Stimme+
Schwaigern
Lesezeichen setzen Merken

Perfekte Voraussetzungen für den Trüffelanbau

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Es herrscht Goldgräberstimmung: Markus Dieter und Aaron Reiner haben in Schwaigern eine Plantage angelegt. Hier wollen sie in sieben Jahren zum ersten Mal Trüffel suchen. Ob das klappt?

Die beiden Landwirte Aaron Reiner (links) und Markus Dieter inmitten ihrer neu angelegten Plantage. Die noch winzigen Trüffelbäume sind in der Blütenpracht kaum wahrnehmbar.
Foto: Claudia Kostner
Die beiden Landwirte Aaron Reiner (links) und Markus Dieter inmitten ihrer neu angelegten Plantage. Die noch winzigen Trüffelbäume sind in der Blütenpracht kaum wahrnehmbar. Foto: Claudia Kostner  Foto: Kostner, Claudia

Weinberge, Mischwälder und kalkhaltige Böden: In Schwaigern gibt es die besten Voraussetzungen für Trüffel, finden Markus Dieter und Aaron Reiner: "Sie wachsen hier ganz natürlich." Diese besonderen Speisepilze zu sammeln, ist in Deutschland aus Gründen des Naturschutzes jedoch verboten. Im Gegensatz zum Anbau, an dem sich in jüngster Vergangenheit auch hierzulande immer mehr Trüffelfans versuchen. "Es herrscht Goldgräberstimmung", formuliert es Aaron Reiner, der ebenso wie Markus Dieter davon "infiziert" ist.

Auf den ersten Blick ist es eine herrliche Blumenwiese, die im Sonnenschein in Weiß-, Rot-, Gelb-, Violett- und Blautönen leuchtet. Kornblume, Phacelia, Klatschmohn, Malve, Inkarnat- und Rotklee haben die beiden Landwirte auf dem ein Hektar großen Grundstück ausgesät. "Alles ist voll mit Bienen", freut sich Aaron Reiner.

Mit Trüffelsporen geimpft

Das eigentlich Besondere wächst aber inmitten dieser Blütenpracht: Noch ganz unscheinbare zarte Pflänzchen, die einmal zu kräftigen Eichen, Buchen, Kiefern, Linden, Haselnusssträuchern und Ebereschen heranwachsen sollen. Baumarten, die mit Blick auf den Klimawandel auf eher trockenes Wetter ausgelegt sind und deren Wurzelwerk in der Baumschule mit Trüffelsporen geimpft wurde. "So lange gibt es die Trüffelimpfung noch nicht", erklärt Markus Dieter. Er hat sich schon einige Jahre mit dem Thema beschäftigt, "aber es hat immer die passende Fläche gefehlt". Bis im Bio-Obstbaubetrieb der Familie Reiner die Rodung eines Apfelgrundstücks anstand.


Mehr zum Thema

Stimme+
Leingarten
Lesezeichen setzen

Neunjähriger Junge findet ein Kilo Trüffel im Garten seiner Oma in Leingarten


Rund 15.000 Euro haben die beiden Pioniere in ihre Plantage investiert. Für Samen, Trüffelbäume und einen Zaun zum Schutz vor Wildverbiss. Die Trüffel gehen mit den Wurzeln der Bäume eine Symbiose ein. "Eine genial ökologische Kultur. Man muss keinen Pflanzenschutz betreiben, nur die Wiese mähen", schwärmt Obstbaumeister Aaron Reiner. Bis dahin braucht es aber noch ein bisschen Geduld: "Diese Anlagen tragen nach sieben bis zehn Jahren." Ob es tatsächlich funktioniert? "Ein Risiko."

Bevor sie sich an ihr Projekt gewagt haben, haben sich Reiner und Dieter umfassend informiert. "Wir waren auf Seminaren des Deutschen Trüffelverbands", erzählt Markus Dieter. Auch durch einige Gerichte mit Trüffel haben sie sich im Lauf der Zeit probiert. "Eine Reise nach Frankreich steht auf dem Plan", sagt der Winzer. Eine Plantage in Deutschland, die erfolgreich läuft, haben sie noch nicht ausfindig gemacht. "Man hat das Gefühl, es gibt ganz viele Laien, die mit Landwirtschaft nichts zu tun haben", ergänzt Aaron Reiner. Für viele sei es eher ein Hobby.

Professionell herangehen

Die beiden Freunde aus Schwaigern wollen es dank ihrer Berufserfahrung professioneller angehen. Die Hauptsorte, die sie angebaut haben, ist der Burgundertrüffel. "Dafür zahlt man zurzeit etwa 400 bis 500 Euro pro Kilogramm", weiß Reiner. Ein kleinerer Teil der Bäume ist mit Sporen der Sorte Périgord geimpft. "Der Preis ist viel höher, aber dafür auch das Risiko", sagt der 31-Jährige. Vor allem deshalb, weil Périgord-Trüffel keinen harten Frost vertragen.

Gesucht werden die teuersten und unter der Erde wachsenden Speisepilze heutzutage nicht mehr mit Schweinen, sondern mit speziell ausgebildeten Hunden. Ob und wer sich einen solchen anschafft, darüber diskutieren Reiner und Dieter noch. Es gebe auch die Möglichkeiten, einen Profi zu engagieren, der seinen Vierbeiner mitbringt, so Markus Dieter. Aaron Reiner würde sich freuen, wenn der Trüffelanbau in Deutschland irgendwann so gut funktioniert wie in Frankreich oder Italien: "Es wäre toll, wenn der deutsche Trüffel den aus dem Ausland in Zukunft komplett verdrängt."

Neuer Wirtschaftszweig

Die bekanntesten Trüffelregionen sind Spanien, Italien (Piemont, Toskana, Alba), Frankreich (Périgord) und Kroatien (Istrien). Dort werden die Trüffel kultiviert und in der Wildnis mit Hunden gesucht. Aber auch in Neuseeland, Australien, China oder Osteuropa werden Trüffel angebaut. Echte Trüffel gehören zu den teuersten Speisepilzen der Welt. Kommen sie in Deutschland in den Handel, muss ihre Kennzeichnung den sogenannten "Leitsätzen der Deutschen Lebensmittelbuch-Kommission" entsprechen, die der 2014 gegründete Verband für Trüffelanbau und Nutzung in Deutschland erarbeitet hat.

Das heißt, die asiatischen Trüffel dürfen nur noch unter den Bezeichnungen Chinesische Trüffel und China-Trüffel und nicht mehr als "Schwarze Trüffel" gehandelt werden. "Schwarze Trüffel" ist eine weitere offizielle Bezeichnung für die Périgord-Trüffel. Für die in Deutschland inzwischen regelmäßig angebauten Burgundertrüffel ist nur noch deren korrekter wissenschaftlicher Name Tuber aestivum zulässig. Laut Verband entwickelt sich mit dem Anbau und der Nutzung der Trüffel im Moment "ein ernstzunehmender Wirtschaftszweig".

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben