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Anonymer Brief
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Personalmangel an Grundschulen: Ehrenamtliche in Neckarsulm schlagen Alarm

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„Müssen immer mehr pädagogische Aufgaben übernehmen“: Jugendbegleiter an Neckarsulmer Grundschulen schlagen Alarm. Die Personalsituation spitzt sich zu, Kündigungen konnten vorerst abgewendet werden.


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In einem anonymen Brief hatten sich Jugendbegleiter einer Neckarsulmer Grundschule per Social Media an die Öffentlichkeit gewandt: „Wir waren über viele Jahre als Jugendbegleiterinnen an einer Grundschule in Neckarsulm tätig und haben unsere Arbeit mit viel Herz, Verantwortung und pädagogischem Einsatz ausgeführt. Die Kinder standen für uns immer an erster Stelle, und wir waren stolz darauf, ihren Schulalltag zuverlässig und liebevoll zu begleiten.“

Vorwurf in Neckarsulm: Personalsituation im Schulbetrieb habe sich dramatisch verschlechtert

In den vergangenen Monaten habe sich die Personalsituation im Schulbetrieb jedoch dramatisch verschlechtert, so heißt es weiter. „Immer häufiger wurden Aufgaben, die pädagogisches Fachpersonal erfordern, an ehrenamtliche Kräfte übertragen. Gleichzeitig wurde jedoch erwartet, dieselbe Verantwortung zu tragen wie fest angestelltes pädagogisches Personal – ohne die strukturellen, rechtlichen oder finanziellen Rahmenbedingungen, die eine professionelle Arbeit ermöglichen würden.“

Viel mehr als nur Basteln: Jugendbegleiter werden an Grundschulen im Zuge der Ganztagsbetreuung immer wichtiger.
Viel mehr als nur Basteln: Jugendbegleiter werden an Grundschulen im Zuge der Ganztagsbetreuung immer wichtiger.  Foto: Uwe Anspach

Der konkrete Vorwurf, der sich vor allem an das Land Baden-Württemberg richtet: „Niemand kann dauerhaft die Löcher eines Systems stopfen, das an den falschen Stellen spart – auf Kosten der Kinder, der Beschäftigten und des Schulbetriebs.“ Der Rückzug der Ehrenamtlichen zum Jahresende, der zunächst im Raum stand, konnte aber noch abgewendet werden, teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage mit. Die Neckarsulmer Grundschulen – mit Ausnahme der Grundschule Dahenfeld – seien allesamt seit dem Schuljahr 2013/2014 genehmigte Ganztagsschulen in offener Angebotsform. „Der schulische Ganztag wird hauptsächlich von ehrenamtlich tätigen, sogenannten Jugendbegleitern gestemmt.“

Ehrenamtliche Jugendbegleiter an Grundschulen nur „Lückenbüßer“?

Die ehrenamtlichen Jugendbegleiter fühlen sich „als Lückenbüßer und günstige Alternativen zum Fachpersonal“, so wurde es dem städtischen Schulamt gemeldet. Sie fordern „eine verlässliche Festanstellung mit geregelten Arbeitszeiten und vertraglich gesicherten Rechten und Pflichten“. 

Das Ehrenamt „als Hauptfundament im Ganztagsbetrieb an den Grundschulen“ sei seit vielen Jahren fest etabliert und habe „bislang immer reibungslos funktioniert“, heißt es in dem Schreiben. „Die Jugendbegleiterinnen und -begleiter leisten an den Neckarsulmer Grundschulen wertvolle Arbeit, engagieren sich mit viel Herzblut und organisieren AGs, Projekte sowie Hausaufgaben- und Freizeitangebote, um den Kindern praktische, soziale und kreative Lernmöglichkeiten zu eröffnen.“

Wachsende Aufgaben im Ganztag erfordern mehr festangestelltes Personal

Nun habe es einen „lösungsorientierten Austausch“ in der Neubergschule gegeben mit dem Ergebnis: „Die Jugendbegleiter sind bereit, ihre ehrenamtliche Arbeit bis zum Schuljahr 2026/2027 ohne Einschränkungen fortzusetzen.“ Klar sei aber: Im Hinblick auf den Ausbau der Ganztagsbetreuung müsse man künftig „weniger auf ehrenamtliche Kräfte und stattdessen mehr auf städtisches Personal aufbauen. Dies umso mehr, weil sich die Tendenz abzeichnet, dass die wachsenden Aufgaben und Herausforderungen im schulischen Ganztag voraussichtlich nicht mehr allein mit ehrenamtlichem Engagement bewältigt werden können.“

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