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Die Lauffener Stadtmauer ist ein kostspieliges Erbe

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Stück für Stück saniert die Stadt die einstige Wehranlage auf einer Länge von insgesamt 1,2 Kilometern und verhindert so den Verfall.

Von Rolf Muth
Das Neue Heilbronner Tor (Baujahr 1772) unterbricht die bis zu 15 Meter starke Schiedmauer. Der frühere Torwächter erbaute die Wohnung über dem Tor. Die Häuser seitlich sind in die Mauer eingelassen.
Foto: Rolf Muth
Das Neue Heilbronner Tor (Baujahr 1772) unterbricht die bis zu 15 Meter starke Schiedmauer. Der frühere Torwächter erbaute die Wohnung über dem Tor. Die Häuser seitlich sind in die Mauer eingelassen. Foto: Rolf Muth  Foto: Muth, Rolf

Die Stadtmauer ist ein schweres und ein kostspieliges Erbe, das die Altvorderen nachfolgenden Generationen in Lauffen hinterlassen haben. 1,2 Kilometer Sandsteinmauern, zum Teil bis zu 15 Meter mächtig, bewahrten die Stadt am Neckar einst im Mittelalter vor der Gier und dem Machthunger unfreundlicher Rivalen. Mittlerweile braucht diesen Schutz hier keiner mehr. Doch zu schützen ist das denkmalgeschützte Relikt allemal. In den vergangenen 20 Jahren hat Lauffen laut Stadtbaumeister Helge Spieth inklusive privater und Fördermittel rund 3,5 Millionen Euro aufgewendet, um den Verfall der imposanten Befestigung ums Städtle herum zu erhalten.

Sanierungsstand

Ein großer Bereich der Mauer auf städtischem Grund ist bereits instandgesetzt worden. Daher ist die Stadtmauer in großen Teilen gut in Schuss. Auch die mächtige Mauer, auf der die Regiswindiskirche thront, ist längst saniert.

Aktuell wird die um 1400 errichtete Schenkelmauer, eine ehemalige Vorstadtbefestigung vom alten Heilbronner Tor runter zur Mühltorstraße, wegen akuter Einsturzgefahr hergerichtet. 45 Meter dieses 100 Meter langen Mauerstücks verlaufen über zwei Privatgrundstücke. Es ist nicht einfach, Eigentümer für die aufwendigen Sanierungen zu begeistern. Spieth: "Die Sanierung jetzt läuft zwar als Privatmaßnahme, wird jedoch von der Stadt gemanagt."

Die Steine der Schenkelmauer sind zum Teil lose, das Mauerwerk brüchig.
Die Steine der Schenkelmauer sind zum Teil lose, das Mauerwerk brüchig.  Foto: Muth, Rolf

Im Fall der Schenkelmauer sei der Anteil der privaten Eigentümer überschaubar: "Die Zuschussanträge der Privateigentümer bei der Denkmalförderung des Landes mit insgesamt 81 130 Euro sowie bei der Denkmalstiftung mit 55 000 Euro wurden bereits bewilligt." Momentan rechne die Verwaltung mit rund 225 000 Euro Gesamtkosten, davon tragen die Eigentümer insgesamt rund 10 000 Euro. "Die restlichen Kosten von rund 80 000 Euro werden über einen Zuschuss der Stadt abgedeckt. Der Bauhof hat bereits in der kalten Jahreszeit das üppige Efeu beseitigt. "Das war ein Riesenaufwand", sagt Helge Spieth. Ohne Gerüst ging das freilich nicht. Das Bietigheimer Ingenieurbüro Grau, Wurst und Wisotzki wurde mit der Kartierung der Schäden beauftragt, aus der sich der Handlungsauftrag ableitet.

Spieth: "Momentan ist die Mauer mit Folie abgedeckt, dies ist eine naturschutzrechtliche Vorgabe um zu verhindern, dass nach der Freimachung von Efeu vor der Sanierung Eidechsen in die Mauer einwandern." Die Arbeiten wurden jetzt ausgeschrieben und sollen in der Mai-Sitzung des Gemeinderats vergeben werden. Der Bauamtschef rechnet mit dem Baustart im Juni.

Herausforderung

Die Schenkelmauer hin zur Mühltorstraße ist eingerüstet. Sie wird in diesem Jahr für über 200?000 Euro hergerichtet.
Fotos: Stadtbauamt
Die Schenkelmauer hin zur Mühltorstraße ist eingerüstet. Sie wird in diesem Jahr für über 200?000 Euro hergerichtet. Fotos: Stadtbauamt  Foto: Muth, Rolf

Ein großer Brocken folgt ab 2019 mit der 200 Meter langen Schiedmauer auf städtischem Grund. Zehn Abschnitte wurden separat begutachtet, zahlreiche Schadensbilder festgestellt. Dringenden Handlungsbedarf gibt es in der Kellereigasse, wo die Mauerschale brüchig ist, Steinschlag auf angrenzende Grundstücke nicht ausgeschlossen wird. Oder an der Werderstraße, wo die Standsicherheit der Mauer in Frage gestellt wird. 2019 bis 2021 soll Abhilfe geschaffen werden. Die Stadt rechnet mit Kosten von einer Million Euro. Das mächtige Bauwerk hat eine Tiefe bis zu 15 Meter und wird durch das neue Heilbronner Tor am Stadtausgang Richtung B 27 nach Heilbronn unterbrochen. Flechten und Algen haben die Steine besiedelt, die Mauer hat Aus- und Durchbrüche, weist defekte Fugen, korridierte Eisenteile und schadhaften Putz auf.

In einigen Bereichen, so das Lauffener Stadtbauamt, reichen kleinere Reparaturen - also Sanierungsmaßnahmen etwa mit Betonspritzen oder Nägeln. An anderen Stellen muss die Mauer laut Helge Spieth neu aufgebaut und die schadhafte Mauerkrone abgedichtet werden. So soll verhindert werden, dass künftig wieder Feuchtigkeit einsickert und das Mauerwerk beschädigt.

Planungsschritte

Im Einzelnen gibt es in Lauffen laut Stadtbauamtschef Helge Spieth folgende Mauerbereiche: den Klosterhof mit etwa 150 Metern, das Dorf mit dem Kirchberg, auf dem die Regiswindiskirche steht mit 200 Metern, das Städtle mit 600 Metern, die Rathausinsel hat 150 Meter Mauerwerk, die Schenkelmauer (privat und städtisch) hat eine Länge von 100 Meter. Projekte: Nach der Sanierung der Schenkelmauer 2018 folgen bis 2021 die Schiedmauer (eine Million Euro) als städtische Maßnahme, danach die Sanierung der 60 Meter langen Rathausmauer-Südseite (150 000 Euro) und die Sanierung der Schenkelmauer Süd mit 50 Metern und 150 000 Euro.

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