Praxisklinik Leintal vor der Einweihung
Die Praxisklinik Leintal öffnet am 1. April mit Orthopädie, Chirurgie, Radiologie, Physiotherapie, Sanitätshaus und Café. Sieben Millionen Euro hat das Sulzfelder Unternehmen Mayer in das Projekt investiert.

Für Bürgermeister Ralf Steinbrenner ist sie "ein medizinischer Leuchtturm": Die Praxisklinik Leintal, die am Gründonnerstag am Leingartener Bahnhof eröffnet. Sieben Millionen Euro hat das Sulzfelder Unternehmen Mayer in das Projekt investiert, das Orthopädie, Unfall- und Allgemeinchirurgie, Sportmedizin, Radiologie, Physiotherapie, und Sanitätshaus unter einem Dach vereinigt. Das Café Förch ergänzt das Angebot. Eine Apotheke soll folgen.
"Wir haben hier ein Team von Spezialisten, das gibt es selten", sagt Geschäftsführer Jürgen Mayer, der sich auf den Bau von Gesundheitszentren im In- und Ausland spezialisiert hat. Initiatoren sind die vier Ärzte Dr. Johannes Pohl und Dr. Philipp Menzel aus Bad Rappenau sowie Marc Hoffmann und Patrick Menzel aus Schwaigern.
Verkehrstechnisch idealer Standort
"Wir sind alle gebürtige Heilbronner und haben uns in der Plattenwald-Klinik kennengelernt", erzählt Philipp Menzel. Das Gelände der ehemaligen Zichorienfabrik hat für das Quartett viele Vorteile: Direkt an der B 293, die Stadtbahnhaltestelle und 80 Parkplätze vor der Tür, ist es aus allen Richtungen gut erreichbar. Die Stadt Leingarten plant zudem, dort eine Bürgerbus-Haltestelle einzurichten. Durch die Zusammenlegung der beiden bisherigen Gemeinschaftspraxen zur Praxisklinik Leintal eröffnen sich sowohl fachlich als auch räumlich ganz neue Möglichkeiten.
Auf 600 Quadratmetern befinden sich im ersten Obergeschoss der Praxisklinik zwei Operationssäle, ein Tagesbetten- und ein Sprechstundenbereich sowie Räume für konservative Therapieverfahren. Vier Themenschwerpunkte sind dort gebündelt: Neben der klassischen Orthopädie ist das zum einen die Unfallchirurgie, die durchgehend von 8 bis 18 Uhr geöffnet ist. "Wir arbeiten mit dem Rettungsdienst zusammen, der uns auch anfährt", erläutert Philipp Menzel. Darauf ist er stolz. "Denn das ist ein Mangel in Deutschland", weiß der Mediziner. Nicht jeder kleine Knochenbruch oder jede Schnittverletzung müsse in der Notaufnahme der SLK-Kliniken behandelt werden, in denen es oft zu langen Wartezeiten komme, erst recht, seit die kleinen Krankenhäuser in Brackenheim und Möckmühl geschlossen hätten.
Dritter Schwerpunkt ist die Sportmedizin mit Behandlung und Rehabilitation von Sportverletzungen. "Wir betreuen auch Sportevents wie den Neckar-Cup", sagt Menzel. Die Allgemeinchirurgie ist der vierte und "ein ganz neuer Sektor bei uns, der im ambulanten Bereich extrem fehlt", führt der 37-Jährige weiter aus. Dazu gehören beispielsweise Operationen proktologischer Erkrankungen oder von Leisten- und Nabelbruch.
Die Röntgenabteilung teilen sich die vier Ärzte mit Professor Reinhard Tomczak, der mit seiner Praxis für Radiologie- und Nuklearmedizin ins Obergeschoss des Neubaus zieht. "Wenn Orthopäden und Radiologen in einem Haus sind, ist das eine gute Konstellation", findet Tomczak. Für ihn ist es neben dem Ärztehaus in Bad Friedrichshall und der Klinik in Crailsheim der dritte Standort.
Trainingsraum und Barrierefreiheit
Auch für die Physiotherapeuten Thomas Lörcher, Leander Wallmann und Oliver Freericks eröffnet der Umzug nach Leingarten neue Perspektiven. "Wir haben die Möglichkeit, in unserem neuen Physiozentrum ganzheitliche Therapie anzubieten", so Lörcher. Er selbst ist "Exil-Heilbronner" und hat zuletzt in Mainz gearbeitet. Wallmann und Freericks hatten eine Praxis in Neckarsulm. In 13 Behandlungsräumen bietet das Physiozentrum das ganze Spektrum von Osteopathie über Massage bis hin zur Krankengymnastik. "Herzstück ist unser 150 Quadratmeter großer, hochmoderner Trainingsraum, in dem wir den Patienten die Möglichkeit geben, unter Anleitung etwas für sich zu tun", sagt Lörcher. Auch Nicht-Patienten können hier trainieren.
"Die verkehrstechnische Anbindung, barrierefreie Räume, die direkte Verbindung zu Orthopädie und Physiotherapie", gaben für Thilo Kuhmann den Ausschlag, seine Schwaigerner Filiale des Sanitätshauses Mayer & Rexing in die Nachbarstadt zu verlegen. "Ursprünglich wollte ich in Schwaigern modernisieren", sagt der Geschäftsführer. Statt auf 80 werden er und sein vierköpfiges Team künftig auf 145 Quadratmeter für die Kunden da sein.
Die Erlenbacher Bäckerei Förch eröffnet in Leingarten ihre 15. Filiale. Das Café hat 25 Plätze, auf der Terrasse gibt es weitere 20. "Wir sind ganz neu im Leintal und freuen uns darauf, ein neues Gebiet zu erschließen", sagt Geschäftsführerin Rita Gosch.
Apotheke hat "Karenzzeit"
Im Oktober 2018 hat Jürgen Mayer sein Projekt für das Gesundheitszentrum zum ersten Mal im Leingartener Gemeinderat vorgestellt. Zuvor hatte es Unstimmigkeiten im Leintal gegeben, die aber bald ausgeräumt waren. In Schwaigern war gemutmaßt worden, dass Leingarten die Ärzte Patrick Menzel und Marc Hoffmann abgeworben hat. Mit deren Umzug verliert Schwaigern auch den Kassensitz für eine orthopädische Praxis.
Für Investor Jürgen Mayer war das Projekt "baulich eine große Herausforderung". Zweimal gab es beim veredelten Rohbau Unterbrechungen wegen Coronafällen. "Bis wir selbst für den Innenausbau rein konnten, war der Zeitplan schon an der hinteren Kante", so Mayer. Am 1. April gehen alle Einrichtungen im Haus in Betrieb, bis auf die geplante Apotheke. "Die Apotheke hat eine Karenzzeit, muss aber spätestens im Sommer 2022 eröffnen."