Mediatheken sind ein wichtiger Ort der Leseförderung
Viele Kinder lernen hier Bücher kennen. Der Umgang mit Internet und KI stellt Nutzer jeden Alters vor neue Herausforderungen. Veranstaltungen für Groß und Klein sind gefragt.

Trotz der unterschiedlichen Größe haben die Mediatheken in Neckarsulm und Möckmühl vieles gemeinsam: Sie sind beliebt und weitaus mehr als nur eine Bücherei. Vor allem im Bereich Leseförderung leisten die Einrichtungen wichtige Arbeit.
Mediatheken sind wichtig: „Viele Kinder kennen von zu Hause keine Bücher“
„Viele Kinder kennen von zu Hause keine Bücher“, sagt Dorothee Wiegand, die Leiterin der Mediathek in Neckarsulm. „Um die Lesekompetenz ist es nicht gut bestellt.“ Daher gehe man schon in die Kitas, um intensive Leseförderung zu ermöglichen. Insgesamt hat es 167 Veranstaltungen für 4750 Kinder gegeben.
So viele Veranstaltungen hat auch Möckmühl auf die Beine gestellt. Hier sind es ebenfalls vor allem Kinder und Jugendliche, die bei den „Lesekätzchen“, „Lesen & Spaß“, beim Bilderbuchkino und den Bastelnachmittagen gern in die Mediathek kommen. Auch das Kindertheater und die Lesenächte sind beliebt.
Ausleihen nehmen entgegen dem Trend sogar zu
„Wir sind stolz darauf, dass bei uns die Ausleihen entgegen dem Trend sogar zunehmen“, berichtet Melanie Schwall. Um 1,6 Prozent haben die Entleihungen auf insgesamt fast 80000 zugenommen, ergänzt Maria Witlif. Beide leiten die Einrichtung in Möckmühl, die insgesamt 1360 Nutzer hat.
4624 aktive Kunden sind es im größeren Neckarsulm, davon sind die Hälfte Kinder. Bei den 57507 Besuchen sind vor allem auch die über 200 Veranstaltungen insgesamt ausschlaggebend. 50 Prozent verbinden den Besuch in der Mediathek mit Einkäufen oder anderen Gängen in der Innenstadt, hat eine Befragung ergeben.
Auch in Möckmühl ist klar: „Die Mediathek ist ein wichtiger Frequenzbringer für die Altstadt“, betont Bürgermeister Simon Michler. In Neckarsulm freut sich Oberbürgermeister Steffen Hertwig über die „ganz hervorragende Arbeit“, die sich auch in der hohen Zufriedenheit der Kunden zeige.
Im Umgang mit neuen Medien am Puls der Zeit
Im Umgang mit neuen Medien ist man am Puls der Zeit. Zwar gilt immer noch: „Wer liest, hat die besseren Argumente.“ Aber Demokratie und Förderung der Meinungsfreiheit, ja sogar der freie Zugang zu Medien und Information gerät zunehmend in Gefahr. Entwicklungen wie in den USA, wo die Leiterin der Kongressbibliothek, eine Frau und „People of Color“ rausgeworfen wurde, erlebe man hierzulande zum Glück nicht, betont Dorothee Wiegand.
Die Mediathek sei für viele ein „Öffentliches Wohnzimmer“, quasi ein „dritter Ort“, der den Menschen „einen nicht kommerziellen Aufenthaltsrahmen neben dem eigenen Zuhause und der Arbeitswelt oder der Schule“ bietet. Die Mediathek ist auch in Möckmühl ein „Wohlfühlort mit vielen gemütlichen Ecken“.
Hier können Kinder Bücher kennen lernen, aber in jedem Alter ihre Informationskompetenz schulen. Wie beim klassischen Lesen gelte auch im Internet und zunehmend bei der Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI): Quellen müssen bewertet, Information gezielt genutzt und Fehlinformationen (Fake News) erkannt werden. „Die KI muss mit der eigenen Intelligenz gekoppelt werden“, so Wiegand. Ziel sei ein „kreativer und sicherer Umgang mit Medien“.
Die digitale Teilhabe ist auch für Ältere wichtig
Die digitale Teilhabe ist auch für Ältere wichtig. Daher gebe es Veranstaltungen zum sicheren Umgang mit dem PC, was dann die Möglichkeit der Onleihe mit über 100000 Medien eröffnet. Was es vor Ort nicht gibt, kann über den Bibliotheksverbund Heilbronn-Franken besorgt werden. Die Gebühr für die Nutzung der zwölf Entleihen von Heilbronn bis Möckmühl steigt allerdings zum 1. Juli von 24 auf 29 Euro im Jahr an.
Baulich gibt es in Möckmühl nach wie vor das Problem, dass der Aufzug nicht funktioniert. Dies bedeutet eine erhebliche Einschränkung und auch Investition. „Wir wollen noch weitere Angebote einholen“, betont Bürgermeister Michler. Auch in Neckarsulm ist die geplante Neugestaltung erst mal auf Eis gelegt worden. In reduzierter Form soll der Umbau aber verwirklicht werden.
Mit ihrer Serviceorientierung und Kundenfreundlichkeit sei die Mediathek ein „lebendiger Bestandteil des Lebens in der Stadt“, lobte im Neckarsulmer Gemeinderat Ina Maria Berthold (FWV). „Der Wandel von der klassischen Bücherei zum modernen Dienstleistungszentrum ist gelungen“, meinte Susanne Blawert (Grüne).
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