Bürger gründen Bürgerinitiative wegen Nachbarfirma
Schwarze Wolke aus dem Abzug der Härterei Reese ist Initialzündung für die Bürgerinitiative "Lebensswertes Hausen". 37 Bürger geben sich eine weitreichende Agenda.

Für ein "lebenswertes Hausen" wollen sich 37 Bürger aus dem östlichen Brackenheimer Stadtteil jetzt stark machen. Am Mittwochabend haben sie sich im Sportlerheim getroffen und eine Bürgerinitiative (BI) gegründet. Ihr Motto: "Was aus Hausen werden kann, das liegt an uns. Es geht jeden an."
Initialzündung für die organisierte Interessengemeinschaft ist der Streit um die Emissionen der Firma Reese. Die Härterei grenzt an die Wohnbebauung in der Ulmenstraße und sondert beim Abschrecken glutroter Werkzeuge in Ölbädern mehrmals am Tag schwarze Rauchwolken ab.
Schwarze Wolke beunruhigt Anlieger
"Es interessiert uns nicht, was in der Härterei passiert", sagt der neu gewählte Erste Vorsitzende der BI, Erwin Rapp. Es seien die Dämpfe, die von zwei Ventilatoren nach dem Abschrecken der Werkzeuge aus dem Werk geblasen würden, die die Bürger in dem Brackenheimer Ortsteil auf den Plan riefen. "Schwarze Wolke", sagen die Hausener dazu.
Streit um Luftmessung
Laut Philip Reese, Ingenieur in dem Familienbetrieb, befänden sich darin keinerlei gesundheitsgefährdenden Stoffe. Gemessen wurden die Emissionen allerdings nie. Das liegt auch daran, dass Härtereien nach deutschem Immissionschutzrecht keine genehmigungspflichtigen Anlagen sind. Und während das Unternehmen betont, dass der Rauch gar nicht gemessen werden kann, weil er sich in wenigen Augenblicken verflüchtige, behauptete Erwin Rapp bei der Gründungsversammlung der BI das Gegenteil: Er habe Kontakt zu einer Universität, die ihm bestätigt habe, dass die Stoffe gemessen werden könnten.
Bürger wollen Behörden Druck machen

Ein Gutachten habe allerdings nur einen Wert, wenn es vom Landratsamt Heilbronn in Auftrag gegeben werde, darin sind sich die Hausener am Mittwochabend einig. "Ansonsten hätten wir ein Privatgutachten, das Reese nicht anerkennt", so Rapp. Da die Kreisbehörde aus Sicht der Bürger in den vergangenen Jahren nur abgewiegelt habe, müsse man als Betroffene Druck machen.
Das gelte auch für die weiteren Ziele, die sich die Bürgerninitiative auf die Fahnen geschrieben hat. Etwa bei der Ausweisung oder Erweiterung von Wohn- und Gewerbegebieten. "Nicht ohne Bürgerbeteiligung", ist eine der Forderungen der BI. "Der Gemeinderat ist doch nur zum Ja-Sagen da. Zu sonst gar nichts", kritisierte Dieter Labitzke das Gremium. "Wenn wir nicht aktiv werden, passiert nichts", so der Hausener Bürger weiter.
Von Gewässerschutz bis Lärmgutachten
Hochwasser- und Gewässerschutz hat die BI ebenso auf der Agenda stehen wie eine Verminderung der Belastung durch Verkehr und Lärm. Die Erstellung eines Lärmgutachtens und eine Ausweitung von Tempo 30 auf ganz Hausen gehören zu den Forderungen. "Wir wollen versuchen den Bürgermeister mitzunehmen", sagte Erwin Rapp. "Wenn das nicht funktioniert, bleiben weitere Optionen offen."
Bürgerinitiative plant Informationsabend
Als nächstes plant die Bürgerinitiative einen großen Bürgerinformationsabend. Der Termin steht noch nicht fest. "Es hängt davon ab, wann wir von der Stadt die Halle bekommen", sagte Rapp.
          
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