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Ausstellung aus Australien
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Museum im Schafstall zeigt „Wildes Paradies“

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Australischer Künstler stellt im Museum im Schafstall in Neuenstadt aus. Besucher können Imants Tillers kennenlernen. 

Das Bild "Zurückgelassen" hat Imants Tillers extra für die Ausstellung in Neuenstadt geschaffen.
Das Bild "Zurückgelassen" hat Imants Tillers extra für die Ausstellung in Neuenstadt geschaffen.  Foto: Seidel, Ralf

Die neue Ausstellung im Museum im Schafstall ist ein echter Schatz. Nicht nur, dass sie sehr wertvoll und durch einen aufwendigen Transport nach Neunstadt gekommen ist. Sie ist auch in Teilen australisches Kulturgut. Gleichzeitig ist die Machart der Bilder einzigartig. Die meisten Werke sind von Imants Tillers allein oder in Kooperation entstanden. Der 75-Jährige ist einer der international bedeutendsten australischen Künstler seiner Generation. „Wildes Paradies“ ist von 26. Oktober bis 31. Mai zu sehen und ist die letzte Ausstellung unter der Leitung von Hubert Sawatzki. 

Die Tochter des Künstlers Imants Tillers lebt in Heilbronn

Wie alle Ausstellungen in der Ära Sawatzki kam auch diese durch die guten Kontakte des Museumsleiters zustande. Denn wie der Zufall es will, lebt Imants Tillers Tochter, Isidore Tillers, mit ihrem Mann Blake Thomson in Heilbronn. Thomson spielt im Württembergischen Kammerorchester und berichtete Sawatzki nach Konzerten immer wieder von seinem bekannten Schwiegervater. Jetzt hat es endlich geklappt. Sie haben die Ausstellung gemeinsam organisiert. „Ohne die beiden hätte ich es auch nicht geschafft“, sagt Hubert Sawatzki und blickt auf anstrengende Wochen zurück. 


Denn die Werke von Imants Tillers sind nicht nur beim Betrachten ein Erlebnis. Auch das Aufhängen ist ein Abenteuer. Sie sind eine Art Puzzle aus zahlreichen kleinen Leinwänden. Das größte Bild in der Ausstellung mit dem Titel „Zurückgelassen“ besteht zum Beispiel aus 192 Paneelen, die mit Klettpunkten auf einer Holzplatte befestigt wurden, berichtet Sawatzki. „Mein Vater hat es extra für diese Ausstellung gemacht“, berichtet Isidore Tillers. Bis kurz vor dem Transport habe er daran gearbeitet. „Er wollte gar nicht aufhören.“

Die Bilder im Museum im Schafstall bestehen aus 2500 Leinwandtafeln

Damit man es nun in seiner ganzen Pracht sehen kann, musste Hubert Sawatzki es zuerst nach einer Nummerierung zusammenbauen, danach alle Paneele umdrehen, mit Klettpunkten versehen und auf große Holztafeln kleben. So verfuhr er mit mehr als 60 Bildern, 2500 Paneelen und 13.000 Klettklebern. 

Das System mit den Leinwandtafeln hat Tillers 1981 entwickelt. Laut Isidore Tillers gehören alle Paneele zu einem großen Gesamtwerk. Mittlerweile gebe es über 117.000 Teile. Im Flyer zur Ausstellung ist beschrieben, dass Tillers mit dieser Technik „seine Themen in einer Art visuellem Langgedicht“ immer wieder neu kombinieren und weiterschreiben könne.

Die Bilder sind geprägt von Themen wie Heimat, Identität und kultureller Zugehörigkeit, die auch Imants Tillers Biografie bestimmen. Er ist das Kind lettischer Geflüchteter, die 1949 nach Australien kamen. Seine Werke wurden und werden weltweit ausgestellt – unter anderem auf der Documenta in Kassel, der Biennale in Venedig, im Metropolitan Museum of Art in New York oder im Tate Modern in London. Auch in seiner Herkunftsregion Lettland wird Tillers geschätzt, kürzlich erhielt er den Orden der Drei Sterne, Lettlands höchste zivile Auszeichnung, für seine Rolle als kultureller Vermittler.

In der Ausstellung „Wildes Paradies“ sind auch aboriginale Kunstwerke zu sehen

In der Ausstellung hängen auch Bilder, die Tillers mit dem indigenen Künstler Michael Nelson Jagamara (1946 - 2020) geschaffen hat. Er hat sogar noch nach dem Tod von Jagamara 2020 gemeinsame Arbeiten fertiggestellt, berichtet Isidore Tillers. Jagamaras Werke erzählten traditionelle Traumgeschichten, in denen symbolisch dargestellte Tiere, Pflanzen oder Wetterphänomene wie ein Blitz vorkämen. Ein seitenverkehrtes „E“ stehe zum Beispiel für das australische Beuteltier Possum.

Isidore Tillers erzählt, dass bei ihnen zu Hause einst ein Possum durch den Kamin kletterte, als eine Kooperation mit Jagamara entstand. Dieser sagte nur: „Ist doch klar, wenn mein Bild im Haus ist.“ Solche Anekdoten wird Isidore Tillers sicher auch in Führungen einfließen lassen, die sie zur Ausstellung anbietet.      

Auch andere indigene Künstler sind Teil der Ausstellung. Das Bild „Anoolalya“ von Emily Kame Kngwarreye ist besonders interessant. Um es nach Deutschland zu holen, brauchte es eine spezielle Genehmigung, erklärt Sawatzki. „Es ist ein Nationalschatz.“ 

Die Ausstellung „Wildes Paradies“ ist vom 26. Oktober 2025 bis 31. Mai 2026 im Museum im Schafstall in Neuenstadt zu sehen. Am Eröffnungstag haben Besucher die Möglichkeit, Imants Tillers persönlich zu treffen. Er ist von 14 bis 17 Uhr im Museum. Die Öffnungszeiten sind mittwochs und sonntags von 10 bis 17 Uhr und nach telefonischer Absprache unter 071393924. 

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