Rallye Heidelberg Historic: Bilder zeigen Oldtimer-Schätze
Mehr als 200 Teilnehmer fahren bei der Rallye Heidelberg Historic durch Hohenlohe, den Kraichgau und den Landkreis Heilbronn. Zuschauer bekommen echte Raritäten zu sehen.

Legenden sind auf der Straße bei der ADAC Heidelberg Historic. Sowohl solche auf vier Rädern als auch solche auf zwei Beinen. Wer Rallye-Weltmeister Walter Röhrl am Samstag in Zweiflingen sehen wollte, der musste früh beim Rathaus sein. Dort wird er 10.22 Uhr von Streckenposten Nicola Ewald eingewiesen, damit er die Bushalterunde nutzt, um an den Moderatoren Jakob und Michael Hagemann vorbei zu fahren.
Walter Röhrl ist im Feld der Slowly Sideways unterwegs. Ihnen folgen 206 Fahrzeuge der Baujahre 1922 bis 1976. Das älteste Fahrzeug, weiß Michael Hagemann, ist ein elf PS starker (oder schwacher) Citroen 5CV. "Der hatte aber gleich nach der Ankunft gestern Probleme, so ist das älteste Fahrzeug im Feld nun ein Lancia Lambada von 1925", sagt Michael Hagemann. Und sein Sohn fügt hinzu: "Das erste Auto mit elektrischer Beleuchtung und elektrischem Anlasser."
Heidelberg Historic: Rallye-Fahrer juckt es in den Fingern
Nahezu im Minutentakt kommen Fahrzeuge an den Zuschauern vorbei. Unter ihnen auch Dieter Klaiber aus Öhringen. Er ist selbst schon viele Oldtimer-Rallyes mitgefahren. "Es zwickt", sagt er lachend im Shirt der Olympia-Rallye, die von Kiel nach München führte.
Und wie er von den 18.000 durchgeschwitzten Shirts der Rallye bei 35 Grad Außentemperatur erzählt, kommt einer der Teilnehmer vorbei, der damals auch dabei war: Günter Kühlewein, in Hohenlohe ein bekannter Motorsportler mit zwischenzeitlich 87 Jahren. Er fährt im ersten Wankelspider mit, der 1967 in Neckarsulm gebaut wurde. Sein rotes Auto trägt das Kennzeichen ÖHR GK. Winkend wird er von Dieter Klaiber begrüßt.
Heidelberg Historic: Wunderschöne Autos bei Rallye dabei
Wunderschönes Aston Martins fahren vor, röhrende Porsche 356, britische Rechtslenker sind dabei, blitzende Jaguars, Mantas ohne B-Säule und die Volvos, die als Schneewittchensarg bekannt wurden. Manche im Erstbesitz. Ganze Familien wie die Vögeles fahren mit, in Jaguars, BMWs und einem hellblauen Ford Mustang. "Oldtimer sind cool, das sind noch richtige Autos, die man riecht", sind sich Ramona Hörnig, Helena Köhler und Sebastian Gröger vor dem Zweiflinger Rathaus einig.

