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Autobahn West: Neuenstadts Pläne „an Dreistigkeit nicht zu überbieten“?

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Am neuen Feuerwehrstandort in Neuenstadt soll auch ein Gewerbegebiet entstehen. Naturschützer sehen das kritisch, die Stadt rechtfertigt das Vorhaben. 


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Die Stadt Neuenstadt braucht ein neues Feuerwehrhaus. Dieses soll zwischen der Autobahn 81 und der Kreisstraße 2007 am Rande des bestehenden Gewerbegebiets „Autobahn West“ entstehen. Soweit so gut.

Im Zuge des Bebauungsplanverfahrens wird aber nicht nur das Grundstück für die Feuerwehr entwickelt, sondern auch eine angrenzende Fläche – mit dem Ziel, weiteres Gewerbe anzusiedeln. „Wir nennen das Synergieeffekt“, sagt Bürgermeister Andreas Konrad. Gewerbeflächen würden gebraucht und seien an dieser Stelle sinnvoll. Der Nabu Unteres Kochertal spricht von „Mitnahme-Effekt“, der an Dreistigkeit nicht zu überbieten sei. 

Ein Gewerbegebiet an der A81 in Neuenstadt soll erweitert werden. Naturschützer sehen das kritisch.
Ein Gewerbegebiet an der A81 in Neuenstadt soll erweitert werden. Naturschützer sehen das kritisch.  Foto: Seidel, Ralf

Neuenstadt plant neues Feuerwehrhaus und Gewerbegebiet an A81

Nach Auffassung des Nabu Unteres Kochertal, in Person des Vorstandssprechers Jürgen Straub, gebe es in Neuenstadt Innenentwicklungspotenziale für Gewerbe, „da zwischenzeitlich einige ehemalige Betriebe nicht mehr aktiv geführt werden“. „Hier muss sich die Verwaltung mit den Inhabern verständigen und Konzepte für junge Unternehmen entwickeln“, fordert Straub in der Stellungnahme zum Bebauungsplan, die er für den Landesnaturschutzverband (LNV) Arbeitskreis Heilbronn verfasst hat. Außerdem habe die Stadt den Bedarf an weiteren Gewerbeflächen nicht ausreichend dargestellt. 

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Stadt Neuenstadt betont, dass sie für Firmen und Arbeitgeber attraktiv bleiben will

Der Bedarf gerade an kleineren Gewerbeflächen, die es zum Beispiel im Gewerbe- und Industriepark Unteres Kochertal (GIK) nicht gibt, sei da, versichert Andreas Konrad. Diesen Betrieben könne die Stadt derzeit keine Angebote machen. Auf private Grundstücke, die möglicherweise ungenutzt seien, hätte sie keinen Zugriff. „Wir wollen Entwicklungen möglich machen.“ Neuenstadt soll als Arbeitsplatzstandort attraktiv bleiben. 

Sicher müsse man mit der Ressource Boden verantwortungsvoll umgehen. Genau das tue man aber in diesem Fall, betont der Rathauschef. Die Stadt entwickle kein Gewerbegebiet irgendwo im Außenbereich, sondern runde ein bestehendes Gebiet ab. Dort sei die verkehrliche Anbindung gut und es gebe keine Konflikte mit Anwohnern in unmittelbarer Nähe. „Außerdem bleibt ein grüner Riegel bestehen.“ „Wir haben versucht, so viel wie möglich zu erhalten“, betont Bauamtsleiterin Stefanie Miene. Zudem werde es Ausgleichsmaßnahmen geben, um den Flächenverlust zu kompensieren. 

Nabu kritisiert, dass zu viele Ackerflächen in Neuenstadt in Bauland umgewandelt wurden

Für den Nabu ist jedoch eine Grenze erreicht. Zu viele gute Ackerflächen seien in den vergangenen Jahren etwa für das Baugebiet „Daistler III“ oder auch den GIK überplant und erschlossen worden. Auch das städtische Gewerbegebiet „Halde“ wird kritisiert. Straub beschreibt, dass „4,5 Hektar in unmittelbarer Nähe zum Schutzgebiet Hangwald am Kocher“ dafür umgewandelt worden seien.

Der Nabu formuliert in der Stellungnahme auch eine grundsätzliche Forderung: „Es dürfen keine weiteren Flächen verplant und überbaut werden, solange die Kommune nicht ihre Hausaufgaben in Sachen Biotopverbundplanung erledigt hat.“ Dabei beruft er sich auf das Naturschutzgesetz, das die Gemeinden verpflichtet, eine Biotopverbundplanung zu erstellen, bei der bis 2030 15 Prozent der Offenlandfläche als Biotopverbundfläche ausgewiesen werden soll. Mit der Vernetzung der Lebensräume für Tiere und Pflanzen soll dem Artenrückgang entgegengewirkt werden. Die Stadt Neuenstadt hat diese Planung bereits in Auftrag gegeben, sagt Bauamtsleiterin Stefanie Miene. „Das wird aber zwei Jahre dauern.“ In der Zwischenzeit wollte die Stadt aber nicht komplett auf bauliche Entwicklungen verzichten, sagt Andreas Konrad.  

Die Stadt habe das mit Flächenbedarf für Kleingewerbe gerechtfertigt. Entstanden sei jedoch unter anderem ein „hässlicher Büroturm-Komplex“ mit überwiegendem Leerstand. Andreas Konrad weist diese Kritik zurück. Alle Grundstücke im Gebiet „Halde“ seien verkauft und würden nach und nach bebaut. Auch das genannte Gebäude werde genutzt, wenngleich ein paar Büros bisher keinen Mieter gefunden hätten. 

Entwurf des neuen Feuerwehrhauses ist noch im November Thema im Gemeinderat

Mit der Stellungnahme des Nabu und anderer Institutionen wird sich der Gemeinderat noch in einer öffentlichen Sitzung befassen. Das Verfahren für den Bebauungsplan „Autobahn West – 3. Abschnitt“ ist noch relativ am Anfang. Den Satzungsbeschluss, der in der Folge zu Baurecht führt, fasse das Gremium frühestens im Sommer 2026, sagt Konrad.

Der Bau der Feuerwehr starte voraussichtlich 2027. Der abschließende Entwurf dafür sei derzeit in der Endabstimmung und komme voraussichtlich in der Sitzung am 24. November in den Gemeinderat.  

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