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Intersport-Eimüllner macht Laden dicht

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Geschäftsführerin des Lauffener Geschäfts beklagt mangelnde zeitnahe Entwicklungsmöglichkeiten am Ort. Der Druck durch den Onlinehandel wächst auch für den Sportartikelhändler stetig.

Von Rolf Muth
Die Ladenfläche im Haupt- und Nebenhaus ist zu klein geworden, alternative Standorte kommen laut Inhaber zu spät.
Die Ladenfläche im Haupt- und Nebenhaus ist zu klein geworden, alternative Standorte kommen laut Inhaber zu spät.  Foto: Mugler, Dennis

Tausende Artikel werden gerade in der Tennishalle Talheim für den Ausverkauf vorbereitet. Das Lager in Lauffen ist fast komplett geräumt. Ein weiteres Traditionsgeschäft schließt in der Hölderlinstadt seine Pforten. Nach 41 Jahren gibt die Familie Eimüllner/Häffner auf.

Das hat verschiedene Gründe, wie Geschäftsführerin Tina Häffner ausführt: "Für uns war es jetzt klar, einen Strich zu ziehen, bevor wir die Mitarbeiter nicht mehr bezahlen können." Die Firma schreibe zwar immer noch schwarze Zahlen, doch die Umsätze passen nicht mehr, die Kundschaft wird weniger. "Im Geschäft lässt man sich beraten, zuhause wird dann online bestellt." Ein Trend, der immer spürbarer wird.

Suche nach einem Standort

Gründerin Marga Eimüllner betont, dass sie und ihr Mann Uli schon seit sieben Jahren einen neuen Standort gesucht hätten, um sich schlagkräftig und zeitgemäß neu aufzustellen. Doch eine Fläche gibt es bis heute nicht. Das Baugebiet "Brühl" bei Lidl und Aldi, das ebenfalls auf sich warten lasse, komme für das Sporthaus nun zu spät, sagt Tina Häffner.

Am 1. April 1977 gründet Uli Eimüllner das Sportgeschäft in der Lauffener Wilhelmstraße. Der Fußballprofi, der sich in der Zweiten Liga bei Reutlingen und Ludwigsburg einen Namen gemacht hat, holt den früheren österreichischen Skirennfahrer Hermann Sint mit ins Boot. Ihn hat er beim Tennisspielen kennengelernt. Das Geschäft läuft gut. 1983 wird ein Haus in der Nachbarschaft zugekauft, die Fläche auf zwei Ebenen deutlich vergrößert.

Unfall - ein schwerer Schlag für die Familie

Tina Häffner, hier mit ihrem Vater Uli Eimüllner, hat ihr Geschäft in der Wilhelmstraße 18 geschlossen. Der Ausverkauf findet ab kommenden Donnerstag im Tenniscenter Talheim statt.
Fotos: Dennis Mugler
Tina Häffner, hier mit ihrem Vater Uli Eimüllner, hat ihr Geschäft in der Wilhelmstraße 18 geschlossen. Der Ausverkauf findet ab kommenden Donnerstag im Tenniscenter Talheim statt. Fotos: Dennis Mugler  Foto: Mugler, Dennis

1987 erlebt die Familie einen schweren Schlag. Bei einem Verkehrsunfall auf Kreta wird Uli Eimüllner schwer verletzt. Zwei Monate liegt er im Koma, ein halbes Jahr lang im Krankenhaus. Danach ist er für immer an den Rollstuhl gefesselt. Sint hält der Familie die Treue. Die Familie überträgt ihm die Geschäftsführung. Schon vor dem tragischen Ereignis hat Eimüllner in der Talheimer Tennishalle, die der Familie gehört, mit den "Heilbronn Open" Spitzensport etabliert und Tennisgrößen in die Region geholt, etwa den Schweizer Roger Federer oder den Spanier Rafael Nadal. Auch im Rollstuhl managt Eimüllner das Großereignis bis 2014, drei Jahrzehnte lang.

Tochter arbeitet seit dem Studium mit

Vor drei Jahren hat Tochter Tina die Geschäftsführung übernommen. Die Betriebswirtschaftlerin arbeitet seit ihrer Ausbildung mit. Schon ihre Eltern wollten den Betrieb neu aufstellen, Häffner forciert 2014 die Standortsuche. Die Lage des Ladens, abseits in der Wilhelmstraße, das funktioniert auf Dauer nicht. Und: Die Fläche ist zu klein.

Im Zentrum, beim Postplatz, gibt es nichts Brauchbares. Große Läden gibt es hier nicht. Die Stadt stößt das Gewerbegebiet "Brühl" an, wo zwischen Feuerwehr und den Discountern Aldi und Lidl ein neues Einkaufszentrum entstehen soll. Rossmann und ein Ärztehaus sind im Gespräch. Auch der Neubau eines Intersport-Hauses. Das Ärztehaus ist geplatzt, auch die Idee "Intersport" kommt über Vorgespräche nicht hinaus. Die Familie zieht ihr Interesse zurück, meldet der Kommune im November 2017, dass sie für eine Fläche keinen Bedarf mehr hat. Tina Häffner: "Jetzt ist es für uns zu spät."

Der Sportmarkt verändere sich dramatisch, weiß die Unternehmerin. "Die Kosten bleiben gleich, der Online-Handel mit kaum schlagbaren Preisen nimmt zu, die Lieferkonditionen durch Intersport und die großen Sportartikelhersteller an kleinere und mittlere Händler werden immer restriktiver: "Je mehr du nimmst, desto einfacher wird es."

Mitarbeiter im November informiert

Tina Häffner hat "die Zahlen angeschaut und entschieden". Ein Unternehmensberater bekräftigt sie in ihrem Tun. Die Mitarbeiter, zwei Vollzeitkräfte und drei Teilzeitkräfte sowie eine Auszubildende, hat die 41-jährige Mutter von zwei Kindern im November noch informiert. "Der Weg in die Insolvenz war für mich keine Alternative." Die Eltern sind bereits in Rente, stehen hinter der Entscheidung der Tochter. Auch wenn es Uli Eimüllner schwer fällt. Das habe sich aber abgezeichnet. "Führende Hersteller vermarkten ihre Ware zuerst im Internet, wir bekommen sie erst ein paar Tage später." Der Fachhandel sei außen vor. "So sieht heute die Realität aus."

 

Ausverkauf in Talheim

2000 Paar Schuhe hängen an Stangen im Tennis-Center Talheim. Tina Häffner und ihr Team sind im Endspurt, ordnen die Sport- und Bademode für den Ausverkauf auf einer 300 Quadratmeter großen Fläche. Häffner: "Ich habe mittlerweile gefühlt 1000 T-Shirts einsortiert." Der Verkauf beginnt ab Donnerstag, 25. Januar, täglich 9.30 bis 18.30 Uhr und samstags von 9.30 bis 16 Uhr. Die Aktion, so Tina Häffner, endet voraussichtlich Mitte März. Parkplätze sind vor dem Center.

 

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