Kaffee für die Kanalsanierer, Weihnachtsbrötle mit der Post
330?000 Euro muss die Gemeinde in den Untergrund stecken − Schuhhaus mit Orthopädietechnik in der fünften Generation

Unterwegs in Massenbachhausen
Von unserer Redakteurin Claudia Kostner
"Wir arbeiten viel mit Wasser und Luft. Bei Minusgraden brauchen wir gar nicht erst anfangen", sagt Stefan Pfeifer. Am Freitagmorgen ist das Wetter aber noch nicht so winterlich wie mittags, deshalb ist die Firma Erles Umweltservice GmbH aus Meckesheim mit fünf Kolonnen à zwei Mann vor Ort. Seit November sind sie im Bereich rund um die Vogelsangstraße und den Kirchhäuser Weg vor allem damit beschäftigt, Kanalhaltungen an Häusern und Schächte zu sanieren. "330 000 Euro werden da verbaut, leider sieht man von oben nichts davon", sagt Massenbachhausens Bürgermeister Nico Morast.
Mit dem Fräsroboter
Es ist der dritte Sanierungsabschnitt im Rahmen der sogenannten Eigenkontrollverordnung. In den 60er-/70er Jahren seien die Häuser nicht korrekt an den öffentlichen Kanal angeschlossen worden, erklärt der planende Ingenieur Peter Spitznagel vom Heilbronner Büro Walter und Partner. Das korrigieren jetzt die Trupps der Firma Erles mit dem Reparaturroboter per TV-Kontrolle, "damit sie wieder dicht sind". Die Kolonne von Stefan Pfeifer arbeitet mit dem Fräsroboter: Querrisse müssen angeraut, von Steinzeugrohren muss die Glasur entfernt werden. Anschließend kommt der sogenannte Kurzliner zum Einsatz, eine mit Harz getränkte Glasfasermatte. "Sie wird aufgewickelt und positioniert. Dann wird Luft mit 1,5 oder 1,8 bar draufgegeben und verpresst", so Pfeifer. Danach muss das Ganze zwei Stunden aushärten.
Neugierige Ratten
"Wir machen viel Radau, weil das Fräsen pneumatisch läuft", sagt der Kanalsanierungsoperateur. Die Anwohner seien aber sehr verständnisvoll. "Wir kriegen sogar Kaffee und Butterbrezeln", ergänzt sein Kollege Holger Schmidt. Ihnen ist aufgefallen, dass es viele Ratten gibt in Massenbachhausen. "Wenn wir runtersteigen, hauen sie ab. Aber wenn der Roboter drin ist, sind sie sehr neugierig", erzählt Pfeifer.
Hochsaison in der Postagentur
In der Postagentur im Rathaus geben sich die Kunden die Klinke in die Hand. Elke Albrecht nimmt Pakete entgegen, frankiert Briefe, zahlt Geld aus. Ihre Kollegin Bettina Neuweiler ist heute zum Müllmarken-Verkauf eingeteilt, da geht es ruhiger zu. Seit dieser Woche sei spürbar mehr los in der Poststelle, sagt sie. "Viele wollen auch was ins Ausland verschicken, Weihnachtsbrötle oder Süßigkeiten zum Beispiel", weiß die 44-Jährige, die viele der Kunden persönlich kennt. Auch Briefe würden vor Weihnachten mehr versendet: "Man denkt immer, es wird nicht mehr so viel geschrieben, aber so ist es nicht." Seit einem Jahr arbeitet die dreifache Mutter und gelernte Einzelhandelskauffrau Teilzeit in der Postagentur. "Das ist mein Wiedereinstieg ins Berufsleben. Es ist gut, dass es im Ort ist, und morgens sind meine Kinder in der Schule."
Fünfte Generation
Auch in der Werkstatt des Schuhhauses Leopold ist viel los. Nicht nur Schuhe werden dort besohlt, sondern auch orthopädische Schuhe und Sicherheitsschuhe angefertigt, Einlagen hergestellt. Im Laden werden Schuhe verkauft. In der fünften Generation leitet Christiane Leopold den Ausbildungsbetrieb mit Filialen in Bad Wimpfen und Bad Rappenau. "Schon als Kind bin ich mit zum Schuheinkauf gegangen, war mit bei Patienten. Ich habe den Beruf sozusagen in die Wiege gelegt bekommen", erzählt die Orthopädieschuhmacher-Meisterin und Betriebswirtin. Das Überleben auf dem Land sei nicht einfach. "Nur durch unseren Service und weil wir ein Familienbetrieb sind, können wir uns halten", sagt sie. Auch Seniorchef Karl-Heinz Leopold (77) schafft noch mit.