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Software-Gigant sorgt für Verunsicherung
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Microsoft setzt Gnadenfrist für Windows 10 – wie Kunden, Betriebe und Kommunen reagieren

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Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg kritisiert das rigorose Vorgehen von Microsoft. Das Betriebssystem Windows 10 soll nur noch bedingt Sicherheits-Updates erhalten. Der Software-Gigant will seine Kunden zum Umstieg auf die Version Windows 11 bewegen – das ist nicht mit allen Geräten möglich.

Das Ende von Windows-10-Updates naht: Microsoft gewährt lediglich privaten Nutzern noch einen Aufschub von einem Jahr - dann aber bietet nur noch das neue Betriebssystem Windows 11 sicherheitsrelevante Unterstützung.
Das Ende von Windows-10-Updates naht: Microsoft gewährt lediglich privaten Nutzern noch einen Aufschub von einem Jahr - dann aber bietet nur noch das neue Betriebssystem Windows 11 sicherheitsrelevante Unterstützung.  Foto: Ralf Seidel

Das vom amerikanischen Software-Konzern Microsoft angekündigte Ende des technischen Supports für das Betriebssystem Windows 10 stellt private Computernutzer, aber auch Kommunen und Betriebe vor teils erhebliche Herausforderungen. Wie von Microsoft angekündigt, ist zum 14. Oktober die uneingeschränkte Unterstützung ausgelaufen – das heißt, der Konzern bietet seinen Kunden nur noch bedingt Updates gegen Sicherheitslücken. Der Konzern will seine Kunden dazu bewegen, auf die neue Software Windows 11 umzusteigen.

Verbraucherschützer und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnen seit geraumer Zeit davor, dass sich Windows-10-Nutzer einer nunmehr gesteigerten Gefahr aussetzen, Opfer von Cyberangriffen zu werden. Erst auf erheblichen Druck von Verbraucherschützern aus Europa und nur kurz vor Ablauf der Supportfrist, ist Microsoft in Teilen zurückgerudert: So sollen zumindest private Nutzer im Europäischen Wirtschaftsraum noch für ein Jahr Gratis-Updates erhalten. Nora Kluge, BSI-Expertin für Digitalen Verbraucherschutz, empfiehlt trotzdem, rechtzeitig ein Upgrade auf Windows 11 vorzunehmen oder auf ein anderes Betriebssystem, etwa Linux, umzusteigen.

Händler verzeichnen mehr Nachfragen zu Windows 11

Von verunsicherten Kunden berichten Computerhändler und Elektromärkte. „Es kommen mehr Kunden, die zum Betriebssystem Fragen haben“, heißt es in der Heilbronner Filiale von Computer Arlt. Der Händler, der auch einzelne Bauteile verkauft, registriert für diese eine gesteigerte Nachfrage. Kunden versuchten, ihre Altgeräte mit geeigneten Prozessoren aufzurüsten, um Windows 11 aufspielen und somit ihren Computer weiter sicher nutzen zu können, sagt Arlt-Techiker Vincent Baier.

In der Filiale Künzelsau des Elektronikfachhändlers Expert berichtete eine Sprecherin von einem gesteigerten Interesse der Kunden, auf einen neuen Rechner umzusteigen. Gleiches bestätigt Mustafa Abay, Geschäftsführer von Media Markt in Heilbronn. „Viele Kunden wollen proaktiv auf Windows 11-fähige Systeme umsteigen“, so Abay. Der radikale Schnitt von Microsoft sorgt auf Verbraucherseite aber auch für Unmut, bestätigt Arlt-Filialleiter Stefan Spitzbarth. Denn nur mit Computern bestimmten Alters und in ausgewählter technischer Konfiguration ist der Wechsel zu Windows 11 möglich.

Modellwechsel: Stefan Spitzbarth, Filialleiter von Arlt Computer in Heilbronn, zeigt einen Rechner auf dem Windows 10 noch installiert ist.
Modellwechsel: Stefan Spitzbarth, Filialleiter von Arlt Computer in Heilbronn, zeigt einen Rechner auf dem Windows 10 noch installiert ist.  Foto: Ralf Seidel

Private Nutzer, denen jetzt die Gnadenfrist für Windows 10 gewährt wird, müssen jedoch Vorsorge treffen: Wer die kostenlose Unterstützung erhalten will, muss sich einen Microsoft-Account zulegen und sich über ein erweitertes Sicherheitsprogramm - das Extended Security Updates Programm (ESU) - anmelden. Dies wird entgegen zunächst anderslautender Ankündigung von Microsoft unentgeltlich möglich sein. Eigentlich wollte der Konzern dafür rund 30 Euro kassieren, ruderte auf Druck von Verbraucherorganisationen aber zurück.

Verlängerte Update-Phase nur eine „Augenwischerei“?

Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert das Vorgehen des Software-Giganten und weist darauf hin, dass rund 40 Prozent aller Computer nicht auf Windows 11 aktualisiert und somit aussortiert werden könnten. Dadurch drohten weltweit bis zu 700 Millionen Kilo Elektroschrott, meint DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. Sie nannte die von Microsoft gewährte Verlängerung kostenloser Updates eine „Augenwischerei“, weil das Problem nur um ein Jahr verschoben werde. Metz wünschte sich von der EU-Kommission gesetzliche Vorgaben für Softwarehersteller, so sollte eine sichere Nutzung von Betriebssystemen für mindestens 15 Jahre gewährt werden.

Dass Microsoft seine Marktmacht nutze, um ein neues Betriebssystem zu etablieren, moniert die Verbraucherschutzzentrale Baden-Württemberg. Deren Technikexperte Oliver Buttler warnt davor, dass beim Aufspielen von Windows 11 geprüft werden sollte, ob andere eingesetzte Programme oder auch Geräte wie Drucker mit Windows 11  kompatibel seien – oder dann auch erneuert werden müssten.

Nach Ansicht von Buttler muss nicht zwangsläufig jeder vermeintlich alte Rechner entsorgt werden. Buttler empfiehlt, zunächst zum Fachhändler zu gehen. Womöglich lässt sich, etwa durch Einsatz eines größeren Arbeitsspeichers, die Anschaffung eines Neugerätes und somit der große Kostenhammer umgehen.

Kommunen scheinen vorbereitet

Die Kommunen scheinen ihre IT-Ausstattung indes vorbereitet und angepasst zu haben. Bei der Stadt Heilbronn heißt es, dass die in den Verwaltungsstellen eingesetzten Endgeräte weitestgehend updatefähig waren. Im Sommer seien 2200 Rechner auf Windows 11 umgestellt worden. Etwa 100 Computer müssten ersetzt werden, doch für diese laufe ohnehin die Leasingzeit aus, weswegen sie turnusmäßig und ohne Mehrkosten ersetzt würden. Auch der Landkreis teilt auf Anfrage mit, dass der Wechsel zu Windows 11 bereits vor eineinhalb Jahren gestartet worden sei. Es sei ein „normales System-Update“, das mit keinen zusätzlichen Investitionen verbunden sei. Auch in Neckarsulm müssen lediglich noch an einigen Schulen Notebooks getauscht werden, heißt es im Rathaus. Dort verweist man auch darauf, dass schon seit Jahren ausgemusterte Endgeräte aus ökonomischen und ökologischen Gründen über einen Dienstleister einer Wiederverwendung zugeführt würden.

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Kommentare

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Renate Wieland am 20.10.2025 06:59 Uhr

Mit Linux wär das nicht passiert.

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