Bunt statt trist: So grau sieht das alte Neudenauer Pumphäuschen nicht mehr aus
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Graffiti-Künstler-Duo Clarafosca & Janis sowie die Mitglieder der Neudenauer Jugendfeuerwehr gestalten das alte Pumphäuschen in der Tradition des Gangolfsritts.
Die Mitglieder der Jugendfeuerwehr haben zuvor die Schmierereien auf der Außenwand des Pumphäuschens entfernt.
Foto: privat
Der Eindruck täuscht, ist aber erfreulich und – im wahrsten Sinne des Wortes – malerisch: Wer sich, vom Stadtteil Herbolzheim kommend, dem alten Neudenauer Pumphäuschen nähert, dem erscheint es, als würde ein imposantes Ross samt Reiter auf der Wiese neben dem Gebäude stehen. Erst beim Näherkommen wird klar: Das Tier und der außergewöhnlich gekleidete Herr auf dem Rücken sind Teil der neuen Fassadengestaltung des alten Pumphäuschens. Dieses erstrahlt nun – weithin sichtbar – in freundlichen Farben.
Rückblick: Schon seit Jahren fristet das alte Pumphäuschen der Neudenauer Feuerwehr, obwohl es idyllisch, direkt am Kocher-Jagst-Radweg an einer sprudelnden Quelle liegt, ein tristes Dasein. Grau und mit obszönen Symbolen beschmiert, betrachten es viele Neudenauer als Schandfleck. Seit mehr als 30 Jahren laden die Mitglieder der Neudenauer Jugendfeuerwehr immer am 1. Mai zu geselligen Stunden ein und bewirten vorbeikommende Wanderer mit Gegrilltem und Erfrischungen.
Graffiti-Künstlerduo Clarafosca gestaltet altes Pumphäuschen in Neudenau neu
Allerdings stehen die Beschaffenheit und die gute Stimmung in Verbindung mit der Gastfreundschaft im Widerspruch. „Das sah einfach schlecht aus. Bei dem Erscheinungsbild des Pumphäuschens war es kein Ort, mit dem wir uns als Jugendfeuerwehr identifizieren können“, berichtet Feuerwehr-Jugendwartin Claudia Rossel. Zunächst haben die Floriansjünger die Innen- und Außenwände des Häuschens aufwendig gereinigt.
Bilder des Gangolfsritts dienten als Vorlage für die Gestaltung des Pumphäuschens.
Foto: Hagmann, Daniel
Um das Potenzial des Häuschens zu nutzen, hat die Stadt Neudenau das aus Mosbach und Barcelona stammende Graffiti-Künstlerduo Clarafosca & Janis beauftragt. „In Zusammenarbeit mit der Verwaltung haben wir die Motive entworfen, die das Gebäude zu einem schönen Ort der Begegnung machen“, sagt der 37-jährige Janis.
Neudenauer Gangolfsritt als Vorlage für Bilder auf dem alten Pumphäuschen
Im Zentrum steht dabei der Neudenauer Gangolfsritt: Für die äußere Nordwand dient ein Foto von zwei jungen Frauen in traditioneller Kleidung als Motiv. Die Südseite ziert neben dem reitenden Stadthauptmann ein malerischer blauer Himmel, grüne Hügel sowie detailreich gestaltete Kamille-Blumen. Eine Darstellung der Gangolfskapelle ist auf der Wand neben neben dem Eingang des Pumphäuschen zu sehen.
Die Mitglieder der Jugendfeuerwehr haben zuvor die Schmierereien auf der Außenwand des Pumphäuschens entfernt.
Foto: Hagmann, Daniel
Das Besondere: Bei genauer Betrachtung entpuppt sich das Graffiti-Gemälde auf den vier Außenwänden als Gesamtkunstwerk, das auch über die Ecken hinweg führt und nicht abrupt an den Winkeln endet. Janis: „Nun sieht es so aus, als würde der Reiter sich auf die Kapelle zubewegen, wie es ja auch tatsächlich beim Gangolfsritt der Fall ist.“
Neudenau: Jugendfeuerwehr hilft bei Gestaltung mit
Der Graffiti-Künstler berichtet weiter: „An der Gestaltung der Außenwände haben wir drei Tage gearbeitet.“ Der Untergrund entpuppte sich dabei als Herausforderung: „Die Steine sind uneben und porös, haben darüber hinaus die Graffiti-Farbe wie ein Schwamm aufgesogen, sodass wir mehr Dosen benötigt haben als ursprünglich geplant.“
Gangolfsritt
Immer am zweiten Sonntag im Mai treffen sich bis zu 300 Reiter beim traditionellen Gangolfsritt in Neudenau. Dabei stehen vor allem Kostüme und die Neudenauer Stadtgeschichte mit der 1497 erstmals schriftlich erwähnten Pferdewallfahrt im Zentrum. Die Stationen des Ritts verlaufen vom historischen Stadtkern über die Siglinger Straße bis zur St. Gangolf-Kapelle. Diese Themen sind nun auf den Außenwänden des alten Pumphäuschens farbenfroh dargestellt.
Zur Fertigstellung der Neugestaltung in der vergangenen Woche haben auch acht Mitglieder der Jugendfeuerwehr beigetragen. Am letzten Donnerstag der Sommerferien durften sie im Rahmen eines Graffiti-Workshops unter Anleitung von Clarafosca & Janis die Innenwand des Pumphäuschens vor marineblauem Hintergrund mit dem Schriftzug „Neudenau Jugendfeuerwehr“ sowie dem passenden Logo verzieren. „Das hat gut geklappt und war gar nicht so schwer“, sagt der 15-jährige Jung-Feuerwehrmann Tom Keller.
Graffiti führt auch in Neudenau die Menschen zusammen
Insgesamt ist nun eine Fläche von 80 Quadratmetern neu gestaltet. Janis: „Das ist das Tolle am Graffiti: Schon das Erstellen ist ein Gemeinschaftsprojekt und führt die Menschen zusammen. Und nun haben wir durch unsere Bilder einen Ort der Begegnung positiv verändert, der nun in ganz neuer Optik erstrahlt.“
Bei den Betrachtern kommen die Graffiti-Bilder mit dem lokalen Bezug sehr gut an: „Das ist richtig toll geworden“, sagt Sibylle Seufert. „Ich bin überrascht, welche Gestaltungen mit der Farbe aus Sprühdosen möglich sind.“ Und Sabrina Seufert ergänzt: „Vor allem der 3D-Effekt mit dem Reiter gefällt mir super.“
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