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Kirschenernte hat begonnen
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Manche Bäume hängen brechend voll

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Direkt an der Heilbronner Stadtgrenze ernten die Erlenbacher Anita und Jürgen Keicher bis zu sechs Tonnen Obst. Die knackigen und süßen Früchte werden von Hohenlohe bis an den Rhein verkauft. 

Anita und Jürgen Keicher (2.v.l. und r.) mit den Erntehelfern Mariusz und Karolina freuen sich über die gute Qualität bei ihren Bio-Kirschen.
Anita und Jürgen Keicher (2.v.l. und r.) mit den Erntehelfern Mariusz und Karolina freuen sich über die gute Qualität bei ihren Bio-Kirschen.  Foto: Wittmer, Frank

Die Kirschenernte hat begonnen. Die Früchte der frühen Sorte „Bellise“ sind dunkel, knackig – und sehr süß. Direkt an der Heilbronner Stadtgrenze unterhalb der Genossenschaftskellerei bauen Anita und Jürgen Keicher auf einem Hektar Bio-Kirschen „in bester Qualität“ an. 

Bio-Kirschen „in bester Qualität“ sind beliebt, aber auch nicht billig

Wie alles, das gut ist, haben die Erlenbacher Bio-Kirschen auch ihren Preis. Gewachsen ohne Spritzmittel, geerntet und verlesen von Hand, kommt nur beste Ware in den Handel. Von Hohenlohe bis an den Rhein, von Worms bis nach Tübingen werden die süßen Früchtchen verkauft. 

Aufgrund der bevorzugten klimatischen Lage sind die hiesigen Kirschen mit die ersten, die jetzt in den Handel kommen. „Die Ernte hat gerade erst begonnen“, sagt Jürgen Keicher. Bis Mitte Juli lassen sich die 30 verschiedenen Sorten nach und nach pflücken. 

Zwei bis drei Prozent aller Bio-Kirschen kommen aus Erlenbach

Deutschlandweit werden rund 300 Tonnen Kirschen in Bio-Qualität angebaut. „Zwei bis drei Prozent aller Bio-Kirschen kommen aus Erlenbach“, so Jürgen Keicher. Letztes Jahr war die Ernte besonders gut, da konnte er neun Tonnen einfahren, dieses Jahr werden es wohl so um die sechs Tonnen sein. 

Ein Problem ist, wie fast überall in der Landwirtschaft, die Trockenheit. Zwar regnet es immer wieder, aber nur zwei bis drei Liter pro Nacht. Ein paar Täler weiter können es dann 30 Liter sein. Aber das nützt nichts. „Wir müssen das Wasser herfahren und gießen.“ 

Die Trockenheit macht auch den Kirschen zu schaffen

Gerade weil die Keichers keine Spritzmittel einsetzen, kommt vom Regen wenig bei den Bäumen an. Die weißen Zelte, die man vom Weinschatzkeller aus sieht, sollen Schädlinge wie die Kirschfruchtfliege abhalten. „Viel schlimmer sind aber die Spatzen, wenn sich das bei denen rumspricht, dann kommen die in Scharen.“ 

Die dicht gewebten Netze halten aber auch den Regen größtenteils ab, deshalb muss von Hand nachgegossen werden. Mit einer Maschenweite von 0,8 Millimeter kommt Drosophila suzukii, zu deutsch Kirschessigfliege, nicht durch. 

Statt Schädlingen summen Hummeln und Bienen um die Kirschen

Im Innern ist es gemütlich und warm. Trotz der Netze summt und brummt es um die Kirschbäume herum. Hummeln und gehörnte Mauerbienen bestäuben die Blüten und tun sich am Honigtau der Blattläuse gütlich. Gegen diese setzen Anita und Jürgen Keicher Schwebfliegen und Marienkäfer ein. 

Das Ergebnis kann sich sehen – oder vielmehr schmecken lassen. Das süße Obst hat aber seinen Preis. Als Erzeuger verkauft Jürgen Keicher das Kilo nicht unter zehn Euro – mit ein Grund, warum das Paar den Weinbau aufgegeben hat. Hier standen Aufwand und Ertrag nicht mehr im finanziellen Einklang. 

Kirschen kosten im Markt bis zu 20 Euro das Kilo

An die Endverbraucher geht das Erlenbacher Obst je nach Markt für Preise von 16 bis zu 20 Euro das Kilo. „Für gute Qualität muss man das zahlen“, stellt Keicher fest, der aber auch anerkennt, dass für manche eine Schmerzgrenze erreicht ist, wenn der Händler noch mehr verlangen will. 

Auf dem Stuttgarter Großmarkt, in Biokisten und ausgewählten Märkten wie proÖko in der Heilbronner Kernerstraße, dem Biomarkt Geist in Öhringen oder samstags im Hofverkauf in der Erlenbacher Weißenhofstraße zwischen 9 und 12 Uhr gibt es die süßen Früchtchen zu kaufen. Auch auf den Wochenmärkten in Neckarsulm und Brackenheim gibt es „Earlise“ oder „Burlat“ oder eben die „Bellise“. 

Tipp vom Profi: Kirschen am besten im Kühlschrank lagern

Für die Erntehelfer Mariusz und Karolina gibt es viel zu tun. Die Bäume hängen zum Teil brechend voll mit den knallroten Kirschen. Nach dem Pflücken wird das Obst von der Chefin handverlesen, gewogen und in Kisten verpackt. Und – dieser Tipp gilt für den Erzeuger wie auch zu Hause nach dem Einkauf – Kirschen halten am besten gut gekühlt. „Am besten im Gemüsefach bei einem Grad. Dann gibt es auch kein Problem mit der Fäulnis.“

In Hohenlohe brauchen die Nascher noch etwas Geduld. „In etwa zwei Wochen startet die Kirschenernte“, schätzt Katja Rembold vom Obsthof Rembold in Öhringen-Baumerlenbach. Der genaue Beginn sei gerade schwer vorher zu sagen, sollte es die nächsten Tage so kühl und regnerisch bleiben. von

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