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Apfelernte in Obersulm
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Landwirt Markus Gruber aus Eschenau ist mit der Apfelernte zufrieden

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Fünf Saisonarbeiter bringen auf den Plantagen des Eschenauer Weinguts seit August die Ernte ein. Der Ertrag ist durchschnittlich. Die fünf Sorten werden zu unterschiedlichen Zeiten reif. 

Von Aaliyah Di Giacomo
Auch bei Regenwetter ist die Ernte im Weingut Gruber in Obersulm-Eschenau in vollem Gange. Die Anhänger des Apfel-Zuges werden fleißig beladen, unter anderem von Markus Gruber (hinten).
Auch bei Regenwetter ist die Ernte im Weingut Gruber in Obersulm-Eschenau in vollem Gange. Die Anhänger des Apfel-Zuges werden fleißig beladen, unter anderem von Markus Gruber (hinten).  Foto: Ralf Seidel

Grauer Himmel und Nieselregen – dennoch ernten die Arbeiter des Weinguts Gruber fleißig Äpfel. Seit Ende August läuft die Ernte in Obersulm-Eschenau auf Hochtouren, bei Regen werden öfters freie oder kürzere Tage eingelegt. „Bisher haben wir schätzungsweise 100 Tonnen geerntet. Um die 250 Tonnen Ertrag erwarten wir dieses Jahr“, sagt Inhaber Markus Gruber. „Für uns ist die Ernte durchschnittlich. Der Ertrag war letztes Jahr relativ groß, wodurch er jetzt geringer ausfällt“, berichtet er dennoch zufrieden. Mit Gummistiefeln und Regenmänteln stehen die Erntehelfer in der Plantage. Sie legen die gepflückten Äpfel in die Anhänger, die am Schlepper hängen. Bei dem düsteren Wetter strahlen die roten Äpfel umso kräftiger. „In den Ferien haben die Kinder noch beim Apfelpflücken geholfen. Jetzt sind wir insgesamt fünf Leute“, sagt der Familienvater.

Ausgerüstet mit Regenmantel, Gummistiefeln und Kopfbedeckung steht der Ernte nichts im Weg. Die Erntehelfer pflücken die Sorte Kanzi.
Ausgerüstet mit Regenmantel, Gummistiefeln und Kopfbedeckung steht der Ernte nichts im Weg. Die Erntehelfer pflücken die Sorte Kanzi.  Foto: Ralf Seidel

Fünf Sorten werden in Eschenau geerntet

Auf sechs Hektar stehen circa 20.000 Bäume in Reih und Glied. Markus Gruber baut fünf Sorten an, die unterschiedlich reif werden. Die Saison startet im August mit Elstar, danach folgen Gala, Kanzi und Evelina. „Kanzi macht 40 Prozent unseres Ertrags aus“, sagt Gruber. „Evelina ist wahnsinnig empfindlich auf Druckstellen, deshalb kann sie nur bei trockenem Wetter geerntet werden“, erklärt er. Darüber hinaus ist diese Sorte sehr anfällig für Sonnenbrand. „Aber sie ist einfach von der Farbe cool, knallrot.“ Wie rote Punkte leuchten die Äpfel zwischen den grünen Blättern. Den Abschluss der Apfelsaison bildet eine Sorte namens Fräulein: „Die gibt es nur in Deutschland und ist noch relativ neu. Der Name wurde bewusst gewählt, um zu provozieren“, berichtet der Landwirt. „Fräulein wird zum Ende der Saison bereits erwartet. Sie ist sehr schmackhaft und saftig“, sagt der 47-Jährige.

Der Verkauf der Tafelware

Die meisten Äpfel gehen in den Verkauf. Die Erntehelfer sortieren Äpfel mit Schalenfehlern aus, die zu Saft gepresst werden. „Das ist ärgerlich“, sagt Gruber, „die Tafelware wird besser bezahlt.“ 

„Es ist der schlimmste Druck, wenn man die Ware nicht verkauft bekommt“, meint Gruber. Bei der geringen Ernte 2017 habe der Obstbau viele Regalplätze in den Läden verloren. Für den hohen Ertrag ein Jahr später hätten die Abnehmer gefehlt, wodurch Gruber die Preise reduzieren musste.

In Holzkisten werden die Äpfel gelagert. Die knallroten Evelina strahlen bei dem Regenwetter besonders leuchtend um die Wette.
In Holzkisten werden die Äpfel gelagert. Die knallroten Evelina strahlen bei dem Regenwetter besonders leuchtend um die Wette.  Foto: Ralf Seidel

Sonnenbrand, Unwetter und Schädlinge

Markus Gruber zeigt einen Apfel mit beschädigter Haut: „Sonnenbrand wird immer mehr, das ist anders als vor 30 Jahren. Die Sommer sind trocken, es gibt mehr Hitzetage. Durch die Sonnenstrahlen verkochen die Äpfel unter der Schale.“ Abhilfe schaffen kann der Landwirt durch Hagelnetze: Bei der empfindlichen Sorte Evelina verwendet er ein sehr dunkles Netz, dass die Äpfel auch vor der Sonne schützt. „Tendenziell nehmen Unwetter zu“, beobachtet Gruber. Er selbst hat jedoch nur geringe Schäden zu verzeichnen. Eine größere Herausforderung sind Schädlinge: „Invasive Arten wie Wanzen haben oft keinen natürlichen Gegenspieler und können nicht bekämpft werden. Wir sind bereit für indirekte Hilfe und bieten Nisthilfen, Bienenhotels und Sitzstangen an. Aber wir brauchen Unterstützung seitens der Politik für Zulassungsverfahren gegen neue Schädlinge.“

Die Frage nach der Zukunft des deutschen Obstanbaus

Zwischen den Apfelbäumen hoppelt ein Hase. „Auch Rehe sieht man oft. Als ich jünger war, habe ich die Natur nicht so zu schätzen gewusst. Aber das ist eine der schönen Sachen des Berufs“, erzählt der 47-Jährige. „Der Job gibt einem viel zurück, anders wäre er nicht machbar.“ Er berichtet von dem Problem, dass es keinen Nachwuchs für den Beruf gebe. Die größte Herausforderung sieht Gruber in den steigenden Kosten. Hat der Obstbau in Baden-Württemberg und Deutschland noch Zukunft? Diese Frage beschäftigt ihn. „Betriebe mit 300 Hektar gibt es hier nicht. Unser Betrieb ist kleinstrukturiert und vielfältig. Mir sind regionale Lebensmittel immer lieber als Produkte aus der Ferne“, betont der Betriebsleiter im Wein- und Obstbau.

Die meisten Äpfel des Obstbaus seien Tafeläpfel, so Weingut-Inhaber Markus Gruber. Tafeläpfel sind Früchte, die direkt nach der Ernte verzehrt werden können. Diese werden in Supermärkten und Discountern in der Region verkauft. Gruber liefert seine Ware an den Obstgroßmarkt in Öhringen. Von dort werden sie an die Württembergische Obstgenossenschaft (WOG) und die BayWa abgegeben. Die Früchte werden sortiert, verpackt und an die Supermärkte verteilt.

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