Es sind auch einige originale Rennfahrzeuge dabei wie der 240 PS starke Porsche von Heino Schäfer aus dem Jahr 1969. Jüngeren Datums sind einige Sponsorenfahrzeuge, darunter einige Audi 50. Einen davon fährt der frühere Audi-Werksleiter Fred Schulz. Er hat beim nächsten Stopp Heimspiel. Die Mittagspause der Heidelberg Historic findet auf dem großen Platz von Audi in Neckarsulm statt. Dort, wo sonst Neuwagen das Werk verlassen.
Heidelberg Historic: Nächster Stopp bei Audi in Neckarsulm
Und während sich die Fahrer stärken, stehen ihre Autos im Rampenlicht. Dieses Wochenende zücken viele Besucher Handys und Fotoapparate, um Filmchen zu drehen von Fahrzeugen mit laut röhrenden Motoren oder Fotos zu machen von historischen Schätzen. Kurt Bluhm steht am Straßenrand und filmt einen Audi S1, der mit einem satten Dröhnen in Richtung Süden davonfährt. Den würde er mitnehmen, sagt der Zuschauer und grinst. Die Jahrzehnte alten Fahrzeuge faszinieren ihn. "Die sind technisch interessanter, viel individueller als die heutigen Autos", sagt er. Heutzutage sei doch vieles einheitlich, egal ob beim Motor, bei der Farbe. "Früher war die Welt bunt."
Aus Untereisesheim über den Neckar nach Neckarsulm gekommen ist Heinz Grimm, ein ehemaliger Mitarbeiter von NSU. Er schaut sich gerade einen Jaguar aus dem Jahr 1938 an. Mit welchem Fahrzeug er davonfahren würde? "Die Auswahl ist riesig", sagt er, lächelt und ergänzt dann noch: "Mit allen." Zur Heidelberg Historic kommt der Untereisesheimer immer, wenn es die Zeit zulässt. "Hier sind Autos, die man sonst nicht jeden Tag sieht."
Unterdessen parkt ein paar Meter weiter Ulrich Zuhnemer seinen mintgrünen Renault R5 TL aus dem Jahr 1975, den er vor zehn Jahren von einer französischen Rentnerin gekauft hat. Bei Audi auf den Hof zu fahren, das sei schon etwas Besonderes – auch das Essen sei schließlich gut. Für die Wertungsprüfungen könnte er etwas mehr PS benötigen, sagt er. Dass der Renault dabei nicht gut abschneidet, macht ihm nichts aus. "Man muss wissen, worauf man sich einlässt."
Wertungsprüfung im Kraichgau bei Heidelberg Historic
Eine dieser Prüfungen hat einen Tag zuvor im Kraichgau stattgefunden. Zielsicher steuern die alten Rallyefahrzeuge den Verkehrsübungsplatz in Eppingen an. Dort, wo üblicherweise Fahrsicherheitstrainings oder Fahrstunden stattfinden, findet an diesem Tag eine Wertungsprüfung statt.

Der Platz ist gefüllt mit alten Schätzen wie hochmotorisierten Käfern, Jaguars, Porsches, BMWs oder Opels. Deren Fahrer drücken, sobald sich die Flagge am Start senkt, mächtig auf die Tube, schließlich gilt es, eine gute Zeit hinzulegen, um im Klassement eine gute Rolle spielen zu können. Nach der Prüfung geht es weiter in Richtung Schwetzingen – für den einen auf dem direkten Weg über den Modellflugplatz zur Bundesstraße, für den anderen mit einem kleinen Umweg in Richtung Sulzfeld, wenn man anstatt des direkten Wegs einzuschlagen, an der Kreuzung nach links abbiegt.
Oldtimer macht Sorgen
Der Alfa Romeo von Gotthard Schleicher und Maria Schmitt bereitet bei der Heidelberg Historic kurz Sorgen. Die Kupplungsflüssigkeit sei fast leer gewesen. Der ADAC half aus, das reicht, erst nach der Rundfahrt geht es dann fürs Fahrzeug aus dem Jahr 1970 in die Werkstatt. Die Tour ist seiner Ansicht nach die schönste Strecke, die es für historische Fahrzeuge überhaupt gibt.
"Es macht richtig Spaß", sagt Gotthard Schleicher, der zwei, drei Mal pro Jahr mit dem Auto an solchen Veranstaltungen teilnimmt. Die Tour allein ist es nicht, wegen der die beiden mitmachen. Es sei auch wegen der Bekannten, die man immer wieder sehe. "Richtige Eyecatcher", sagt er, stünden am Samstagmittag auf dem großen Platz beim Audi-Forum. Sein Fahrzeug, "ein Zufallsfund", nachdem der Vorgänger abbrannte, reiht er dazu ein. "Ich finde es riesig."

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