Nicht jedes Baugebiet wird umgesetzt
In Möckmühl und Bad Friedrichshall werden Bauplätze und Gewerbeflächen dringend benötigt. Aber nicht überall geht das, weil auch Natur und Landschaft geschützt werden müssen.

Bei der Diskussion zum aktuellen Entwurf des Flächennutzungsplans (FNP) waren einige Gemeinderäte in Möckmühl sehr verwundert. Es tauchen in der Plan-Fortschreibung Baugebiete auf, die man in früheren Diskussionen schon als ungeeignet empfunden hatte. Der Grund: Auf der Gesamtfläche von Möckmühl, Jagsthausen, Roigheim und Widdern von 10 650 Hektar müssen erst mögliche Gebiete für Wohnen und Gewerbe ausgewiesen werden, bevor man sich für eines oder mehrere entscheiden kann.
In der so genannten „Alternativenprüfung“ werden die vorgeschlagenen Gebiete einer genaueren Analyse unterzogen. Kriterien sind die städtebauliche Eignung und die Umweltauswirkungen. Die Eignung wird noch genauer differenziert in den sparsamen Umgang mit Flächen, die Einbindung in die weitere Umgebung oder den Stadtteil oder die Schonung von Ressourcen. Auch die verkehrliche Anbindung und das Versorgungsangebot spielen eine Rolle.
Dadurch fallen manche der vorgeschlagenen Flächen wieder raus. Unter anderem werden in den Möckmühler Teilorten Ruchsen und Korb die potenziellen Baugebiete In der Au oder Biegel II als gering geeignet bewertet, weil die Natur zu sehr geschädigt werden würde. Bei der künftigen Erweiterungen vom Brandhölzle wird wegen der schon vorhandenen Bebauung Erreichbarkeit und Versorgungslage positiv bewertet.
Folgerichtig wird die mit 2,5 Hektar vergleichsweise kleine Arrondierung des Neubaugebiets Brandhölzle IV empfohlen, die weitere Entwicklung auf 5,8 Hektar durch die Lage in einem Regionalen Grünzug aber nicht. Gegen ein Baugebiet Schlossweinberg spricht aus Sicht der Planer der Denkmalschutz.
Roigheim, Widdern und Jagsthausen: Kein Baugebiet bekommt eine Empfehlung
In Roigheim, Widdern und Jagsthausen erreicht keines der vorgeschlagenen Gebiete eine Empfehlung. Die Eignung wird in Roigheim wegen des Eingriffs in geschützte Biotope als „gering“ eingestuft, in Widdern haben die Stäfflensäcker eine „sehr geringe städtebauliche Eignung“, in Jagsthausen ist neben dem Flächenverbrauch auch die „abgesetzte Lage“ ein Thema. Bei den Gewerbeflächen ist die Einbindung in die Stadt oder Gemeinde naturgemäß nicht so wichtig, weil man Industrie eher außerorts ansiedelt. In Möckmühl wird die Erweiterung der Gassenäcker wegen der Lärmbelästigung eines nahen Wohngebiets nicht empfohlen.
Die über zehn Hektar der Chausseeflur bekommen wie das Gewerbegebiet Habichtshöfe in Möckmühl eine „Hohe Eignung“. Bereits jetzt soll auf rund sechs Hektar der Logistikstandort für das Kaufland-Zentrallager nach Südwesten erweitert werden, das Unternehmen hat die Flächen schon gekauft. Der entsprechende Bebauungsplan ist in Arbeit.
Hier wie für die dann noch mögliche Erweiterung Habichtshöfe II auf weiteren 4,2 Hektar wird die abgeschiedene Lage oben auf dem Berg eher als Vorteil gesehen. Unweit der Autobahn-Anschlussstelle Möckmühl sei „die Abwicklung des Lkw-Verkehrs somit ohne Ortsdurchfahrten direkt über die Autobahn möglich“. Ziel und Zweck der Planung sei „die Erhaltung, Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen“ für ein bereits ortsansässiges Unternehmen. Wichtig ist auch, dass aus Sicht des Regionalplans keine Restriktionen gegen die Erweiterung sprechen.
Bad Friedrichshall, Oedheim und Offenau: Hoher Bedarf an Wohnungen
In der Verwaltungsgemeinschaft Bad Friedrichshall, Oedheim und Offenau steht ebenfalls die Neuauflage des Flächennutzungsplans an. Ab dem 21. Oktober soll der Planentwurf öffentlich einsehbar sein. Vor allem durch die Ansiedlung des Schwarz-Projekt-Campus sei die „Ausweisung weiterer Wohnbauflächen dringend angezeigt“. „Dieser hohe Bedarf wird durch die enorme tatsächliche Nachfrage nach Miet- und Eigentumswohnungen und Baugrundstücken belegt, die sich derzeit in exorbitanten Preissteigerungen für Wohnbaugrundstücken widerspiegelt.“ In den drei Gemeinden sind auch schon zahlreiche „Bebauungspläne der Innenentwicklung“ aufgestellt worden, die nun im neuen FNP nachgetragen werden müssen.
Zudem entstehe ein „zusätzlicher Wohnbauflächenbedarf, der im Wesentlichen auf der anhaltend positiven wirtschaftlichen Entwicklung in der Region beruht“, heißt es in der zuletzt dem Bad Friedrichshaller Gemeinderat vorgelegten Begründung. Hieraus ergebe sich rechnerisch zusätzliche Wohnbauflächen von rund 40 Hektar in Bad Friedrichshall, 13,6 Hektar in Oedheim und 6,5 Hektar in Offenau.
„Die Interessen aller Bevölkerungsgruppen müssen angemessen berücksichtigt werden“, sagt der Bad Friedrichhaller Bürgermeister Timo Frey. Insbesondere für die Landwirtschaft, aber auch Natur und Freiräume sollen erhalten bleiben. „Es wird ganz sicher nicht jedes Gebiet, das in der aktuellen Fortschreibung enthalten ist, auch zwingend im Planungszeitraum bis 2035 realisiert werden. Unser Blick geht weit über das Jahr 2035 hinaus.“ Trotz des höheren Bedarfs geht man für Bad Friedrichshall nur mit 29 Hektar Suchraum für den Wohnbau ins Rennen. In Oedheim entspricht die Darstellung von 9,92 Hektar Wohnbauflächen annähernd dem prognostizierten Bedarf von 10,52 Hektar. Für Offenau werden 7,89 Hektar Wohnbauflächen im FNP dargestellt, was dem Bedarf von 9,57 Hektar weitgehend entgegenkommt.
Gewerbeflächen sind in der Region Mangelware
Auch die Gewerbeflächen sind ausgereizt. Das regionale Gewerbegebiet „Obere Fundel“ befinde sich derzeit in der Umsetzung. In der letzten verbliebenen Fläche Kocherwaldstraße V übersteige die Nachfrage das Flächenangebot um ein Mehrfaches. Ein interkommunales Gewerbegebiet zwischen Offenau und Jagstfeld wird „aufgrund zahlreicher Beschränkungen aufgrund des Naturraums und durch Infrastruktureinrichtungen nicht länger verfolgt“. Das Sondergebiet für großflächigen Einzelhandel unter dem Stichwort „Weitblick“ in Oedheim an der Neuenstadter Straße soll in einem eigenen Bebauungsplanverfahren voran gehen.