 Verwarnungen wegen Verkehrsverstößen aus. Hinzu kamen zahlreiche Ermittlungen aufgrund von Bürgerbeschwerden sowie Personenkontrollen, wie die Gemeindeverwaltung mitteilt.
Und das, obwohl Volker Gruber in Massenbachhausen nur auf Minijob-Basis tätig ist. Sein Haupteinsatzgebiet liegt in Lauffen. In der 3.600-Einwohner-Gemeinde arbeitete er im Jahr 2024 147,5 Stunden.
Ordnungsdienst in Massenbachhausen: Fast 200 Verwarnungen im Jahr 2024
„Ich komme an verschiedenen Tagen und zu unterschiedlichen Uhrzeiten nach Massenbachhausen“, erklärt Gruber. „Ich bin jetzt im 30. Dienstjahr und es macht mir immer noch Spaß.“ Doch die Zeit vor Ort ist knapp. „Heute bin ich von 9 bis 11 Uhr hier, danach geht es zurück nach Lauffen“, sagt er. Ermittlungen und Fallbearbeitungen müssen deshalb häufig verschoben werden. „Manchmal wäre etwas mehr Zeit schon hilfreich, aber das lässt sich mit meiner Hauptstelle nicht vereinbaren.“
Dieses Problem sehen auch Bürgermeister Steffen Braun und der Gemeinderat. „Wir fahren da gerade absolute Schmalspur“, so Braun. „Wir überlegen, ob wir aufstocken, aber man muss stets den Kosten-Nutzen-Aufwand im Blick behalten.“ Der Gemeinderat, mit Grubers Arbeit grundsätzlich zufrieden, wünscht sich dennoch mehr Präsenz – vor allem bei Veranstaltungen, bei denen es regelmäßig zu Wildparken komme.
Massenbachhausen prüft Ehrenamt für Ordnungsdienst
„Wir könnten uns gut vorstellen, einen zweiten Minijobber einzustellen“, sagt Braun. Auch der Gedanke, sich einen Vollzugsbeamten mit einer anderen Kommune zu teilen, stand bereits im Raum, scheiterte bislang jedoch an der praktischen Umsetzung. Nun habe man ein „spannendes Angebot“ erhalten: Ein Bürger wolle die Stelle ehrenamtlich unterstützen – ob das realisierbar sei, werde noch geprüft. Dafür sei jedoch ein Lehrgang notwendig, betont Braun. „Man muss sich bewusst sein, dass dieses Amt konfliktbehaftet ist.“ Der potenzielle Ehrenamtliche kommt aus Massenbachhausen und müsste im Falle einer Übernahme des Amtes auch gegen Nachbarn, Freunde und Familie vorgehen. „Dass das nicht überall gut ankommt, ist klar“, sagt Braun. Er möchte in den nächsten Wochen eine Lösung mit Verwaltung und Gemeinderat entwickeln.
Volker Gruber zeigt Verständnis für die Überlegungen des Gemeinderats. „Mehr geht immer“, meint er. Zur Zukunft äußert er sich zurückhaltend, merkt jedoch an, dass die Kommune im Bereich des Vollzugsdienstes bislang eher sparsam agiere. „Ich habe hier keine Ausrüstung – weder Sicherheitsweste noch Taschenlampe“, sagt er. Das sei auch ein Grund, warum er nachts keine Kontrollen mehr durchführe. „Wenn eine Gruppe von acht Leuten Lärm macht oder Müll hinterlässt und ich einen zur Rechenschaft ziehen will, ist das so kaum möglich.“

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