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Was hilft wirklich bei der Nilgans?

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Die Bestände der Tiere an Badeseen zu kontrollieren, wird zunehmend schwieriger, auch die reguläre Bejagung wirkt kaum. Was Kommunen gegen die Ausbreitung tun wollen. 

Schön anzusehen, aber mittlerweile ungeliebter Gast: Nilgänse breiten sich hierzulande aus.
Schön anzusehen, aber mittlerweile ungeliebter Gast: Nilgänse breiten sich hierzulande aus.  Foto: Kunz, Christiana

Naherholungsgebiete wie der Breitenauer See auf Obersulmer und Löwensteiner Gemarkung oder die Ehmetsklinge in Zaberfeld locken nicht nur Badegäste an. Auch für Grau- und Nilgänse sind die Seen ein attraktiver Lebensraum: Kurz gemähte Wiesen und der direkte Zugang zum Wasser bieten ideale Bedingungen als Brut- und Raststätte. Doch die Nilgänse entwickeln sich zunehmend zu unerwünschten Gästen. In großer Zahl werden sie als Belästigung empfunden. Vor allem mit Nachwuchs fallen die Tiere durch aggressives Verhalten auf. Ein gravierendes Problem ist zudem die Verschmutzung: Die Hinterlassenschaften der Gänse verunreinigen die Wiesen und können in den Gewässern Krankheitserreger verbreiten.

Nilgänse am Breitenauer See: Über 100 Tiere gesichtet

In Heilbronn haben sich die Tiere längst entlang des Neckars ausgebreitet. Die Stadt hat das Problem erkannt und arbeitet daran. Doch gerade für Kommunen, die Naherholungsgebiete betreiben, stellen die Nilgänse eine besondere Herausforderung dar.

„Zurzeit ist es ruhig“, sagt Björn Steinbach, Vorsitzender des Naherholungszweckverbands Breitenauer See. Doch die Nilgans-Problematik dürfte bald auch dort wieder zunehmen. Über 100 Tiere seien bereits rund um das Seeareal gesichtet worden, der Bestand sei stark gewachsen. Die bisherige Bejagung habe keine Entlastung gebracht. „Wir haben massive Probleme durch Verschmutzung und das aggressive Verhalten der Tiere“, so Steinbach, „und wir befürchten, dass das Problem noch größer wird.“ Man stehe im Austausch mit den Behörden; nach einem Wechsel im Vorsitz des Zweckverbands wolle man das Thema nun gezielt angehen.

„Weiche Maßnahmen“ helfen nicht mehr aus

„Weiche“ Maßnahmen wie das Erschweren des Zugangs zum See, das Aufstellen von Fangzäunen oder das Anbringen von Vergrämungsdrachen haben an der Ehmetsklinge keine Wirkung gezeigt. „Wir hatten eher den Eindruck, dass uns die Gänse ausgelacht haben“, sagt Zaberfelds Bürgermeisterin Diana Danner. Die Gemeinde beauftragte vor einem Jahr einen Stadtjäger, seitdem wurden 56 Nilgänse und sieben Graugänse erlegt, was den Bestand durchaus reduziert habe, so Danner. In der Öffentlichkeit werde dies jedoch anders wahrgenommen.

Der Jagdzeitraum für Nilgänse wurde in Baden-Württemberg bereits auf das Maximum ausgeweitet: Jungtiere dürfen ganzjährig, erwachsene Tiere von August bis Februar bejagt werden. Warum die reguläre Jagd auf die Gänse dennoch kaum vorankommt, erklärt Julia Meny, Wildtierbeauftragte des Landkreises Heilbronn. Die spezielle Jagdpraxis mit Flinte und Jagdhund sei bislang wenig verbreitet und stelle hohe Anforderungen an die Jägerschaft.

Kommunen halten Managementkonzeptionen für teuer

Meny stellte in Zaberfeld den aktuellen Sachstand zu Nil- und Graugänsen an der Ehmetsklinge vor. „Der Jagdaufwand wird immer höher, wenn man tatsächlich eine Bestandsreduktion erreichen will“, sagt sie. Den Kommunen stellt Meny eine umfassende Managementkonzeption in Aussicht. Bisher habe jedoch keine Gemeinde im Landkreis ein solches Konzept erstellen lassen. Damit wären auch Eingriffe in die Gelege möglich, doch diese seien aufwendig: Die Brutstätten müssten durch geschultes Personal erst ausfindig gemacht werden. Nilgänse bevorzugen keine festen Nistplätze.

Die vorgeschlagene Managementkonzeption wird nicht nur wegen der Kosten kritisch gesehen. „Sie würde die Bejagbarkeit nicht deutlich erhöhen“, meint Diana Danner. Außerdem liegt die Ehmetsklinge in einem Schutzgebiet liegt. Zwar können sogenannte Vergrämungsabschüsse kurzfristig einen Fluchteffekt erzielen. Damit sich die Gänse jedoch dauerhaft anderswo niederlassen, müssten alternative Flächen geschaffen werden, die für sie attraktiv genug sind. Solche Ausweichmöglichkeiten gebe es in Zaberfeld jedoch nicht – geeignete Flächen seien bereits für andere Naturschutzmaßnahmen reserviert, erklärt Julia Meny.

Zaberfelder Ehmetsklinge soll Versuchsfläche für Jäger werden

Mit dem Kreisjägerverband habe man sich darauf verständigt, die Ehmetsklinge als „Seminarfläche“ anbieten zu wollen, sagt Zaberfelds Bürgermeisterin Diana Danner. So könnten die Jäger vor Ort hinsichtlich ihrer spezifischen Nilgans-Bejagung fortgebildet werden. Der Zaberfelder Gemeinderat hat dem Vorschlag mit einer Enthaltung zugestimmt. Anfragen zur Beratung hinsichtlich Nilgänsen gab es beim Landratsamt auch aus Eppingen, Bad Rappenau und Offenau, dabei variierte die Anzahl von einem einzelnen Brutpaar mit Jungvögeln bis zu hin zu zeitweise 30 bis 50 Nilgänsen. Laut Julia Meny, Wildtierbeauftragte beim Landratsamt Heilbronn, wurden im Jagdjahr 2023/2024 noch 110 Nilgänse erlegt, 2024/2025 waren es schon 192 Tiere. 

„Der Jagdaufwand wird immer höher.“Wildtierbeauftragte Julia Meny

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