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Abwasserbeseitigung
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Neues Pumpwerk in Lauffen: Sturm kann Richtfest nichts anhaben

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Es wirkt unscheinbar, doch das neue Pumpwerk Städtle hat eine wichtige Aufgabe: Es pumpt mehrere Liter Abwasser pro Sekunde durch die Kanäle. Vier Millionen Euro kostet das Projekt, im Januar 2025 soll es fertig werden. Jetzt wurde Richtfest gefeiert.

Das Richtfest musste wegen des Unwetters spontan ins Innere vom Pumpwerk-Rohbau verlegt werden, den traditionellen Richtspruch gibt es dazu.
Foto: Mario Berger
Das Richtfest musste wegen des Unwetters spontan ins Innere vom Pumpwerk-Rohbau verlegt werden, den traditionellen Richtspruch gibt es dazu. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Als der Sturm losbricht, helfen auch Regenschirme nicht mehr: Donner grollt, Blitze zucken am Himmel, heftiger Platzregen prasselt nieder – da bleibt nur noch Schutz suchen. Im Inneren des Rohbaus vom neuen Pumpwerk Städtle, für welches gerade Richtfest gefeiert wird, rücken die Gäste zusammen.

Vom Dach stoßen kurz darauf auch die beiden Mitarbeiter der Baufirma Amos dazu, die den Richtspruch sprechen wollen. Mit der Tradition wird trotz Sturm nicht gebrochen, der Richtspruch dann eben im statt auf dem Gebäude aufgesagt und das Weinglas auf dem Boden zerschmettert. Applaus und Stimmgewirr hallen durcheinander. 

Pumpwerk ist eine der derzeit größten Investitionen

Einige Augenblicke zuvor: Regen trommelt auf die Regenschirme, als Bürgermeisterin Sarina Pfründer die Runde aus Gemeinderäten, Verwaltungsvertretern, Planern, Bauleitern und Mitarbeitern der Kläranlage und der Baufirmen auf der Baustelle in der Oskar-von-Miller-Straße begrüßt. Alle sind trotz Unwetterwarnung gekommen, schließlich handelt es sich um ein wichtiges Bauwerk für die Stadt.

Das neue Pumpwerk ist eine der derzeit größten Investitionen, und es ist bedeutender, als es sein unscheinbarer Bau vermuten lässt: Die Anlage befördert das Abwasser aus dem gesamten Städtle und dem Industriegebiet „Vorderes Burgfeld“ vom rechtsseitigen Neckarufer über die Neckarbrücke in Richtung Hauptpumpwerk Kies. Ihre Leistung: 58 Liter pro Sekunde.

Kostensteigerungen: von drei auf vier Millionen Euro

Auch aus finanzieller Sicht ist das Pumpwerk ein Schwergewicht. „Es ist schon eine sehr große Baumaßnahme für die Stadt“, sagt Sarina Pfründer. Insgesamt rund vier Millionen Euro investiert die Stadt in den vom Ingenieurbüro Weber geplanten Neubau, die Kosten liegen im geplanten Rahmen. Eine Förderung für die Kommune gibt es im Bereich Abwasserbeseitigung nicht.

Grund für den Kostensprung von anfänglich geschätzten drei auf vier Millionen Euro ist die allgemeine Kostensteigerung im Jahr 2022. Schwierig war die Standortsuche für das neue Pumpwerk, blickt Pfründer zurück, gebaut wurde der Stahlbetonbau schließlich in direkter Nähe zum bisherigen Werk.

Das alte Pumpwerk konnte nicht mehr saniert werden

Die Anlage aus den 1960er Jahren war in einem schlechten Zustand, ihre sicherheitsspezifische Ausführung und Beckenanordnung entsprachen nicht mehr den heutigen Standards. Das alte Werk zu ertüchtigen, wäre nicht wirtschaftlich gewesen. Die wasserrechtliche Betriebserlaubnis geht noch bis 2027. Bis Januar 2025 soll das neue Pumpwerk fertig sein.

Trotz Bedeutung bleibt das Pumpwerk wegen seiner versteckten Lage von vielen Dorfbewohnern unbemerkt, sagt Bürgermeisterin Pfründer. Dass die Anlage in der Bevölkerung wenig Interesse hervorrufen dürfte, merkte schon Vorgänger Klaus-Peter Waldenberger beim Spatenstich vor einem Jahr an. Damals war es genauso schwül wie beim Richtfest, erinnert sich Bernd Baur, Geschäftsführer der Firma Amos. Seine Brackenheimer Baufirma wird neben dem Pumpwerk auch den Neubau der Rathausbrücke in den Jahren 2025/26 übernehmen. 

Das Wesentliche ist unsichtbar

Wenig sichtbar ist auch das Wesentliche vom Pumpwerk. Das Stahlbetonhäuschen bildet nur die Spitze des Eisbergs. Der anspruchsvollere Teil liegt in bis zu sechs Metern Tiefe unter der Erde, die Baugrundsohle 5,50 Meter unterhalb dem Wasserspiegel. Für den Bau der Anlage wurden 1700 Kubikmeter Erde ausgehoben, es waren acht Brunnenbohrungen nötig, und es musste eine Spundwand gebaut werden, nannte Bernd Baur technische Details. Im ersten Stockwerk sind die Rechenanlage und Rechengutwaschpresse untergebracht.

Im Pumpenraum, zwei Stockwerke tief im Boden, werden drei Förderpumpen und zwei Entleerungspumpen eingesetzt. Die Anlage ist überflutungssicher, auch bei einem Hochwasser, wie es statistisch gesehen alle 100 Jahre vorkommt. „Hier steckt einiges drin“, sagt Bürgermeisterin Pfründer. Auch in dem Bauwerk selbst: Bis zu 40 Zentimeter starke Böden und Wände, wasserundurchlässiger Beton und 80 Tonnen Stahl wurden verbaut. „Für solche Mengen würde man eigentlich weiter nach oben schauen“, sagt Baur angesichts der geringen Größe vom Pumpwerk.

Der Amos-Geschäftsführer nutzt die Gelegenheit beim Richtfest, um die Leistung der Handwerker zu loben: In Zeiten, in denen immer mehr junge Menschen ein Studium beginnen und weniger einen Ausbildungsberuf ergreifen, sollten besonders diejenigen gewürdigt werden, die die Bauwerke bei allen Wetterlagen umsetzen. Bei Sonne sowie bei Regen.

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